Männerfreundschaft – Frauenfreundschaft

Ich unterhalte mich mit einer Freundin, die ich eine Zeit nicht gesehen habe.

Ich: Und? Was habt ihr Silvester gemacht?

Sie: Ruhig, Pärchenabend mit Fondue, mit Julia und ihrem neuen Freund.

Ich: Julia? Wer war das noch einmal?

Sie: Julia, du weißt schon, war immer sehr bunt gekleidet…

Ich: Nein! Deine Erzfeindin?! Ich dachte ihr hasst euch, seit ihr beide den selben Typen wolltet! Haben wir nicht diverse Abende über sie gelästert?

Sie: Naja, wir haben ja beide einen neuen Freund. Seit sie mit ihm zusammen ist, ist sie echt viel entspannter. Sie kleidet sich auch viel besser. Wir machen jetzt echt viel zusammen.

Ich: Ah, sie brauchte also nur mal einen Kerl und etwas guten Sex! War Anja auch dabei? [Ihre bisherige beste Freundin]

Sie: Nein. Wir verstehen uns irgendwie wie nicht mehr. Sie meint Tom [der neue Freund meiner Freundin] würde sie an einen Ex erinnern, und der habe sie betrogen, ich solle besser aufpassen. Und das ging mir irgendwann auf die Nerven. Sie hat sich echt verändert. Wir haben irgendwie nicht mehr die Verbindung, die wir früher hatten. Wir haben Silvester sogar etwas über sie gelästert. Julia mag sie ja auch nicht.

Ich habe so etwas in der Art schon häufiger gehört. Und ich meine, dass es eher Frauen als Männer waren. Männerfreundschaften halten meiner Erfahrung nach recht lang und Feindschaften, die auf einem recht hohen Level ausgetragen wurden, wandeln sich selten zu Freundschaften. Frauenfreundschaften scheinen aber eine gewisse aktive Verbindung zu erfordern, eine gefühlsmäßige Vertrautheit und Nähe, dass auch aus akuten Wissen über die gerade vorhandenen Sorgen und einer gewissen Empathie mit diesen besteht, während bei Männern eine Freundschaft sicherlich auch Pflege braucht, aber es weniger darauf anzukommen scheint, dass man diese Verbindung hat, wo man alle Probleme des anderen versteht, sondern eher das Wissen darum, dass das man gut miteinander auskommt und auf einer Wellenlänge liegt. Frauenfreundschaften scheinen mir auch schneller in Feindschaften wechseln zu können und umgekehrt. Mir scheint auch, dass Männer andere Streitstrategien haben. Frauen scheinen mir etwas nachtragender zu sein und Sachen persönlicher zu nehmen, sie brauchen gemeinsame Feinde und Freunde und das Gefühl insoweit auf einer Wellenlänge zu liegen. Männer hingegen streiten sich, aber danach ist es meist auch schnell wieder gut und bald vergessen und man kann wieder ein Bier zusammen trinken gehen.  (Natürlich alles nur im Schnitt).

Für das Phrasenschwein: Wahre Freundschaft gibt es eben nur unter Männern!

Wie würdet ihr die Unterschiede zwischen Männerfreundschaften und Frauenfreundschaften (im Schnitt) sehen?

12 Gedanken zu “Männerfreundschaft – Frauenfreundschaft

  1. Würde ich nicht unterschreiben. Bei meinem Bruder und mir war es eher andersrum.

    Und ich kenne nur ganz wenige Frauenfreundschaften, die in Feindschaften umgeschlagen sind, oder umgekehrt. Allerdings ebenso bei Männern. (Mensch, hab ich ein harmonisches Umfeld. ;))

    • @Paula
      „In Feindschaften umschlagen“ ist auch sicherlich ein Sonderfall. Wenn, dann kenne ich es allerdings eher von Frauen.

      Aber klar, die meisten Freundschaften werden ja nicht ohne Grund geschlossen und haben eine gewisse gemeinsame Vergangenheit. Das verbindet natürlich auch.

      Mir scheint dennoch, dass Frauenfreundschaften und Männerfreundschaften teilweise anders sind, andere Zugangsebenen erfordern. Siehst du da Unterschiede?

  2. Hallo,
    ich arbeite nun schon 22 Jahre im mittleren Management einer „bekannten“ Firma.

    Ich kann nur sagen, alte Sprichwörter haben Einiges für sich. Wenn es zu Reibereien zwischen befreundeten Männern kommt geht es in der Regel, meiner Erfahrung nach, verbal und oder auch mal körperlich zur Sache. Danach gibt es das obligatorische Bier und die Sache ist vergeben und vergessen.

    Wenn es zu Reibereien zwischen Frauen kommt, so geht das meiner Erfahrung nach viel weiter in die psychische Ebene hinein. Da werden mobbende Strukturen entwickelt, man möge es kaum glauben.

    Ich kann jedenfalls für meine berufliche Laufbahn behaupten, dass es sich sowohl für Männer, als auch für Frauen – nach Aussagen derselben – leichter unter Männern arbeiten läßt. Wie du schon sagtest, Frauen sind wohl in dieser Hinsicht eher personen-, Männer sachorientiert.

    So kann ich mich noch gut an Gespräche mit meiner damaligen direkten Vorgesetzten erinnern, die, beiläufig von ihrer Seite aus über die Kleidergewohnheiten der Mitarbeiter, deren Familienstand gingen, wohingegen das so ziemlich jedem Vorgesetzten, den ich im weiteren Laufe meiner Karriere hatte, so ziemlich Wurst war. Deren Privatsache, so lange sie nicht gegen die Etikette der Firma verstoßen.

    • „Wenn es zu Reibereien zwischen Frauen kommt, so geht das meiner Erfahrung nach viel weiter in die psychische Ebene hinein. Da werden mobbende Strukturen entwickelt, man möge es kaum glauben.“

      Ja, die Reibereien werden anders ausgetragen, weniger offen und eher hintenrum. Sicherlich auch nicht bei allen, aber im Schnitt schon. Bei Männern bleibt ein Konflikt in der Sache auch eher ein Konflikt in der Sache. Frauen sehen schneller einen persönlichen Angriff und beziehen Kritik meine ich eher auf sich. „Die will mich angreifen“ oder „Die hat die Bemerkung so und so gemeint und wollte mich damit schlecht machen“ kommt eher von einer Frau würde ich sagen.

      „So kann ich mich noch gut an Gespräche mit meiner damaligen direkten Vorgesetzten erinnern, die, beiläufig von ihrer Seite aus über die Kleidergewohnheiten der Mitarbeiter, deren Familienstand gingen, wohingegen das so ziemlich jedem Vorgesetzten, den ich im weiteren Laufe meiner Karriere hatte, so ziemlich Wurst war. Deren Privatsache, so lange sie nicht gegen die Etikette der Firma verstoßen.“

      Das Frauen allgemein mehr in persönliche Details gehen sieht man ja in vielen Bereichen. Zwei Männer, die weggehen, können sich den ganzen Abend über zB Fußball unterhalten und danach nicht viel an perönlichen Informationen aufgenommen haben, zwei Frauen, die miteinander weggehen sind eher auf dem neusten Stand was das Privatleben angeht (kennen aber dafür dann die wichtigen Fußballneuigkeiten nicht 😉

  3. Noch ein Faktum, welches nebenbei erwähnt für die Biologie und gegen die Queertheorie zu sprechen scheint.

    Man findet bei der überwiegenden Mehrheit der männlichen Postings, auch bei dir, keine Emoticons – die ja bekanntlich Emotionen ausdrücken sollen -, bei den weiblichen Postern allerdings scheint dies an der Tagesordnung zu sein.

    Interessant, scheint es doch wiederum dafür zu sprechen, dass Männer in der Regel eben die Sachebene, Frauen die persönliche Ebene vorziehen.

    Viele Beispiele
    Sachbuch versus Belletristik
    Zeitung versus Zeitschrift
    etc.

    • Interessanter Aspekt. Liegt aber sicherlich auch daran, dass Männer eher Sachblogs führen als Frauen, die eher Tagebuchblogs führen (wie immer im Schnitt). Sachblogs werden sicherlich allgemein weniger Emoticons enthalten.

      Ich suche im Übrigen zu „Sachbuch vs. Belletristik noch eine gute Statistik. Hat da jemand eine?

    • @Onyx

      Klar, es ist eine Überspitzung. Vielleicht mit einem wahren Kern, wobei es natürlich darauf ankommt, wie man „wahre Freundschaft“ definiert. Man könnte sagen, dass viele Frauen eben wesentlich „tiefere“ Freundschaften als Männer führen, weil sie sich vielmehr mit dem anderen auseinandersetzen und auf dessen Gefühle eingehen, oft mehr von ihm Wissen (im Schnitt). Man könnte im Gegenzug vielleicht auch anführen, dass Männerfreundschaften eine andere Ausrichtung haben, vielleicht deswegen aber auch stabiler sind (nein, Statistiken dazu habe ich nicht).
      Siehst du denn ansonsten Unterschiede?

  4. „Für das Phrasenschwein: Wahre Freundschaft gibt es eben nur unter Männern!“

    Ich gebe Ihnen in vielem recht, Christian, aber diese Phrase würde ich dann doch nicht unterschreiben. Sie deckt sich nicht mit meinen persönlichen Erfahrungen, wenn ich mir so die zum Teil jahrzehntealten Freundschaften meiner Mutter, Schwester oder Frau anschaue.

    Einen Unterschied, der mir zwischen Männer- und Frauenfreundschaften und überhaupt Gesprächen immer wieder auffällt ist, das Frauen sehr viel mehr über Beziehungen und soziale Dinge sprechen (wer hat wann was gemacht?), Männer mehr über Sachthemen wie sportliche und politische oder berufliche Themen.
    Das ist natürlich etwas verallgemeinert, aber in der Tendenz fällt es mir immer wieder auf.

    Die Hauptunterschiede liegen demnach nicht in der Tiefe einer Freundschaft, sondern in der Art der Kommunikation.
    Ich vermute mal, das jeder eben über das spricht, was ihn am meisten interessiert.

  5. @stepe

    „Ich gebe Ihnen in vielem recht, Christian, aber diese Phrase würde ich dann doch nicht unterschreiben“

    Ja, sie ist natürlich übertrieben. Ich kenne auch Frauen, die lange Zeit gut befreundet sind und Männerfreundschaften, die auseinandergegangen sind und nicht sehr stabil waren

    „Einen Unterschied, der mir zwischen Männer- und Frauenfreundschaften und überhaupt Gesprächen immer wieder auffällt ist, das Frauen sehr viel mehr über Beziehungen und soziale Dinge sprechen (wer hat wann was gemacht?), Männer mehr über Sachthemen wie sportliche und politische oder berufliche Themen.“

    Ja, das würde ich auch so sehen, hatte ich ja auch schon in einem Kommentar angesprochen. Allgemein zeigt sich meine ich auch im persönlichen Bereich ein gewisser Bezug zu „Personenthemen“ bei Frauen und zu „Sachthemen“ bei Männern. In der Tendenz und im Schnitt natürlich nur.

    „Ich vermute mal, das jeder eben über das spricht, was ihn am meisten interessiert.“

    Das würde ich auch sagen. Ich vermute, dass die Themen in der Biologie der Geschlechter angelegt sind. Evolutionäre Vorteile dieser Gesprächsstile lassen sich ja leicht benennen.

  6. Pingback: „Männer konkurrieren um was sie tun, Frauen um was sie sind“ « Alles Evolution

  7. Ich kenne das so, dass Mädchen/Frauen mit ihrer Freundin ein Herz und eine Seele sein wollen, und die Bindung ist enger und hält länger. Jungsfreundschaften sind meist distanzierter und wechseln öfter.

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