Doppelstandards bei Nacktfotos?

Helga von der Mädchenmannschaft sieht einen Doppelstandard beim Umgang mit Nacktfotos.

Wie oft haben wir das schon gehört? „ So eine Schlampe, dass sie nackte Bilder von sich machen liess“, wenn irgendein Teenager Nacktfotos seiner Ex veröffentlicht hat (…) Immer wieder kam der Hinweis an junge Mädchen, solche Fotos erst gar nicht zu machen. Dass das Veröffentlichen von Bildern gegen den Willen der abgebildeten Person das Problem ist? Keine Erwähnung. (…) Der nackt Abgebildete, der Kapitän des Clubs, sagte, er wisse nicht, was er getan habe, dass ihn jemand so demütigen wolle. (…) Hinweise an Footballstars, keine Nacktbilder machen zu lassen? Fehlanzeige. Staatliche Kampagnen gegen das Ausziehen junger Männer? Bisher nicht geplant.

Hier kommt meiner Meinung nach wieder die feministische These durch, dass jede Maßnahme, mit dem man einem Opfer zur Vorsicht rät, eine Schuldzuweisung an dieses ist, eigentlich müssten alle Maßnahmen auf den Täter ausgerichtet sein.

Zudem wird hier etwas als Doppelstandard empfunden, was meiner Meinung nach auf Unterschieden zwischen den Geschlechtern beruht.

Die männliche Sexualität ist wesentlich stärker auf optische Elemente ausgerichtet. Bilder einer nackten Frau droht damit eine wesentlich größere Verbreitung im Internet und wesentlich mehr Männer werden diese sehen wollen. Und das wahrscheinlich wiederholt und mit wesentlich sexuelleren Gedanken und in einem recht unbekleideten Zustand. Das Bilder von nackten Frauen weitergegeben werden und irgendwo im Internet auftauchen ist damit wesentlich wahrscheinlicher als der umgekehrte Fall. Frauen zu raten hier besonders vorsichtig zu sein ist damit durchaus vernünftig, weil die Frau nun einmal die beste Kontrolle darüber hat, ob Nacktbilder von ihr in Umlauf geraten.

Natürlich kann man den Frauen auch sagen, dass sie darauf vertrauen sollen, dass die Jungs oder andere Personen die Fotos nicht weitergeben und sie darauf verweisen, dass sie ansonsten diese Personen verklagen können. Aber dann ist der Schaden eben schon eingetreten und die Bilder vielleicht auf ewig im Internet.

Man vergleiche alleine die unterschiedliche Wahrnehmung der Nacktheit innerhalb Hollywoods. Bei schönen Frauen gibt es diverse Portale, die die passenden Nacktbilder vorhalten und die Fotografen versuchen jede freiwerdende Brust oder jeden Strandbesuch ausgiebig zu dokumentieren. Für Männer ist der Markt weitaus kleiner.

Es kommt sicherlich auch dazu, dass Sex bei den Geschlechtern anders wahrgenommen wird, aber das liegt auch daran, dass Männer ein anderes Verhältnis zu Sex haben als Frauen und Verfügbarkeit von Frauen und Männern anders wahrgenommen wird. Das eine Mal wird sie als Zeichen eines geringen Status gesehen, weil angenommen wird, dass die Frau gerade nicht einfach so Sex mit Männern haben will, sondern eher eine Beziehung mit einem „guten“ Mann, das andere Mal wird sie als gewünscht unterstellt.

Ich verweise insoweit auf zwei andere Artikel:

Die Hinweise an Fottballstars, keine Nacktbilder zu machen, fehlen nicht aufgrund Sexismus, sondern weil die Zielgruppe viel zu klein wäre eine solche Kampagne zu starten. Das sich die Kampagnen an Frauen wenden liegt daran, dass diese ein höheres Risiko und einen höheren Schaden haben.

Im Übrigen steht es natürlich auch einer Frau frei Unterlassung zu verlangen. Die meisten Frauen werden auch diesen Weg wählen. Aber dann ist – ebenso wie bei den Männern – das Kind bereits in den Brunnen gefallen.

15 Gedanken zu “Doppelstandards bei Nacktfotos?

  1. Meiner Meinung gibt diesen Doppelstandard. Nehmen wir z. B. einmal an, eine bekannte Sportlerin lässt sich nackt fotografieren. Ist ja schon vorgekommen.
    Dann werden nahezu reflexhaft Stimmen laut, die sagen, sie solle doch durch Leistung überzeugen und sich nicht zum Objekt machen lassen, ob sie so etwas denn nötig hätte, bis hin zum Vorwurf der Frauenfeindlichkeit.

    Ähnliches habe ich beispielsweise über den jährlichen Dieux de Stade Kalender noch nie gehört. Da sind französische Spitzensportler nackt abgebildet, aber niemals fragt jemand, ob die das denn nötig hätten oder schlägt vor, sie mögen doch bitte durch Leistung überzeugen. (Wahrscheinlich geht man davon aus, dass sie das im Gegensatz zu den Frauen ohnehin tun)

    Mir kommt es allerdings so vor, als kämen die Vorwürfe aus einer eher feministischen, oder mit dem Feminismus sympathisierenden Ecke.

    Im Prinzip stimme ich dem Mannschaftsmädchen zu. Allerdings geht sie typischerweise davon aus, dass in der ganzen Gemengelage Frauen im Nachteil sind. Klar, was auch sonst? Da stell ich dann wieder fest, dass manche Leute immer genau das tun, was man von ihnen erwartet. Originell ist selten.

  2. @ Christian
    Hallo, bevor ich aufs Thema eingehe, folgendes: Auf: http://www.wired.com/wiredscience/2010/12/chimp-dolls/

    wird eine Studie präsentiert, die bei Affennachwuchs ähnliches Spielverhalten entdeckt haben will, wie bei den Menschen. Stützt die biologische These: Jungen spielen in der Regel mit Autos, mit „toten“ Gegenständen, Mädchen mit „Puppen“.

    Letztlich habe ich eine Studie gefunden, in der behauptet wird, dass Frauen in der Regel nach 10 Liebhabern – auch das ließe sich biologisch erklären – keine längerfristige Bindung mehr eingehen.

    Zum Thema:
    Ich glaube es ist kein Zweifel daran, dass Männer eher visuelle Lebewesen sind. Im Gegensatz zu Frauen können Männer in der Regel die Erregung aus Bildern, Videos ziehen, wohingegen Frauen in der Regel! Situationen, Geruch etc. benötigen. Noch dazu ist ihre Erregungskurve zu Beginn flacher, als die bei Männern (Masters und Johnson). Des Weiteren glaube ich behaupten zu können, dass auch das Hauptaugenmerk ein anderes ist. Sind es bei Männern Brüste, Gesicht und primäre Geschlechtsmerkmale scheinen es bei Frauen Schultern, Körperbau, Gesicht und Po zu sein, in erster Linie.

    So gesehen sind Männer durch Bilder anderer, nackter Frauen in der Regel leichter erregbar. Wohingegen Frauen, wenn, dann nur Interesse zeigen bei statutär hochgestellten Männern (Brad Pitt nackt) oder bei wirklich gut aussehenden Männern. So jedenfalls meine Erfahrung.

    Damit ist der Hinweis darauf, dass sich Frauen oder Mädchen selber schützen sollten, als Zusatzhinweis sicher angebracht ohne sexistisch zu sein.

  3. @Hardy
    [Affen mit geschlechtergerechten Spielzeug]
    Danke für den Hinweis!

    „Wohingegen Frauen, wenn, dann nur Interesse zeigen bei statutär hochgestellten Männern (Brad Pitt nackt) oder bei wirklich gut aussehenden Männern. So jedenfalls meine Erfahrung.“

    Ja, während Männer auch die Nacktfotos von dem etwas pummeligeren Mädchen aus der Klasse sehen wollten und dadurch evt. erregt würden wäre dies bei dem etwas pummeligeren Jungen aus der Klasse vermutlich bei den Mädchen nicht der Fall.

    Ergänzend allerdings meine ich, dass auch Nacktheit für Frauen unproblematischer geworden sind. Eine Sportlerin, die sich im Playboy ablichten lässt wird ja eher für ihren Mut gelobt.

  4. Wobei sich evolutionsbiologisch die Frage stellt, warum sich ein Alpha-Mädchen in diesem Kontext ablichten sollte. Wäre es doch eher richtig, dass sie sich rarer machen sollte um eine bessere Auswahl zu haben, so wird sie ja nur von der breiten B, C-Klasse Masse der Männer wahrgenommen.

    Ein Alpha-Mann will im Gegensatz dazu ja keine, nennen wir es beim Namen, „Onaniervorlage“ für Omega-Männer als Partnerin.

    Was meinst du, woran liegt der Reiz für solche Alphafrauen, nackt zu posieren?

  5. „Was meinst du, woran liegt der Reiz für solche Alphafrauen, nackt zu posieren?“

    Ins Gespräch bringen und Begehrlichkeiten wecken. Je nach Ansicht hat es ja durchaus was, wenn man weiß, dass ein paar Millionen Männer mit der eigenen Freundin schlafen wollen und es aber nicht dürfen.

    Dadurch, dass Nacktheit normaler geworden ist, wird sie halt nicht mehr so stark wie früher mit sexueller Bereitschaft oder Billigkeit verbunden. Bei „hochwertigen, künstlerischen Fotos“ (so lautet glaube ich der gängige Euphemismus) zeigt sie eben nicht zuviel und kann gleichzeitig ihre Reize präsentieren.

    Dennoch wird man von der A-Liga weder bei den Männern noch bei den Frauen zu anstößige Fotos sehen. Nacktheit ist eben etwas sehr persönliches und kann zu leicht Statusabzug geben, der die zusätzliche kurzfristige Zusatzaufmerksamkeit ab einem gewissen Level nicht wert ist.

  6. „Ins Gespräch bringen und Begehrlichkeiten wecken. Je nach Ansicht hat es ja durchaus was, wenn man weiß, dass ein paar Millionen Männer mit der eigenen Freundin schlafen wollen und es aber nicht dürfen.“

    Ein interessanter Gedankengang, der mir allerdings nicht auf einen Alphamann anwendbar erscheint. Ein rangniedriger Mann, der eine ranghöhere Frau für sich gewinnen konnte, bei dem könnte ich es mir vorstellen – hat auch etwas Kompensatorisches. „Seht, wie ich es ihr besorge etc.“

    Bei einem Alphamann erscheint es mir, wenn wir einmal irgendwelche Fetische außen vor lassen wollen, unlogisch und zumal gefährlich zu sein. Denn ein nicht-bekommen-können ist relativ zu betrachten, zu all der Aufmerksamkeit, den neu geschaffenen Möglichkeiten, die sich zum Fremdgehen bieten, wenn besagte Frau nur einmal alleine in die Stadt geht. Nicht umsonst wurde Sexualität ins Private verbannt. Beim Rest stimme ich dir zu. All die Pornosternchen, die mit diversen Videos kursieren sind in meinen Augen keine Alphafrauen, waren sie es jedenfalls vorher nicht und sind es jetzt erst recht nicht mehr.

  7. @Hardy

    „Ein interessanter Gedankengang, der mir allerdings nicht auf einen Alphamann anwendbar erscheint.“

    Immer eine Frage der eigenen Einstellung. Ein wenig Brüste zeigen ist ja heute keine Sünde mehr. Ich denke das gibt heute kaum noch einen Abzug (es sei denn die Brüste sind nicht schön, aber das ist eine andere Sache. Ich vermute ja durchaus, dass das für einige Hollywoodschauspielerinnen der eigentliche Grund ist „anständig“ zu sein). Angelina hatte ja auch ein paar Nacktszenen und Brad Pitt ist sicherlich ein Alpamann. Solange gewisse Grenzen nicht überschritten werden.

    „All die Pornosternchen, die mit diversen Videos kursieren sind in meinen Augen keine Alphafrauen, waren sie es jedenfalls vorher nicht und sind es jetzt erst recht nicht mehr.“

    Ja, Sachen a la Paris Hilton sind sicherlich eher abträglich. Allerdings gibt es auch da sicherlich Männer, die das nicht stört und die immer noch recht weit oben stehen. Vielleicht dann eher aufgrund Reichtum.

  8. Das erklärt wie der Doppelstandart zustande kommt, aber das entschuldigt ihn nicht. Der Regelverstoß ging eindeutig von dem aus der die Bilder verbreitet haben. Dass es für Frauen schlimmer ist, wenn Nacktbilder von ihnen in die Öffentlichkeit gelangen hast du richtig erklärt, aber das entschuldigt gerade nicht, die Art wie der Diskurs geführt wird, sondern gerade deshalb ist es notwendig solche Vergehen konsequent zu ächten.

  9. @Robert Michel

    Zustimmung. Aber eine Ächtung erfolgt ja auch. Oder meinst du derjenige, der die Fotos eines Mädchens ins Netz stellt bekommt davon nichts ab? Zumal ja der Prozessweg beiden Geschlechtern offen steht.

    Wenn man weiß, dass es für Frauen schlimmer ist, wenn Bilder in die Öffentlichkeit geraten, dann finde ich es auch nachvollziehbar, wenn man sie in Warnungen eher anspricht. Wenn eine normale Person seine Brieftasche mit 1000 € auf dem Kaffeetisch liegen läßt und auf Toilette geht dann ist es eben auch etwas anderes als wenn ein Mutimillionär das selbe macht. Warum? Weil die Schadensauswirkungen subjektiv höher sind, wenn das Geld geklaut wird. Entschuldigt man damit Diebstahl? Ich meine nicht.

  10. Wer kompromittierende Fotos von sich macht oder machen lässt, der sollte sich der Gefahren durch unkontrollierte Verbreitung im Internet bewusst sein. Mädchen im Trotzalter, gar zu einer Mannschaft vereint mit potenziertem Trotz, zu sagen, dass es am sichersten wäre, gar nicht erst solche Fotos zu machen, das ist schwierig, weil Mädchen im Trotzalter keine Ratschläge von reiferen Menschen annehmen wollen. Darum heisst es Trotzalter. Frauen braucht Mann das nicht zu sagen, die wissen das, sind erwachsen und handeln selbstverantwortlich. Das unterscheidet das Mädchen von der (erwachsenen) Frau und die Mädchenmannschaft von der Frauenmannschaft.

  11. „Was meinst du, woran liegt der Reiz für solche Alphafrauen, nackt zu posieren?“

    Weil es geil ist und eine kleine Maso-Note hat. Sie muss es aber vor sich selbst rechtfertigen können und es darf nicht zu sehr gegen den Zeitgeist gehen.
    Deshalb hat es der Playboy im Moment schwer, während der Pirelli Kalender so ziemlich Jede kriegen könnte. Kunst oder auch der „gute Zweck(z. B. Peta)“ geht eigentlich immer. Frauen wollen sich zeigen, nur der Rahmen muss stimmen und darf nicht unter Wert liegen.

    Ein Alphamann hat übrigens keine Probleme mit öffentlichen Nacktfotos der Freundin(es sei denn aus kulturellen oder religiösen Gründen). Einen Ferrari lässt man ja auch nicht in der Garage stehen. Und die anderen können ihn ja gern anschauen, fahren dürfen sie ihn nicht.
    Seine Frau vor anderen verbergen zu wollen, ist eigentlich eher Beta-Denke.

  12. @Salvatore

    „Weil es geil ist und eine kleine Maso-Note hat.“

    Könnte ich mir auch vorstellen. Man gibt ihm etwas von sich und liefert sich aus.

    „Sie muss es aber vor sich selbst rechtfertigen können und es darf nicht zu sehr gegen den Zeitgeist gehen.Deshalb hat es der Playboy im Moment schwer, während der Pirelli Kalender so ziemlich Jede kriegen könnte. Kunst oder auch der „gute Zweck(z. B. Peta)“ geht eigentlich immer.“

    Und es muss im Einklang mit dem stehen, was man gesellschaftlich zeigen darf. Brüste sind okay, primäre Geschlechtsorgane nicht.

    „Frauen wollen sich zeigen, nur der Rahmen muss stimmen und darf nicht unter Wert liegen.“

    Wenn Männer optisch ausgerichtet sind, dann ist ein gewisser Drang der Frau sich optisch zu präsentieren quasi das Gegenstück dazu.

    „Ein Alphamann hat übrigens keine Probleme mit öffentlichen Nacktfotos der Freundin(es sei denn aus kulturellen oder religiösen Gründen). Einen Ferrari lässt man ja auch nicht in der Garage stehen. Und die anderen können ihn ja gern anschauen, fahren dürfen sie ihn nicht.“

    Eben. Solange es nicht zu weit geht.

  13. Das gibt es doch auch in ganz anderen Zusammenhängen:

    Schon als ich im Kindergarten war, wurde mir beigebracht, am Zebrastreifen erst anzuhalten und nach links und rechts zu schauen, ob die Autos auch anhalten, damit ich nicht überfahren werde. In der Grundschule kam sogar ein Polizist in die Klasse und hat das mit uns geübt!

    Dabei sollte doch eigentlich jedem Autofahrer klar sein, daß man an einem Fußgängerüberweg anhalten muß und die Menschen nicht überfahren darf. Aber offenbar ist es ja nicht allen klar, sonst würden die Kindergärten und Schulen ja nicht glauben, den Kindern so etwas beibringen zu müssen.
    Aber gibt es vielleicht Kampangen, in denen Autofahrern gesagt wird, daß sie am Zebrastreifen anhalten müssen? Nein, stattdessen wird den Kindern gesagt, sie sollten erstmal anhalten und schauen, bevor sie dort über die Straße gehen.

    Am Ende ist das Kindergartenkind wohl noch selbst Schuld, wenn es überfahren wird?!?!?!!!!11einself

  14. Pingback: Mate Choice Copying – Der lange Weg zum ersten Mal

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