Hegemoniale Männlichkeit

In einer Diskussion kam der Begriff der Hegemonialen Männlichkeit nach Connell auf, der erst einmal recht interessant klingt.

Aus der Wikipedia:

Aus dem Wikipediaeintrag zu Connell

Im Konzept der hegemonialen Männlichkeit zeigt Connell die ungleichheitsstrukturierende Kraft von Geschlecht auf: In seiner Analyse von Männlichkeitskonstruktionen als Hegemonie beanspruchend, nach Hegemonie strebend und sich um Hegemonie gruppierend verwendet er die Kategorie gender, um Ausgrenzungs- und Privilegierungsmuster entlang einer geschlechtlichen Ordnung zu erkennen. Er deckt dabei ebenso die Mittel auf, mit denen hegemoniale Männlichkeit hergestellt wird, als auch die Funktion, die die Unterordnung bestimmter Gruppen von Männern zur Herstellung oder zum Erhalt der Hegemonie anderer Männer einnimmt.

Aus dem Wikipediabeitrag „Wissenschaftliche Männerforschung

Männlichkeit definiert Connell als Praxis, hierunter versteht sie mehr als das Konzept der Rollentheorie, welches sie kritisiert. Sie versucht Männlichkeiten als Dominanzverhältnis unter Männern, gegenüber Frauen und im Zusammenhang mit anderen Unterdrückungsverhältnissen herauszuarbeiten. Darüber hinaus bestimmt sie den historischen Wandel der vorherrschenden Männlichkeit als bedingt durch das jeweilige Produktionsverhältnis der Gesellschaft. Gemeinsam ist den Männlichkeiten die patriarchale Dividende, das heißt der Profit, den Männer in einer patriarchal strukturierten Gesellschaft erhalten.

Connell unterscheidet zunächst zwei Männlichkeitstypen:

  • autorisierte Männlichkeit
  • marginalisierte Männlichkeit

Marginalisierte Männlichkeiten sind Männlichkeiten von Männern, die aufgrund ihrer ethnischen oder ihrer Klassenzugehörigkeit weniger anerkannt sind. In unserer Gesellschaft können beispielsweise Arbeiter oder türkische Männer keine autorisierte Männlichkeit aufweisen, da sie entweder die „falsche“ Klassenzugehörigkeit beziehungsweise die „falsche“ Ethnizität haben.

Daneben lassen sich drei weitere Männlichkeitsformen unterscheiden:

  • hegemoniale Männlichkeit
  • komplizenhafte Männlichkeit
  • untergeordnete Männlichkeit

Hegemonial ist die Männlichkeit, die am effektivsten das Patriarchat aufrechterhält. Diese geschlechtliche Hegemonie findet meist unter Zustimmung und Mitarbeit derjenigen statt, die beherrscht werden. Den diesbezüglichen Begriff Hegemonie hat Connell vom Marxisten Gramsci übernommen.

Ein historisch früher Typus, den Connell als hegemoniale Männlichkeit ausmachte, war der Conquistador, der an der Grenze, an der „frontier“, seine Männlichkeit zum Ausdruck brachte. Sie wurde abgelöst durch die „gentry masculinity“ (zum Beispiel George Washington). Heute lassen sich in der Bundesrepublik Deutschland Veränderungen der hegemonialen Männlichkeiten beispielsweise im Management (Ralf Lange) und in der „Forschungs- und Technologiepolitik“ (Peter Döge) nachweisen. Untergeordnete Männlichkeiten sind beispielsweise schwule oder transgender Männlichkeitsentwürfe. Komplizenhafte Männlichkeiten arbeiten der hegemonialen Männlichkeit zu und profitieren von ihr.

Also eine irgendwie nicht näher eingrenzbare Herrschaft des Mannes im Patriarchat (vgl. dazu auch „Butler und Patriarchat„). Es arbeiten zwar nicht alle Männer aktiv daran mit, aber es gibt Unterstützer und weniger Privilegierte, die nicht beherrschen können, weil sie einen anderweitigen Malus haben. (vgl. zu Privilegien der Männer auch „Männliche Privilegien, weibliche Privilegien und wohlwollender Sexismus“ und  „Männliche Privilegien und weibliche Privilegien: Argumentationsstrukturen„). Mit welcher Leichtigkeit das Patriarchat immer wieder auftaucht, ohne dessen Grundlagen wirklich zu begründen, überrascht mich noch immer.

Also im Prinzip: Die Männer sind schuld, die Einen mehr die Anderen weniger. Scheint mir etwas einfach zu sein.

Interessant wäre da, wie Frauen in Führungspositionen in diese Theorie eingebaut werden und wie eine Steuerung der Männer erfolgt, die ja teilweise keinen Vorteil von einem Patriarchat haben.

Ganz zu schweigen davon, dass Faktoren wie unterschiedliche Neigungen zu Tätigkeiten mit viel Wettbewerb, verschiedene Fähigkeitsverteilungen und der Vorteil von Status für Männer nicht erwähnt ist.

79 Gedanken zu “Hegemoniale Männlichkeit

  1. „““ 1. Männer sollten die Autonomie der Frauenforschung respektieren, was nicht heißen soll, umgekehrt eine Autonomie der Männerforschung einzufordern.
    2. Männerforschung soll Frauen und Männern offen stehen.
    3. Das vorrangige Ziel der Männerforschung ist die Entwicklung einer Kritik an männlicher Praxis, zumindest teilweise aus feministischer Sichtweise.
    4. Männerforschung ist interdisziplinär anzulegen.
    5. Männer, die Männerforschung betreiben, müssen ihre Praxis des Forschens, Lernens, Lehrens und Theoretisierens hinterfragen, um nicht die patriarchale Form eines desinteressierten Positivismus zu reproduzieren. Ziel sei eine Bewusstseinserweiterung der Männer.

    1990 ergänzte Jeff Hearn zusammen mit David Morgan in „The critique of men“ diese Prinzipien noch um die Punkte, dass (heterosexuelle) Männer sich nicht um Forschungsgelder und Universitätsposten bewerben sollen, die für Geschlechterforschung ausgeschrieben wurden, und dass feministische Wissenschaft und Frauenforschung in der eigenen Forschung und in den Institutionen zu unterstützen sei. „““

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4nnerforschung

    Kritische Männerforschung ist – um das Fazit vorwegzunehmen – reaktionär. Dem Mann als Hegemon wird Omnipotenz angedichtet. Der Verweis auf Hegemon und marginalisierte Männlichkeiten (typischerweise werden Homosexuelle und Transgender von jeder Komplizenhaftigkeit, d.h Schuld freigesprochen, womit die Misandrie als Ablehnung heterosexueller Männlichkeit vorgezeichnet ist) als komplizenhafte Zudiener stellt den Faschismus als die Verwirklichung des “ (heterosexuellen) männlichen Prinzips“ dar.

    Die gesamte Konzeption der sogenannten „kritischen Männerforschung“, mit R.Connell als einen der bekanntesten Protagonisten, ist alter Wein in neuen Schläuchen. Die Frau tritt nie als Akteurin auf, sie ist immer nur die passiv Erduldende, der Omnipotenz der hegemonialen Männlichkeit hilflos ausgeliefert. Dem Mann fällt die traditionelle Aufgabe zu, das schwache und von Schuld unbefleckte Weib zu schützen und zu versorgen, sei es materiell, sei es ideell.

    Könnte es nicht sein, dass Männer das sind, was Frauen wollen ? Immerhin sind es vorwiegend die Mütter, welche Männer sozialisieren und damit grundlegend prägen. Solche Gedanken aber sucht Mann in der „pseudokritischen Männerforschung“ vergebens, würde das doch das Konstrukt „hegemoniale Männlichkeit“ erheblich ins Schwanken bringen, wenn der Frau – in diesem Beispiel als erziehende Mutter – Macht zugebilligt würde, die möglicherweise viel tiefgreifender, nachhaltiger und für das Geschlechterverhältnis prägender ist als die vordergründige männliche Potenz, die sich in unserer heutigen Gesellschaft im Wesentlichen auf materielle Werte und dem daraus resultierenden gesellschaftlichen Einfluss ergibt.

    Zu dem Thema wär noch so Manches zu sagen, aber ich lass es vorerst mal bei diesen wenigen Gedanken.

  2. „„““ 1. Männer sollten die Autonomie der Frauenforschung respektieren, was nicht heißen soll, umgekehrt eine Autonomie der Männerforschung einzufordern.“

    Klar, den die Männerforschung hat ja auch Privilegien und ihre Ergebnisse dienen damit nicht der Wahrheit, sondern der Aufrechterhaltung des Patriarchats. Eine schöne Abwertung aufgrund des Geschlechts.

    „2. Männerforschung soll Frauen und Männern offen stehen.“

    Das sollte selbstverständlich sein.

    „3. Das vorrangige Ziel der Männerforschung ist die Entwicklung einer Kritik an männlicher Praxis, zumindest teilweise aus feministischer Sichtweise.“

    Oder eine Erforschung des Mannes. Sollte Forschung nicht eigentlich frei sein?

    „4. Männerforschung ist interdisziplinär anzulegen.“

    Insbesondere mit einem Schuß Biologie bitte.

    „5. Männer, die Männerforschung betreiben, müssen ihre Praxis des Forschens, Lernens, Lehrens und Theoretisierens hinterfragen, um nicht die patriarchale Form eines desinteressierten Positivismus zu reproduzieren. Ziel sei eine Bewusstseinserweiterung der Männer.“

    Vielleicht sollte erst einmal hinterfragt werden, ob die Patriarchatstheorie überhaupt richtig ist.

    „dass (heterosexuelle) Männer sich nicht um Forschungsgelder und Universitätsposten bewerben sollen, die für Geschlechterforschung ausgeschrieben wurden,“

    Klar, warum auch, Männer haben ja schon alles, da brauchen sie kein Geld.

    „und dass feministische Wissenschaft und Frauenforschung in der eigenen Forschung und in den Institutionen zu unterstützen sei. „“

    Und zwar unabhängig von Forschungsergebnissen!!!

    „Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4nnerforschung

    Schlimm.

    „Dem Mann als Hegemon wird Omnipotenz angedichtet.“

    Ja, und anscheinend ohne wesentliche Hinterfragung. Das Patriarchat ist, Kritik scheint unerwünscht.

    „Der Verweis auf Hegemon und marginalisierte Männlichkeiten als komplizenhafte Zudiener stellt den Faschismus als die Verwirklichung des “ (heterosexuellen) männlichen Prinzips“ dar.“

    Doch ein recht schreckliches Bild. Es scheint mir fast als könnte man es ohne einen gewissen Männerhass (oder bei den Männern Selbsthass) nicht gut aufrechterhalten.

    „(typischerweise werden Homosexuelle und Transgender von jeder Komplizenhaftigkeit, d.h Schuld freigesprochen, womit die Misandrie als Ablehnung heterosexueller Männlichkeit vorgezeichnet ist)“

    Weil die das Männerbild ja zumindest zu einem gewissen Teil dekonstruieren?

    „Die Frau tritt nie als Akteurin auf, sie ist immer nur die passiv Erduldende, der Omnipotenz der hegemonialen Männlichkeit hilflos ausgeliefert. Dem Mann fällt die traditionelle Aufgabe zu, das schwache und von Schuld unbefleckte Weib zu schützen und zu versorgen, sei es materiell, sei es ideell.“

    Also ein Beschützen der Frau vor den bösen Männern? Das wäre immerhin eine Motivation für die diese These vertretenen Männer. Aber für die Frauen ist die These des Patriarchats ja eigentlich auch recht abwertend. Insbesondere in einer Demokratie, in der sie die Mehrheit stellen.

    „Könnte es nicht sein, dass Männer das sind, was Frauen wollen?“

    Wollten in jedem Fall. Mann und Frau haben sich zu einem gewissen Teil durch sexuelle Selektion geschaffen. Und viele auch der Charaktermerkmale sind denke ich fest verdrahtet. Die Vorliebe der Frauen für Männer mit hohem sozialen Status und dem Alphamann ist denke ich auch fest verdrahtet.

    „Immerhin sind es vorwiegend die Mütter, welche Männer sozialisieren und damit grundlegend prägen.“

    Ja, die Macht der Mutter wird überhaupt im Feminismus recht wenig behandelt. Ebenso warum beispielsweise Väter ihre Töchter nicht fördern sollen, ihnen unbekannte Männer über das Patriarchat aber schon.

    „Zu dem Thema wär noch so Manches zu sagen, aber ich lass es vorerst mal bei diesen wenigen Gedanken.“

    Ich sehe du bist im Thema. Ich bin gespannt, was noch kommt!

  3. @ Christian

    *. Aber für die Frauen ist die These des Patriarchats ja eigentlich auch recht abwertend. Insbesondere in einer Demokratie, in der sie die Mehrheit stellen.*

    Ist sie.
    Aber ihre Vorteile überwiegen.

    Sie spricht DIE Frauen von Verantwortung für alles Negative frei.
    Die feministische Frau kann sich als Vertreterin des zwar schwachen, leider schwachen, aber eigentlich doch überlegenen Prinzips konstruieren, des ethische überlegenen, weiblichen Prinzips, das sich gegenüber den Männern/dem männlichen Prinzip nur deshalb nicht durchsetzen kann, weil Männer roher, grobschlächtiger, brutaler seien.

    Die Schwäche wird so zur Stärke geadelt.
    Aus der „Niederlage“ ein Beweis für die eigentliche, eigene Überlegenheit destilliert.

    „Wären wir nur so brutal/aggressiv wie die Männer,….
    Aber weil wir es nicht sind, müssen wir unser Frausein als ihre Unterworfenen erleiden.“

    Nimmt man dazu noch, wie verbreitet, wie populär masochistische „Leidensphantasien“ gerade bei Frauen sind, erklärt das sehr gut den Erfolg der Ideologie.

    Nicht wenige Frauen laufen lustvolle Schauer über den Rücken im Angesicht ihrer „Schwäche“.

    Auch das trägt zum Opfernarzissmus bei.

    • @Nick
      Mir scheinen die Theorien mitunter „umgekehrt komstruiert“ zu werden. Also in der Art von „Wir haben eine Patriarchat, was folgt daraus und was sind dann die Grundlagen“ . Das Patriarchat als Ausgangspunkt nachzuweisen stelle ich mir gar nicht so einfach vor.
      Es müsste wohl etwas komplizierter sein als „Männer haben die meisten Machtpositionen“.

      Mich würde dazu mal ein feministisches Buch interessieren, auch wenn meine Erwartungen eher gering sind nach der Lektüre der letzten.

      • ..es wird ja mittlerweile fast nur noch der Pay-Gap und die Vorstandsposten genannt. („wir sind noch meilenweit von der Gleichberechtigung enternt“) Oder ein Ausflug in die Vergangenheit oder in ferne Länder gemacht.

        Das wird dann mit Ethnie oder sozialer Klasse verglichen, was aber eben überhaupt nicht hinhaut, weil es bei Ethnie und Klasse nicht die Merkmalshäufungen von Präferenzen gibt, die bei Männer und Frauen feststellbar sind.

      • „Machtposten“ ist übrigens eine ziemlich vereinfachende Bezeichnung für die Rxekutivposten, die die Macht anderer repräsentieren.

        Das gilt in der Politik ebenso wie in der Wirschaft..

      • Vielleicht musst du dich noch hocharbeiten zur hegemonialen Männlichkeitsgruppe.

        Das wird wohl nichts mehr. Genauso wie bei 99,9% aller anderen Männer (hat das eigentlich mal einer dieser intelligenten MännlichkeitsforscherInnen bedacht?).

        Oder zumindest zu einem Komplizen werden.

        Oh ja, einen Großteil des Lebens in einem ungeliebten Job zubringen und einen Großteil des Verdienstes für Frau und Kinder ausgeben, bis mir mit Ende 50 klar wird, dass ich für andere gelebt habe, mein Leben vertan habe, und dadurch in eine Krise stürze für die ich dann belächelt und verhöhnt werde.

  4. Diese „Theorien“ der „hegemonialen Männlichkeit“ und des „Patriarchats“ machen auf mich keinen wirklich wissenschaftlichen Eindruck, sondern erinnern vielmehr an religiöses Dogma oder Verschwörungstheorien. Die Patriarchatsthese wird einfach unhinterfragt als wahr angenommen und alles und jedes wird dann in ihrem Sinne ausgelegt. So sieht man reiche/mächtige/machthabende Männer als Beleg für die Privilegierung des Mannes an (soweit kann man ja noch folgen), die große Mehrheit der nicht-machthabenden/ohnmächtigen Männer jedoch auch, nämlich als „Opfer“ des Patriarchats. Bei Frauen ist es dann umgekehrt: Arme/machtlose Frauen gelten als Beleg, die durchaus nicht wenigen machthabenden Frauen als Ausnahme, die die Regel bestätigen. Bei einer solchen „Theorie“ erkenne ich keine Falsifizierbarkeit (ein wichtiges Kriterium an eine wissenschaftliche Theorie), vielmehr wird einfach alles einfach so hingedreht, daß es in das zuvor konstruierte Weltbild paßt.

    Ein weiterer Kritikpunkt ist, daß dem ganzen irgendwo die innere Plausibilität zu fehlen scheint. Die Frage ist doch, *warum* Männer angeblich nur ihresgleichen privilegieren und Frauen ausgrenzen? Sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft gilt es, sich zum einen mit anderen zu verbünden und zu kooperieren, und zum anderen Gegenspieler/Konkurrenten auszustechen und/oder zu übertrumpfen. Was hätte denn der einzelne Mann davon, wenn er hier Männer und Frauen unterschiedlich behandelt? Ein Freund ist in jedem Fall ein Freund, und ein Feind ein Feind, ganz gleich ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt. Ich sehe nicht, welcher Vorteil sich da ergeben sollte, wenn man anhand des Geschlechts eine Unterscheidung macht.

    Warum versucht man so krampfhaft und unter allen möglichen Verrenkungen, eine geschwungene, löchrige und nebulöse Trennlinie zwischen „Machthabern“ und „Ohnmächtigen“ zu ziehen, die entlang der Geschlechterdimension verläuft, wenn es doch eine viel eindeutigerere und sauberere Unterscheidung gäbe, nämlich die zwischen den tatsächlich Mächtigen/Wohlhabenden (beiderlei Geschlechts) und den tatsächlich Machtlosen/Armen (beiderlei Geschlechts)? Die Ideologie verbaut hier meiner Meinung nach den direkten und klaren Blick auf die Wirklichkeit.

  5. @Sonny
    „Die Frage ist doch, *warum* Männer angeblich nur ihresgleichen privilegieren und Frauen ausgrenzen?“

    ja, das frage ich mich auch. Oft genug wäre es für sie ja vorteilhaft, dies nicht zu tun, beispielsweise bei der eigenen Frau und den eigenen Töchtern. Oder der Frau ihres Sohnes oder einer Frau, die ihnen Vorteile bietet. Eine solche Verschwörung scheint mir schwer aufrechtzuerhalten zu sein.

    „Was hätte denn der einzelne Mann davon, wenn er hier Männer und Frauen unterschiedlich behandelt? Ein Freund ist in jedem Fall ein Freund, und ein Feind ein Feind, ganz gleich ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt. Ich sehe nicht, welcher Vorteil sich da ergeben sollte, wenn man anhand des Geschlechts eine Unterscheidung macht.“

    Es wäre interessant, warum die Männer es nach dieser Theorie machen:
    mir würde einfallen
    – einfach so um die Frauen klein zu halten, auch wenn es Nachteile bringt!!!!
    – Weil sie meinen, dass Frauen insgesamt schlechter sind (die beteiligten sind Sexisten, die zum vermeintlichen Wohle der Gesellschaft handeln)
    – weil sie dadurch Vorteile haben, die die Nachteile von Bündnissen mit Frauen aufheben (das scheint mir etwas zu allgemein, zumal der Mensch dazu neigt kurzfristige Ziele durchaus umzusetzen)

    „Warum versucht man so krampfhaft und unter allen möglichen Verrenkungen, eine geschwungene, löchrige und nebulöse Trennlinie zwischen „Machthabern“ und „Ohnmächtigen“ zu ziehen, die entlang der Geschlechterdimension verläuft, wenn es doch eine viel eindeutigerere und sauberere Unterscheidung gäbe, nämlich die zwischen den tatsächlich Mächtigen/Wohlhabenden (beiderlei Geschlechts) und den tatsächlich Machtlosen/Armen (beiderlei Geschlechts)?“

    Erscheint mir auch wesentlich Naheliegender. Die Frau eines Vorstandschefs, die nie Karriere machen wollte und mit Haushaltshilfen lebt ohne wirklich etwas zu tun oder die Tochter einer reichen Familie, die die Verbindungen ihres Vaters für den Aufstieg nutzt sind damit sicherlich wesentlich besser zu erfassen.

    „Die Ideologie verbaut hier meiner Meinung nach den direkten und klaren Blick auf die Wirklichkeit.“

    Ja, es werden geschlechtsbezogene Hindernisse gesehen, die oft andere Ursachen haben. Das verhindert die eigentliche Arbeit an diesen Ursachen. Sieht man beispielsweise auch an der Gender Pay Gap Diskussion.
    Lieber die 23% betonen, weil es mehr nach Patriarchat klingt als die über die 8% hinausgehenden 15% ins Bewußtsein zu bringen und den Frauen deutlich machen, wie sie diese für sich vermeiden können. (die 8% haben ja ebenfalls weitere deutliche Unsicherheiten und sind auch nur eine Höchstzahl, die eher niedriger ist).

  6. Die neue Unternehmer-Männlichkeit will ihren Anteil am wachsenden internationalen Sexhandel, hat mit der globalen Zerstörung der Wälder zu tun und führt einen Kampf gegen des Wohlfahrtsstaat im Namen internationaler Wettbewerbsfähigkeit.
    Eine modernisierte Unternehmer-Männlichkeit kann sich auf gleiche Einstellungschancen für qualifizierte Frauen bereitwillig einlassen, während sie riesige Profite durch die Ausbeutung von Fabrikarbeiterinnen und durch den Absatz
    von Fast Food macht (CONNELL 1995a:81; s.a. CONNELL 1998).

    WTF? Tetra-Hydro-Cannabinol?

  7. Pingback: Der Handel mit dem Patriarchat („patriarchial bargain“) « Alles Evolution

  8. @Nick

    Also im Prinzip das schlichte Schema „Männlich=Schlecht“

    Auch schön, dass es zwar einerseits gleiche Einstellungschancen für Frauen gibt, die ja dann wohl den Laden auch mit führen und dennoch die Arbeiterinnen (Sic!) ausgebeutet werden, ohne das eine Mitschuld dieser Frauen thematisiert wird.

    • ..ich kann das nur noch als völlig wirre Aneinanderreihung von stereotypen Welterklärungen verstehen.
      Sexhandel und neue Unternehmermännlichkeit? Also sitzt die Albanische Schleusermafia zusammen mit den Thailändischen Barbesitzern in den Büros der Investmentbanker, wobei sie in ihrer Freizeit verarmte Urwaldbauern abgeben, die nur noch immer neue Felder aus dem Urwald brandroden können? Und alle sind anerkannte Mitglieder der Mont Pelerin Society? Sie indokrinieren die weibliche Kundschaft dahingehend, dass sie darauf pfeifen, aus welchen Sweatshops ihre schicken Klammotten herkommen?

      Connell gibt immer vor, die Dimension „Class“ in seiner Analyse einzubinden, klammert aber gleichzeitig die daraus folgende weibliche „Patriarchale Dividende“ systematisch aus. Dieses tiefverwurzelte reaktionäre Bild von weiblicher Unschuld führt dann letztendlich zu solchen Phantasmen, die an einen rebellierenden jugendlichen Kiffer gemahnen. Frauen stehen implizit immer unter auch dem niedrigsten Mann, weshalb ja dann der Niedrigstlohnarbeiter die Niedrigstlohnarbeiterin eher ausbeutet als die arme unterdrückte Managerin bei H&M.

      Enstprechend sind zuallermeist die Analysen, die sich auf Connell berufen. Es wird immer zunächst betont dass es ja mehrere Männlichkeiten gibt, um dann anschließend regelmäßig auf das altbekannte dumpfe feministische Ressentiment zurückzufallen.

  9. @NICK
    „“Die neue Unternehmer-Männlichkeit will ihren Anteil am wachsenden internationalen Sexhandel, hat mit der globalen Zerstörung der Wälder zu tun und führt einen Kampf gegen des Wohlfahrtsstaat im Namen internationaler Wettbewerbsfähigkeit.““

    Die Profitgier und Ausbeutung ist also männlich. Bei Fräulein Connell scheint alles ein Geschlecht zu haben. Er/Sie verwendet falsche Kategorien. Hätte er/sie anstatt „neue Unternehmer-Männlichkeit“ Kapitalist gesagt, dann hätte ich es als Kapitalismus – und Systemkritik durchgehen lassen.

    „“Eine modernisierte Unternehmer-Männlichkeit kann sich auf gleiche Einstellungschancen für qualifizierte Frauen bereitwillig einlassen, während sie riesige Profite durch die Ausbeutung von Fabrikarbeiterinnen und durch den Absatz
    von Fast Food macht „“

    Männlichkeit – riesige Profite – Ausbeutung – Fabrikarbeiterinnen. Das nenn ich mal eine zielgerichtete Argumentation. Scheisse, ich empfinde diese Welt als so komplex, dass ich immer Zweifel habe, ob meine Ausdeutungen der Wirklichkeit auch gerecht werden.

  10. Hätte er/sie anstatt „neue Unternehmer-Männlichkeit“ Kapitalist gesagt, dann hätte ich es als Kapitalismus – und Systemkritik durchgehen lassen.

    Wenn man von Kapitalismus spricht, dann lässt sich aber nicht so schnell ein Buhmann finden. Der Investmentbanker handelt ja auch nur so, wie es die Kapitaleigner wünschen: Wenn er auf die Sweatshop-Arbeiterinnen rücksicht nimmt, dann ist er seinen Job los.

    Gleiches gilt für die Kapitaleigner, sie sind nur dann ihr Kapital los. Kann man ja schon bei Marx nachlesen..

  11. @Nick
    Deshalb Systemkritik, wenn auch eine ziemlich rudimentäre und undifferenzierte. Die Kategorien der (sozialen) Klassen des Marxismus sind alleweil geeigneter für eine Systemkritik als Connells Männlichkeiten als Inkarnation des Bösen. Bliebe ja nur die Geschlechtsumwandlung, um sich von der Kollektivschuld zu befreien.

  12. „Die Kategorien der (sozialen) Klassen des Marxismus sind alleweil geeigneter für eine Systemkritik als Connells Männlichkeiten als Inkarnation des Bösen.“

    Ich frage mich immer, wie blind man sein muss um nicht zu erkennen, dass die „soziale Klasse“ das alles andere weltweit überragende Differenzierungsmerkmal ist. (Wobei der Klassenbegriff imho heutzutage nicht mehr so gültig ist wie zu Marx‘ Zeiten)

    „Bliebe ja nur die Geschlechtsumwandlung, um sich von der Kollektivschuld zu befreien.“

    ..vieleicht ist das ja auch eine pseudoprogressive Adaption der Erbsünde.

  13. „“..vieleicht ist das ja auch eine pseudoprogressive Adaption der Erbsünde.““

    Hey, genau den Gedanken mit der Erbsünde hatte ich auch 🙂 wobei ich anstatt pseudoprogressiv postmodern geschrieben hätte, aber passt so oder so.

  14. @ Nick

    *vieleicht ist das ja auch eine pseudoprogressive Adaption der Erbsünde.*

    Und R. Connell ein Origenes, der sich mit einem radikalen Schnitt von der Erbsünde befreit?

    Von der Erbsünde können wir Männer uns so vielleicht befreien, von der Erbschuld jedoch nicht.
    Für die sollen wir Reparationen zahlen durch Hinnehmen der immer zahlreicher werdenden Frauenprivilegierungen, sexclusiven Fördermaßnahmen/Vergünstigungen/Quotensänften etc.

    Das wär‘ ja noch schöner, wenn ein einfacher Schnitt Männer aus ihrer Pflicht entließe, gegenüber Frauen Sühne zu leisten.

  15. „Und R. Connell ein Origenes, der sich mit einem radikalen Schnitt von der Erbsünde befreit?“

    ..vielleicht möchte er ja auch in JC’s Fußstapfen treten, und unser aller Schuld auf sich nehmen – auf dass wir erlöst werden.

    „Das wär’ ja noch schöner, wenn ein einfacher Schnitt Männer aus ihrer Pflicht entließe, gegenüber Frauen Sühne zu leisten.“

    Tja, das haben die antisexistischen Aktivisten der ersten Stunde noch nie begreifen können: Ein Mann, der nicht Haftbar zu machen ist, ist keiner – und wird normalerweise mit tiefer Häme bestraft. So erging es Connell anfangs auch, bis sie gemerkt haben dass sie mit Connells Ummünzung von Gramsci und Wright C. Mills auf die Geschlechter eine schöne Plattform haben, um ihre in Verruf geratenen Klischees pseudowissenschaftlich beliebig zu verschwurbeln.

  16. Ich gestehe, wenn ich Frau Connell zuhöre, fühle ich mich gekreuzigt.

    Schuldig, nicht nur ein Mann zu sein, der Umerziehung unter feministischer Anleitung bedürftig, um vielleicht doch noch ein Mensch zu werden, nein, verschlimmernd kommt hinzu: Ich bin auch noch ein weißer, heterosexueller Mann, gehöre also keiner der victims du jour an, die Anspruch auf Mitleid, Zuspruch, Förderung erheben können.

    Ich bin keine Frau, nicht farbig, nicht schwul, nicht einmal Verbrecher oder pädophil.

    Ich habe kein Mitleid, keine Hilfe verdient.

    Ich bin schuldig am Elend dieser Welt, an Imperialismus und Sklaverei, Frauenunterdrückung und Völkermord.

    Was ist dagegen ein kleiner Schnitt, mit dem ich all das hinter mir lassen kann, um wenigstens Frau zu werden.

    Ich könnte dann ja durchaus weiter Frauen begehren, wäre dann nicht nur Frau, sondern sogar noch homosexuell.

    • Interessant finde ich bei ihr noch die Unterteilung in gute und schlechte Männlichkeit. Die hegemoniale Männlichkeit scheint da eher schlecht zu sein und man muss dringend an ihr arbeiten, weil sie eben zu Gewalt und Unterdrückung neigt.
      Interessant wäre da ihre Vorstellung der hegemonialen weiblichkeit.
      Da habe ich gerade das hier gefunden:
      http://onkeldagobert.blog.de/2010/05/30/2-2-verschiedene-gesellschaftliche-formen-maennlichkeit-8699622/

      Das Konzept der hegemonialen Männlichkeit beinhaltet eine Konfiguration von Geschlechtspraktiken, welche die dominante Position des Mannes im Geschlechterverhältnis garantieren soll. Es versteht sich nicht als feste Charaktereigenschaft, eher als kulturelles Ideal und Orientierungsmuster, das dem doing gender der meisten Männer zugrunde liegt. Aufgrund der globalen Dominanz des männlichen Geschlechts kann es im Gegenzug eine hegemoniale Weiblichkeit nicht geben, die der hegemoniale Männlichkeit komplementäre Form der Weiblichkeit seinach Connell ‚betonte Weiblichkeit’ (emphazised femininity), welche Einverständnis mit der eigenen Unterordnung und die Orientierung an Interessen und Wünschen des Mannes verkörpere. Diese Betonung des Einverständnisses mit der eigenen Position innerhalb der Geschlechterordnung ist Kern des Hegemoniebegriffs.

      • „Es versteht sich nicht als feste Charaktereigenschaft..“

        Hier wird Connell, wie sie auf entsprechende heftige Kritik aus der Psychologie schreibt, sehr oft falsch ausgelegt: „Hegemoniale Männlichkeit“ wird sehr oft als Set von Charakterzügen dargestellt.

        Allerdings trägt Connell selbst ganz erheblich mit dazu bei, indem sie „hegemoniale Männlichkeit“ selbst als personifizierte Gruppe der „bösen“ darstellt. Siehe obiges Beispiel der „neuen Unternehmer-Männlichkeit“: Eine Schablone oder ein Ideal kann ja nicht „einen Anteil am internationalen Sexhandel“ wollen, Ideale haben schließlich keinen Willen.

        „Betonte Weiblichkeit“ ist schlicht mit zweierlei Maß gemessen. Wenn es vorherrschende und somit „hegemoniale“ Ideale von Männlichkeit gibt, dann gibt es selbstverständlich ebenso vorherrschende bzw. „hegemoniale“ Ideale von Weiblichkeit. Ebenso wie die „hegemoniale Männlichkeit“ eine Dividende am „System“ einfährt, tut es natürlich auch die „hegemoniale Weiblichkeit“

        Das „männergemachte Patriarchat“ ist eine Prämisse, die durch Connell nicht belegt, sondern vorausgesetzt wird.

      • ..Connell und die meisten ihrer Rezipienten veharren also in der radikalfeministischen Ideologie des „universellen Patriarchates“ mit fein säuberlich getrennten Täter- und Opferrollen. Vordergründig kaschiert durch eine scheinbare Differenzierung „der Männlichkeiten“

        Von „Männlichkeiten“ zu sprechen ist in der Praxis ein pseudowissenschaftliches Buzzword für eine krude Schubladisierung von „Tätern“, „Mitläufern“ und den „Guten“ („antisexisten“)

      • Edit:
        „Ebenso wie die „hegemoniale Männlichkeit“ eine Dividende am „System“ einfährt, tut es natürlich auch die „hegemoniale Weiblichkeit““

        Genaugenommen müsste es, folgt man der Theorie konsequent, heißen:
        Ebenso wie das „Performen“ des Ideals der „hegemonialen Männlichkeit“ eine Dividende am „System“ verspricht, tut es natürlich auch das „Performen“ des Ideals der „hegemonialen Weiblichkeit““

      • ..dass das „Performen“ der „hegemonialen Männlichkeit“, neben dem materiellen Erfolg, auch viel guten Sex mit schönen Frauen verspricht – diese Erkenntnis kann man natürlich nicht von altgedieneten antisexistischen Aktivisten erwarten. Bezeichnend der bei Connell immer wieder auftauchende Verweis auf eine angebliche Affinität der „neuen Unternehmer-Männlichkeit“ zu „käuflichem Sex“.

        Sexualität von Frauen ist ja immer „gekauft“, wenn sie nicht der (pro-)feminsitischen Weiblichkeitsverklärung entspricht.

  17. Warum die Geschlechtsumwandlung ? Ist das nicht das Eingeständnis, dass die biologischen Veranlagungen entscheidend sind, ganz im Widerspruch zur radikalkonstruktivistischen These ? Er hätte sich doch damit begnügen können, seine ganz eigene Männlichkeit zu leben, eine Männlichkeit, die viele weibliche Züge (Verhaltensweisen, die eher Frauen zugeschrieben werden, um es genderkorrekt auszudrücken) aufweist. Diversity ist doch eines jener Zauberwörter der Genderisten. Oder gehts es lediglich darum, den Körper derart zu formen, um auch in der Sexualpraktik ganz Frau zu sein, eine rein funktionelle Anpassung ?

    Herrn Connells Männlichkeiten erinnern an Archetypen. Insbesondere der agressive, dominante Typus ist unschwer als der männliche Archetyp des Kriegers erkennbar, das Paradigma der „Männlichkeit“ schon in der griechischen Mythologie.

    Bei einem derartigen Ansatz fehlen mir die Archetypen der Weiblichkeit, so die Prostituierte und die Verführerin, welche ihre körperlichen Reize einsetzt, um Männer gefügig zu machen, ihre vermeintliche Schwäche zur Stärke werden lassen, indem sie männlichen Beistand und Schutz einfordern und damit die von Connell kritisierte Männlichkeit des Typus „dominante, durchsetzungsfähige Männlichkeit“ einfordern.

    Um Connells schöne neue Welt Wirklichkeit werden zu lassen, müssten sich nicht nur die Männer radikal ändern, sondern auch die Frauen. In unserer westlichen Gesellschaft sehe ich eine Verweiblichung der Männer. Frauen aber haben sich nicht verändert, obwohl das immer und immer wieder behauptet wird. Ihre scheinbare Veränderung ist lediglich eine Transformation. Der mächtige, einflussreiche, der starke Mann wird bewundert. Dem „neuen Mann“, der so scheinheilig gefordert wird, dem wird mitunter anempfohlen, sich einen Lutscher zu kaufen.

    „““Als Archetypus oder Archetyp (griechisch: Urbild, Mehrzahl: Archetypen) bezeichnet die Analytische Psychologie die im kollektiven Unbewussten angesiedelten Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster. Archetypen sind psychische Strukturdominanten, die als unbewusste Wirkfaktoren das Bewusstsein beeinflussen, dieses präfigurieren und strukturieren.“““
    http://de.wikipedia.org/wiki/Archetypus

    • „Er hätte sich doch damit begnügen können, seine ganz eigene Männlichkeit zu leben“

      Da würde ich auch gern mehr drüber lesen. Ich finde das auch etwas unstimmig, wenn man rein gesellschaftliche Erklärungen vertritt.
      Auch was genau gemacht wurde habe ich nicht gefunden. Wäre ja interessant, wenn er/sie eine Hormontherapie erhalten hat und einige Einflüsse damit aus erster Hand erfahren haben dürfte.

  18. Natürlich formt das Begehren der Frauen Männer, sowie das Begehren der Männer Frauen formt.
    Es sei denn, eine Ideologie wird so prägemächtig, dass es ihr gelingt, das Selbstbewußtsein vieler Männer und Frauen gegen den Instinktstrom zu richten, ein Wollen gegen das Dispositiv der Instinkte zu erzeugen vermag.

    Mir scheint, viele, gerade akademisch gebildete, ideologisch besonders intensiv formatierte Männer und Frauen kennen sich schlechter denn je, behaupten ein Begehren, ein Soseinwollen, dass aufgesetzt ist, eine mühsame Behauptung gegen das bessere „Wissen“ der eigenen, uneingestandenen Instinkte.

    Das Bewußtsein der feministisch formatierten Frau zwingt sie dazu, die toughe Konkurrentin des Mannes zu sein, will sie weibliches Selbstbewußtsein generieren, denn die Fähigkeit, Kinder zu gebären schafft ihr dank Abwertung von Mutterschaft keines mehr.

    Ihr „Unterleib“ aber will das gar nicht so recht, ersehnt nicht den Mann auf Augenhöhe, sondern den sanft dominanten Mann, zu dem frau ein wenig aufschauen kann, den Mann einen Kopf größer eben, nicht nur körperlich.

    Bei den Männern analog.
    Sie haben gelernt, dass sie die „moderne“ toughe Frau zu begehren haben, wenn sie denn als modern gelten wollen.
    Also simulieren sie das.
    In Wahrheit lassen sie ihre Instinkte aber nach wie vor die feminine Frau begehren, die sanfte, die einen Kopf kleiner, die man schützen und behüten will, bei der man sich gebraucht fühlen darf mit seinen männlichen Qualitäten.

    So leben immer mehr Menschen in einem tiefen Zwiespalt zwischen kulturell überformtem Bewußtsein und instinktivem Fühlen.

    Frauen behaupten, sich in „neue“ Männer zu verlieben, die sie insgeheim verachten und vögeln dann doch heimlich oder offen mit dem ersten Macho, der ihnen begegnet.
    Männer behaupten, sich in die toughe moderne emanzipierte Frau zu verlieben, die sie insgeheim anödet und suchen ständig nach dem verführerischen Weibchen.

    Es ist diese Unehrlichkeit/Unkenntnis seiner selbst/Unfähigkeit, mit sich selbst und seinem wahren Begehren ehrlich zu sein, ein Begehren, das sich unter dem Druck einer kulturmächtigen Ideologie unter die Oberfläche zurückzieht und dort aber nach wie vor das Verhalten bestimmt, das der Männer und der Frauen, dafür sorgt, dass heute Beziehungen flüchtiger, brüchiger, fluktuierender sind denn je.

    Weil unser Bewußtsein mit unseren Instinkten inkongurenter ist denn je.

    Daneben hat natürlich das Ausblenden weiblicher Wirkmacht eine Funktion.

    Weibliche Wirkmacht einzuräumen, hieße ja weibliche Mitschuld nicht nur am Sosein der Männer sondern auch am Sosein der Welt einräumen, hieße das Hoffnungselement in dieser feministischen Religion zerstören, dieser Religion die Erlösungshoffnung nehmen.

    Denn die besteht ja in der „Unschuld“ der Frauen.
    Nur wenn Frauen als unschuldig gedacht werden können, kann ich hoffen, durch Feminisierung der Welt, der Männer zu einer Verbesserung der Verhältnisse zu gelangen, zu einer „Entschuldung“ der Welt.

    Erkennte ich, dass die Welt schon immer eine männlich-weibliche Koproduktion war, könnte ich Sätze wie „Wir müssen die männliche Gesellschaft überwinden, um zu einer menschlichen zu gelangen“ der blanke Unsinn sind.

    Die Hoffnung auf Erlösung der Welt durch das weibliche Prinzip steht und fällt mit dem Opfertum der Frau.

    Sie ist nur aufrechtzuerhalten, wenn ich die Frau als Mitformerin der Welt, als Mitformerin von Söhnen/Liebhabern/Töchtern nicht wahrnehme sondern als umfassend dem Manne Unterworfene konstruiere.

    Das leistet der Feminismus und die „kritische“ Männerforschung.

    Menschen wie Connell leiden an ihrem Mannsein, an der „Schuld“ der Männer an der Formung einer „schlechten“ Welt, an der „Schuld“ der weißen Männer an Kolonialismus, Völkermord usw.

    Das iat ja alles eingeflochten in das unglückliche Bewußtsein, das sie pflegen, dieses Leiden an sich und der Welt, das sie loswerden wollen, indem sie ganz unschuldig, ganz Frau, ganz Opfer werden.

    Dabei müssen sie übersehen, dass Frauen keineswegs so unschuldig sind, wie sie oft und gerne tun, dass sie nicht so ohnmächtig-fremdbestimmt sind, wie sie gerne tun, dass sie nicht so verantwortungslos sind, wie sie gerne tun.

    Immer diese Passivkonstruktionen, wenn Frauen handeln: Frauen werden in Rollen gedrängt, in Berufe gedrängt, zum Schönseinwollen gedrängt usw., natürlich von einer „männlich“ bestimmten Kultur.

    Das Drängen der Männer wird erkannt: Männer sind schuldige Täter, die unschuldige Frauen schuldhaft deformieren.

    Das Drängen der Frauen wird verleugnet oder in’s nur Positive umgelogen.
    Wenn Frauen Jungen/Männer formen, dann zum Positiven.

    Das Böse, es ist rein männlich für viele FeministInnen.

    Ein kindlicher Unschuldswahn.

  19. @ Christian

    *Diese Betonung des Einverständnisses mit der eigenen Position innerhalb der Geschlechterordnung ist Kern des Hegemoniebegriffs.*

    Da kommt frauenentlastend, ihre „Unschuld“ am Bösen sicherstellend, der Begriff des falschen Bewußtseins zum Einsatz: Die verpeilten (natürlich von Männern und deren männlich bestimmter, patriarchaler Kultur verpeilten, also OPFA-) Tussen wissen eigentlich nicht so recht, was sie tun, sind eigentlich nicht wirklich verantwortlich.

    Das sind nur Männer.

    Sie sind die wahrhaft Bösen, die diabolischen Verführer der eigentlich grundguten Weiblichkeit, die nur zu ihrer inhärenten „Güte“ befreit werden muss aus den Klauen der bösen, männlichen Übermacht.

    Dass Frauen sehr genau wissen könnten, was SIE wollen, das sehr bewusst anpeilen und dass sich das grundlegend von dem unterscheiden könnte, was Männer wollen, dass Frauen ebenso sehr Männer funktionalisieren und ausbeuten für IHRE Zwecke wie Männer Frauen funktionalisieren und ausbeuten für die ihrigen, das kommt im Connellschen Universum und ihrer Adepten nicht vor.

    Das hieße ja denn doch, die Reinheit des Opfas infrage stellen.

    ANATHEMA in dieser Religion.

  20. @ Nick

    *Allerdings trägt Connell selbst ganz erheblich mit dazu bei, indem sie „hegemoniale Männlichkeit“ selbst als personifizierte Gruppe der „bösen“ darstellt. *

    Und geht damit konform mit einem weiteren Grundzug des Feminismus (der vielen Feminismen): der Ableugnung seiner tiefen, fundamentalen Männerfeindlichkeit.

    Werden FeministInnen auf diese hingewiesen, werden sie „missverstanden“, erklären, nur ein patriarchales System kritisieren zu wollen, nicht etwa dem konkreten Mann Bösartigkeit zu unterstellen.

    Aber das patriarchale System ist nur die Abstraktion konkreter Männer.
    In der politischen Frauenprivilegierungsarbeit agumentiert man mit der ubiquitären Bosheit/Ungerechtigkeit/Unfairness konkreter Männer gegenüber konkreten Frauen, die deren Privielgierung/Schonung/Quotierung rechtfertige.

    Der abstrakte Mann „Patriarchat“ als Abstraktion männlicher Verhaltensweisen (und deren Interpretation als böswillige Frauenunterdrückung) dient nur der Verschleierung der ganz konkreten Männerfeindlichkeit dieser Ideologie und vieler ihrer IdeologInnen.

    „Feminismus, das ist Faschismus für Feiglinge“ soll Ralph Giordano gesagt haben.

    Hat er’s gesagt, so stimme ich ihm zu: Feminismus ist eine Sündenbockideologie, die vom Nationalsozialismus/Faschismus/Bolschewismus nur unterscheidet, dass sie mit einem anderen Sündenbock arbeitet: DEM MANN.

  21. Ist ein lustig:

    Collier (1998, 21) is right in remarking that what actually is being discussed in many accounts of hegemonic masculinity and crime (and, we may add, health and education) is “a range of popular ideologies of what constitute ideal or actual characteristics of ‘being a man.’ ” What Collier misses, however, is that sophisticated research consistently goes on to explore the relationship of those ideologies to the daily lives of boys and men—including the mismatches, the tensions, and the resistances.

    Mit anderen Worten: Ich bastle zunächst aus populären (feministischen) Negativklischees darüber, was „typische“ Männlichkeit sein soll („..of what constitutes..“) ein Konzept, mit dem dann auf breiter Front Kriminalität erklärt wird.

    Wenn mein Konzept deshalb kritisiert wird dann verweise ich darauf, dass „sophisticated research“ doch schließlich die Folgen „dieser Ideologie“ untersucht.

    Sie untersucht also die Folgen des Konzeptes der hegemonialen Männlichkeit, müsste man logisch schlußfolgern – natürlich weit gefehlt.

    Collier finds this idea unacceptable, either tautological and universalizing, or too multitudinous in what it explains.

    ..was ja auch kein Wunder ist.

    But there is nothing surprising about the idea of diverse practices’ being generated from common cultural templates; there is nothing conceptually universalizing in the idea of hegemonic masculinity.

    ..ersteres eine Binsenweisheit. Die Frage ist, was die „common cultural templates“ genau sein sollen – es hat noch niemand konkreter als sehr schwammig darlegen können, was „hegemoniale Männlichkeit“ genau ist – dass sie böse ist, steht aber fest. Ach wo, das ist doch nicht universalisierend.

  22. ..vielleicht sollte jemand Connell mal den Unterschied zwischen „ideologies which constitute“ und „ideologies of what constitute“ erklären. Das wird aber, so fürchte ich, niemals gelingen.

    Ein schönes Beispiel dafür wie Groupthink-Prozesse offenbar dazu führen können, dass Menschen mit hohem akademischen Ansehen sogar die Fähigkeit verlieren, klar formulierte Sätze in ihrer eigenen Muttersprache zu korrekt zu verstehen.

  23. @Alexander Roslin:

    „Und geht damit konform mit einem weiteren Grundzug des Feminismus (der vielen Feminismen): der Ableugnung seiner tiefen, fundamentalen Männerfeindlichkeit.“

    Meine These ist ja, dass das Konzept der „Hegemonialen Männlichkeit“ genau diese Funktion erfüllt. Als Feminismus und „kritische Männerforschung“ begannen, sich akademisch zu etablieren waren sie heftigster Kritik aus allen anderen Wissenschaftssparten ausgesetzt. Connell und andere versuchten ab 1985 eine Theorie zu entwickeln, die eine (scheinbare) Differenzierung von Männlichkeit vornahm. Auf dieser Plattform können „Antisexisten“ sich nun in ihrem Ressentiment nahezu beliebig pseudowissenschaftlich austoben. Weil „hegemoniale Männlichkeit“ schon vom Konzept her nicht konkret bestimmbar ist, lässt sich Beliebiges hineinprojezieren – selbst Positives lässt sich so als etwas interpretieren, dass ja „in Wahrheit“ nur dem Machterhalt „der Männer“ diene. Connell:

    Most accounts of hegemonic masculinity do include such “positive” actions as bringing home a wage, sustaining a sexual relationship, and being a father. Indeed it is difficult to see howthe concept of hegemony would be relevant if the only characteristics of the dominant group were violence, aggression, and self-centeredness. Such characteristics may mean domination but hardlywould constitute hegemony—an idea that embeds certain notions of consent and participation by the subaltern groups.

    Collier:

    Hegemonic Masculintiy appears to open up an analysis of the diversity of musculinities (subordinate,effiminate,non-capitalist?) whilst simultaneously holding in place a normative masculine ‚gender‘ to which is then assigned the range of (usually undesirable/negative) charactersitics.

    • „selbst Positives lässt sich so als etwas interpretieren, dass ja „in Wahrheit“ nur dem Machterhalt „der Männer“ diene.“

      Das ist ja bei den Privilegien auch die Argumentation und es kann auch bis zum Exzess betrieben werden. Meiner Meinung nach eine Theorie, die stark die Ideologiegebundenheit deutlich macht. So ist es möglich, eine Arbeitsteilung als Belastung der einen Seite darzustellen. Die Opferrolle kommt auch wieder sehr deutlich durch. Eine moderne „Gleichberechtigungswissenschaft“ müßte sich von dieser lösen und einfach die Vor- und Nachteile gegeneinander stellen und beide Geschlechter danach bewerten, welchen Anteil sie an diesen haben und aus welchen Interessen sie sie aufrechterhalten.

  24. ..Die hier diskutierte Ölplattform Studie liefert ja ein schönes Beispiel, in dem unter zuhilfenahme Connellscher Theorie entmenschlichendes Ressentiment über eine angebliche „typische Männlichkeit“ transportiert wird:

    One worker spoke to the researchers about a team member who returned to work only a few days after his daughter had been shot at: “He told us, ‘This is what I’m dealing with at home. If you all would please keep me focused and understand if I’m a little distracted, I’d appreciate it.’ And people were very supportive of him for that.”

    http://harvardmagazine.com/2007/09/manhood-reconsidered.html

    Elementarste Empathie mit einem Kollegen, dessen Tochter angeschossen wurde wird als offenbar verwunderliche Folge einer „Transformation von Männlichkeit“ betrachtet.

    Was damit über nichttransformierte Männlichkeit ausgesagt wird, kommt der Psychopathie der schlimmsten Gewaltverbrecher sehr nahe (dissoziale Persönlichkeitsstörung).

    • @Nick

      Ja, das Beispiel ist in der Tat schön. Hier wird etwas vollkommen menschliches und normales als Ausbruch aus der Geschlechterrolle bewertet.

      Das Schlimme ist, dass das tatsächlich eine weit verbreitete Theorie in dem Bereich ist und diese Studie wahrscheinlich kein Sonderfall.

      • @Christian: Ich meine, schon zig Studien und Abhandlungen gelesen zu haben, in denen nach diesem Schema verfahren wird. Das Muster ist mir jedenfalls schon öfter unangenehm aufgefallen.

        Es sieht aber so aus, als ob Connells Zenith überschritten wäre. Als ob die Legitimation des hegemonialen (Pro-)Feminismus mal wieder bröckelt 😉 Die Widersprüche treten immer offener zutage, da muss Neues her. Die Einen suchen in Bordieu’s „männlichen Habitus“ ihr Heil, die Anderen treiben die Sau der diskursiven Psychologie durchs Dorf.

        Die hegemoniale profeministische Männlichkeit ist eben einem ständigen historischen Wandel unterworfen, sie ist diejenige Konfiguration von Interpretationsschablonen, die am effektivsten das Dogma des Patriarchates stützt 😉

  25. Connells Konzept der „hegemonialen Männlichkeit“ sollte zuallererst als politische Agenda und nicht als Wissenschaft betrachtet werden. Die Kategorisierungen allein schon zeigen, wessen Interessen vertreten werden sollen. Die erste Frage ist nicht „wahr oder falsch ?“, sondern „Cui bono ?“, „wem nützt es ?“, dieses Männerumerziehungsprogramm, welches sich die Transformation des Mannes zum Menschen zum Ziel gesetzt hat.

    Seit jeher wird der Wert des Mannes von Frauen an seiner Verwertbarkeit gemessen, an seiner Fähigkeit, Wohlstand und Schutz der Frauen und IHRER KINDER zu garantieren. Das uralte Prinzip „Frauen und Kinder zuerst“ ist und bleibt das Leitbild des Geschlechterverhältnisses der bürgerlichen Gesellschaft.
    Das „Frauen und Kinder zuerst – Prinzip“ ist und bleibt das Fundament, auf dem die Genderisten ihre neue Welt aufbauen wollen. Der Mann muss sich in einer Dienstleistungsgesellschaft verändern, um seine Verwertbarkeit auch in Zukunft zu sichern, eine Verwertbarkeit, die sich nicht an seinen ureigensten Bedürfnissen orientiert.

    Die Tragik der inexistenten „männlichen Emanzipation“ ist umfassend, da er nicht einmal in der Lage ist, seine Interessen zu formulieren. Seine Konditionierung ist derart tiefgreifend, dass er sein Selbstverständnis und seine Selbstachtung aus seiner Verwertbarkeit für die Interessen anderer bezieht.

    Sein Konkurrenzdenken, sein Streben nach Macht und Einfluss ist folgerichtig, denn es ist die einzige Möglichkeit für ihn in einer Welt, die seinen Wert an seiner Produktivität und seinem materiellen Nutzen misst, geachtet und geliebt zu werden.

    In unserer technisierten Dienstleistungsgesellschaft, in welcher ein Grossteil der Arbeiten kaum Muskelkraft erfordert und diese Arbeiten genauso gut von Frauen wie von Männern ausgeführt werden können, haben sich die Feministen darauf verständigt, dass diese Welt, von Männern erschaffen, ihm nicht zusteht. Da sind Konzepte wie Connells „hegemoniale Männlichkeit“ willkommen, die dem Mann dauerhaft an seine Schuld gegenüber den Frauen erinnert, eine Schuldgefühl, ein Gefühl des „Nichtgenügens“, dessen Keim schon die Mutter in der frühkindlichen Erziehung legt. Nichts wird jemals genügen, um sich von der mütterlichen Allmacht, ihren Ansprüchen und der Schuld ihr gegenüber zu emanzipieren.

    Es sind Männer, welche die Parlamentsgebäude dieser Welt erbaut haben, damit Frauen in ihr Platz nehmen können und ihre Benachteiligung auf höchster politischer Ebene bejammern und Kompensation einfordern können.

    Solange Männer ihr Selbstwertgefühl am Zuspruch durch Frauen messen, wird die Emanzipation des Mannes Illusion bleiben. Der „männliche Archetyp“ mag der Krieger, in unserer Zivilisation der primitive Schläger sein, der weibliche Archetyp aber ist die Nutte. So wie sich die kritische Männerforschung männlicher Gewalt widmet, so sollte sich eine kritische Frauenforschung etablieren, welche sich dem weiblichen Prostitutionsverhalten widmet. Was ist eine Forschung wert, welche die Hälfte der Wirklichkeit von vornherein ausblendet ?

    • @Peter Bosshard:

      Natürlich ist diese „Forschung“ nichts wert. Dessenungeachtet hat sie fast die gesamten Sozialwissenschaften fest im Griff.

      Ausnahmen findet man fast nur noch bei den Wirtschaftswissenschaftlern.

      Das wird wohl auch daran liegen, dass viele männliche „Forscher“ meinen, sich nun so für die holde Weiblichkeit nützlich zu machen.

      „Die Tragik der inexistenten „männlichen Emanzipation“ ist umfassend, da er nicht einmal in der Lage ist, seine Interessen zu formulieren. Seine Konditionierung ist derart tiefgreifend, dass er sein Selbstverständnis und seine Selbstachtung aus seiner Verwertbarkeit für die Interessen anderer bezieht. “

      So inexistent sehe ich die „männliche Emanzipation“ nicht. Es hat sich seit mitte des letzten Jahrhunderts doch so Einiges für Männer geändert, es hat sich – was regelmäßig feministisches Gegeifer über eine angebliche Verantwortungsloigkeit hervorruft – ein gewisser Hedonismus breit gemacht.

      Es wird nicht mehr allzulange dauern bis die Mehrheit der Frauen sich das „Patriarchat“ zurückwünscht, spätestens dann, wenn die Wirtschaftslobby aufgrund der Demografie gezwungen ist die Deutschen Unterhaltsregelungen offen anzugreifen ist es soweit.

  26. „der „männliche Archetyp“ mag der Krieger, in unserer Zivilisation der primitive Schläger sein“

    Oder der kapitalistische Wirtschaftsmensch, der heutzutage den Krieger ersetzt.

    „der weibliche Archetyp aber ist die Nutte.“

    Das wäre ein ebenso krudes Konzept von Frau, dass dann zu dem Männerkonzept passen würde.

    Das liegt aber daran, dass die Frau in ihrer Rolle gefangen ist (durch „das Patriarchat“) und sich daher auf diese Weise verkaufen muss.

    Beauvoir sagt ja schon, dass man der Frau verantwortung geben soll, dann wird sie sie schon zu nutzen wissen.

    Genau wie der Mann gefangen ist (dann eben als Krieger) und insofern befreit werden muss.
    Aber eine Studie auf der „Huren“-Grundlage wäre interessant. Was wären denn da positive Loslösungen von der Rolle? Die erfolgreiche Geschäftsfrau, die ihren Mann unterhält, das wäre ja etwas simpel.

  27. @ Peter Bosshard
    *Seit jeher wird der Wert des Mannes von Frauen an seiner Verwertbarkeit gemessen, an seiner Fähigkeit, Wohlstand und Schutz der Frauen und IHRER KINDER zu garantieren. Das uralte Prinzip „Frauen und Kinder zuerst“ ist und bleibt das Leitbild des Geschlechterverhältnisses der bürgerlichen Gesellschaft.*

    Nicht nur der bürgerlichen Gesellschaft.
    Das ist Sinn und Zweck des von Schwangerschaft und Stillen frei gestellten Geschlechtes, reicht weit zurück in unsere „tierische“ Frühgeschichte.
    Diese „Verwertbarkeit“ definiert auch den Wert des Säugetiermännchens für das Säugetierweibchen.

    Menschen sind nicht nur, aber zuallererst Säugetiere weit vor jeder bürgerlichen oder sonstwie zu bestimmenden Gesellschaft.

    *Die Tragik der inexistenten „männlichen Emanzipation“ ist umfassend, da er nicht einmal in der Lage ist, seine Interessen zu formulieren. Seine Konditionierung ist derart tiefgreifend, dass er sein Selbstverständnis und seine Selbstachtung aus seiner Verwertbarkeit für die Interessen anderer bezieht.*

    Das wird sich auch nicht ändern lassen, bestenfalls abmildern.
    Die Tragik ist ja noch viel umfassender: Männer sind von Frauen nicht zu emanzipieren, Frauen nicht von Männern.

    Gleichberechtigung ist alles, was erreichbar ist, bestenfalls.

    Männer sind nicht gleich berechtigt.

    Was Männer und Frauen dann in Freiheit mit ihren gleichen Rechten anfangen, das wird jedoch nach aller Wahrscheinlichkeit immer geschlechtstypisch unterschiedlich sein, im Schnitt.
    Weshalb sich ebenso wahrscheinlich auch nie Gleichstellung aus Gleichberechtigung ergeben kann.

    Was wir aber hinnehmen müssen.

    Frauen werden immer Männer nach ihrer „Verwertbarkeit“ einordnen.
    So steuern sie ihre Instinkte.
    Männer werden Frauen immer nach ihrer Schönheit einordnen.
    So steuern uns unsere Instinkte.

    Frauen werden durch ihr Auswahlverhalten immer den Konkurrenzkampf der „Männchen“ befeuern, selbst wenn sie bewusst meinen, das doch gar nicht zu tun/zu wollen.

    Männer werden durch ihr Auswahlverhalten immer den Schönheitswettkampf der Frauen befeuern, selbst wenn FeministInnen noch so verzweifelt Umerziehung erstreben.

    Und „Männer“ wie Connell, die eigentlich keine heterosexuellen Männer sein können/wollen, werden das nie verstehen.

    Weil sie nicht SIND, was sie bekämpfen.

    • „Das wird sich auch nicht ändern lassen, bestenfalls abmildern.“

      Das denke ich auch. Aber abmildern ist manchmal durchaus angebracht.

      Die überzogene Ausprägung von Ritterlichkeit, wie sie in westlichen Gesellschaften vorhanden ist, ist imho kein biologisches Imperativ – sie ist ein Relikt aus einer Zeit, in der andere Bedingungen herrschten. Es ist auch nicht mehr einzusehen, warum Frauen nicht ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen sollen. Weiterhin ist es auch kein biologisches Imperativ, dass Mütter für Kinder die einzig legalen Bezugsperson sind.

  28. @ Christian
    *Beauvoir sagt ja schon, dass man der Frau verantwortung geben soll, dann wird sie sie schon zu nutzen wissen.

    Genau wie der Mann gefangen ist (dann eben als Krieger) und insofern befreit werden muss.*

    Das Problem ist aber, dass viele Frauen und Männer im tiefsten Inneren gar nicht „befreit“ werden WOLLEN.

    Weshalb ja schon Beauvoir empfahl, man solle Frauen keine Wahl lassen, sonst entschieden sich zu viele dafür, zuhause bei ihren Kindern zu bleiben anstatt sich erwerbsarbeitend, konkurrierend, „kämpfend“ zu emanzipieren.

    So, wie Connell den „normalen“ heterosexuellen Mann nicht verstehen kann, wesensmäßig nicht verstehen kann, sein Agieren nur böswillig zu verstehen, zu interpretieren vermag, weil sie (er) leidet, so kann Beauvoir die „normale“ heterosexuelle Frau nicht verstehen, die Kinder WILL (im Gegensatz zu ihr, Frau Beauvoir), interpretiert so AKTIVES bewusstes weibliches Wollen als Unterdrückungsfolge, als passiv-duldendes Hinnehmen, was in Wahrheit aktives Herbeiführen ist.

    Es ist ja weibliche actio, „passiv“ zu sein.

  29. „Das Problem ist aber, dass viele Frauen und Männer im tiefsten Inneren gar nicht „befreit“ werden WOLLEN.“

    Das denke ich auch. Die Rollen passen eben häufig zu unseren biologischen Wünschen.

    „Beauvoir die „normale“ heterosexuelle Frau nicht verstehen, die Kinder WILL (im Gegensatz zu ihr, Frau Beauvoir)“

    Es wäre interessant zu wissen, wie Beauvoir reagiert hat/hätte, wenn Sartre es ihr angeboten hätte.

    „Es ist ja weibliche actio, „passiv“ zu sein.“

    Gut gesagt!

    • „Das denke ich auch. Die Rollen passen eben häufig zu unseren biologischen Wünschen.“

      Die Evidenz dafür, dass es biologische Präferenzen gibt ist ja auch überwältigend. Die Meisten wollen ja auch eine Anpassung ihrer Rolle – und nicht die Abschaffung.

      Der real existierende Feminismus ist auch im Wesentlichen ein einziges „doing Gender“ – hin zum Gynozentrismus, zur Definition des Menschlichen als das Weibliche.

  30. @Nick
    „Der real existierende Feminismus ist auch im Wesentlichen ein einziges „doing Gender“

    Jein. Ich denke ein Teil der Feminismusbewegung sind Leute, die mit der Geschlechterrolle unzufrieden sind, weil sie tatsächlich nicht zu ihnen passt, etwa weil sie als Frauen am „männlicheren Ende“ liegen. Ein Indiz ist ja beispielsweise die Digit Ratio von Alice Schwarzer.
    Der Fehler ist, dass sie verallgemeinern: Weil wir mit der Frauenrolle (oder der Männerrolle wie bei Connell) unzufrieden sind gehen sie davon aus, dass auch alle anderen damit unzufrieden sein müssen.

    • @Christian:
      Aber jede Bewegung muss irgendwie Anhänger finden. Optimal ist es, wenn man wie Frau Schwarzer Tendenzen wie z.B. weibliche Vorbehalte gegen Pornografie benutzen kann um seinen Hass zu transportieren.

      Dass die meisten Frauen aussteigen wenn die Hälfte des Himmels auch die Hälfte der Hölle bedeutet weiß Frau Schwarzer ganz genau. Deshalb wird die Hölle gar nicht erst diskutiert – doing Gender halt.

  31. @ Christian

    * Ich denke ein Teil der Feminismusbewegung sind Leute, die mit der Geschlechterrolle unzufrieden sind, weil sie tatsächlich nicht zu ihnen passt, etwa weil sie als Frauen am „männlicheren Ende“ liegen. *

    Ich sehe es genau so.
    Der Feminismus scheint mir dominiert von Frauen, die am männlichen Ende der weiblichen Normalverteilung angesiedelt sind, die ihr Fühlen/Wollen/Empfinden als repräsentativ für das Fühlen/Wollen/Empfinden der Mehrheit der Frauen ansehen, die sich nicht vorstellen können (es sei denn gedeutet als Unterdrückungsfolge), dass es Frauen gibt, die ganz andere Präferenzen haben als sie selbst, die daraus für sich den Anspruch und Auftrag ableiten, diese Frauen von der bösen Unterdrückung durch Männer/“patriarchale“ Kultur-Gesellschaft zu befreien.

    Das Dumme: die feminineren Frauen widersprechen ihnen da nicht, gerade weil sie femininer sind.
    Sie meiden die Konfrontation, sind in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend bis gehemmt, viel weniger aggressiv-dominant, überllassen deshalb die Bühne den Männern bzw. den „männlichen“ Frauen.

    So dass der Eindruck entsteht, FeministInnen sprächen tatsächlich für DIE Frauen.

    Und in Grund und Boden kritisierte Männer, im Kern ihres männlichen Selbstverständnisses als „Frauenschützer“ infrage gestellt, als Vergewaltiger, Frauenunterdrücker und Tyrannen denunziert, die quasi als Teil des typisch Männlichen „böse“ gegenüber Frauen agieren, widersprechen auch kaum, gedemütigt, von FRAUEN öffentlich gedemütigt.

    Frauen werden ja von Männern instinktiv eher nicht als „Feind“ verortet und angesprochen.
    Gegen Frauen zu kämpfen, fällt Männern kaum ein.
    So nehmen sie von Frauen ein Ausmaß an Denunziation und Diffamierung hin, dass sie, käme es von Männern, kaum so widerstandsarm hinnähmen.

    Im Gegenteil: Gedemütigte Männer pudeln unglücklich hinterher, eilfertig-diensteifrig bestrebt, zu beweisen, dass sie so „böse“ eigentlich gar nicht sind, wollen ganz besonders lieb sein zur verärgerten Mutti, die fordert, fordert, fordert, wollen ganz besonders eifrig beweisen, wie gut sie doch als Frauenschützer und -versorger sind und winken auch noch die unsinnigsten Privilegierungsbegehren der feministischen Frauenlobby durch.

    WEIL MANN FRAUEN DOCH HELFEN MUSS.

  32. @ Nick
    * Deshalb wird die Hölle gar nicht erst diskutiert – doing Gender halt.*

    Aber natürlich wird die Hölle diskutiert: als männliches Projekt, an dem Frauen im Wesentlichen nur als Opfer beteiligt sind.

    Quintessenz des Politfeminismus ist eine Männer-sind-böse-Täter-Frauen-ihre-arglos-unschuldigen-Opfer-Ideologie.
    Daraus lassen sich all die Wiedergutmachungsforderungen ableiten, damit alle Privilegierungsansprüche, frauenexclusiven Quotensänften/positiven Diskriminierungen/Fördermaßnahmen begründen.

    In diesem Weltbild verwalten allein Männer die Hölle, während Frauen im Wesentlichen die himmlischen Heerscharen verkörpern.

    Weshalb es ja gerade sinnvoll ist, das „böse“ Männliche zu verweiblichen, um es so in den „weiblichen“ Himmel hinauf zu heben.

    Wir sollen doch von unserer üblen Männlichkeit erlöst werden durch Verweiblichung, sollen kommunikativer werden, weniger kampfbetont, weniger wettbwerbslustig, weniger konkurrierend, weniger aggressiv (und damit auch kreativ) usw.
    Weil sie ja nur das ins Negative überschießende Momentum „männlicher“ Eigenheiten erkennen, den guten Sinn von Männlichkeit, männlicher Eigenheiten aber nicht erkennen können/anerkennen wollen.

    Sie sind ja nicht misandrisch, unsere Feministinnen, nein, keineswegs.

    Sie halten Männlichkeit nur für eine abzuschaffende Katastrophe.
    Das wird man doch wohl noch dürfen, ohne als misandrisch zu gelten.

    Wer die Endlösung der Judenfrage anstrebt, ist ja eigentlich auch kein Antisemit.

    Er will, bei Licht besehen, die Menschheit auch nur von ein paar schlechten Eigenheiten befreien.

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  44. Wir alle denken, fühlen, sehen, glauben u.s.w. so, wie wir geprägt sind/wurden und unsre Vorstellungskraft ist nur begrenzt. Oder können wir uns den Geschmack einer Frucht vorstellen, die wir noch nie geschmeckt, gegessen haben. Selbst wenn uns jemand den Geschmack beschreibt. Hinterher sagen wir vielleicht, jaah stimmt, sie schmeckt nach Ananas und Banane. Hinterher. Hinterher meinen wir fast, es vorher geschmeckt zu haben. Ich habe eine Seite hier im Netz gefunden, die mir etwas beschreibt, dass ich auch nicht kenne, etwas, bei dem meine Vorstellungskraft im Leben nicht ausreicht und die ich wohl nie kosten darf. Die mich nur weiter alles infrage stellen lässt. Und dass ist wie beim Klettern, es kostet Überwindung und Mut, den sicheren Halt loszulassen und nach etwas zu greifen, was nichts verspricht, sondern nur eine Perspektive ist.

    http://www.doriswolf.com/wp/?page_id=3662

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