Hegemoniale Männlichkeit

In einer Diskussion kam der Begriff der Hegemonialen Männlichkeit nach Connell auf, der erst einmal recht interessant klingt.

Aus der Wikipedia:

Aus dem Wikipediaeintrag zu Connell

Im Konzept der hegemonialen Männlichkeit zeigt Connell die ungleichheitsstrukturierende Kraft von Geschlecht auf: In seiner Analyse von Männlichkeitskonstruktionen als Hegemonie beanspruchend, nach Hegemonie strebend und sich um Hegemonie gruppierend verwendet er die Kategorie gender, um Ausgrenzungs- und Privilegierungsmuster entlang einer geschlechtlichen Ordnung zu erkennen. Er deckt dabei ebenso die Mittel auf, mit denen hegemoniale Männlichkeit hergestellt wird, als auch die Funktion, die die Unterordnung bestimmter Gruppen von Männern zur Herstellung oder zum Erhalt der Hegemonie anderer Männer einnimmt.

Aus dem Wikipediabeitrag „Wissenschaftliche Männerforschung

Männlichkeit definiert Connell als Praxis, hierunter versteht sie mehr als das Konzept der Rollentheorie, welches sie kritisiert. Sie versucht Männlichkeiten als Dominanzverhältnis unter Männern, gegenüber Frauen und im Zusammenhang mit anderen Unterdrückungsverhältnissen herauszuarbeiten. Darüber hinaus bestimmt sie den historischen Wandel der vorherrschenden Männlichkeit als bedingt durch das jeweilige Produktionsverhältnis der Gesellschaft. Gemeinsam ist den Männlichkeiten die patriarchale Dividende, das heißt der Profit, den Männer in einer patriarchal strukturierten Gesellschaft erhalten.

Connell unterscheidet zunächst zwei Männlichkeitstypen:

  • autorisierte Männlichkeit
  • marginalisierte Männlichkeit

Marginalisierte Männlichkeiten sind Männlichkeiten von Männern, die aufgrund ihrer ethnischen oder ihrer Klassenzugehörigkeit weniger anerkannt sind. In unserer Gesellschaft können beispielsweise Arbeiter oder türkische Männer keine autorisierte Männlichkeit aufweisen, da sie entweder die „falsche“ Klassenzugehörigkeit beziehungsweise die „falsche“ Ethnizität haben.

Daneben lassen sich drei weitere Männlichkeitsformen unterscheiden:

  • hegemoniale Männlichkeit
  • komplizenhafte Männlichkeit
  • untergeordnete Männlichkeit

Hegemonial ist die Männlichkeit, die am effektivsten das Patriarchat aufrechterhält. Diese geschlechtliche Hegemonie findet meist unter Zustimmung und Mitarbeit derjenigen statt, die beherrscht werden. Den diesbezüglichen Begriff Hegemonie hat Connell vom Marxisten Gramsci übernommen.

Ein historisch früher Typus, den Connell als hegemoniale Männlichkeit ausmachte, war der Conquistador, der an der Grenze, an der „frontier“, seine Männlichkeit zum Ausdruck brachte. Sie wurde abgelöst durch die „gentry masculinity“ (zum Beispiel George Washington). Heute lassen sich in der Bundesrepublik Deutschland Veränderungen der hegemonialen Männlichkeiten beispielsweise im Management (Ralf Lange) und in der „Forschungs- und Technologiepolitik“ (Peter Döge) nachweisen. Untergeordnete Männlichkeiten sind beispielsweise schwule oder transgender Männlichkeitsentwürfe. Komplizenhafte Männlichkeiten arbeiten der hegemonialen Männlichkeit zu und profitieren von ihr.

Also eine irgendwie nicht näher eingrenzbare Herrschaft des Mannes im Patriarchat (vgl. dazu auch „Butler und Patriarchat„). Es arbeiten zwar nicht alle Männer aktiv daran mit, aber es gibt Unterstützer und weniger Privilegierte, die nicht beherrschen können, weil sie einen anderweitigen Malus haben. (vgl. zu Privilegien der Männer auch „Männliche Privilegien, weibliche Privilegien und wohlwollender Sexismus“ und  „Männliche Privilegien und weibliche Privilegien: Argumentationsstrukturen„). Mit welcher Leichtigkeit das Patriarchat immer wieder auftaucht, ohne dessen Grundlagen wirklich zu begründen, überrascht mich noch immer.

Also im Prinzip: Die Männer sind schuld, die Einen mehr die Anderen weniger. Scheint mir etwas einfach zu sein.

Interessant wäre da, wie Frauen in Führungspositionen in diese Theorie eingebaut werden und wie eine Steuerung der Männer erfolgt, die ja teilweise keinen Vorteil von einem Patriarchat haben.

Ganz zu schweigen davon, dass Faktoren wie unterschiedliche Neigungen zu Tätigkeiten mit viel Wettbewerb, verschiedene Fähigkeitsverteilungen und der Vorteil von Status für Männer nicht erwähnt ist.

Gender Gap bei Homosexuellen

Eine Studie aus Canada zeigt, dass Lesben zumindest dort mehr verdienen als Schwule:

A new study in the Canadian Journal of Economics provides the first evidence on sexual orientation and economic outcomes in Canada. The study found that gay men have 12 percent lower personal incomes and lesbians have 15 percent higher personal incomes than heterosexual men and women.

Christopher S. Carpenter of The Paul Merage School of Business at the University of California Irvine used data from the Canadian Community Health Survey which includes standard demographic questions as well as self-reports on sexual orientation.

Like previous patterns found in the U.S. and the U.K., results show that gay men have significantly lower personal incomes than similarly situated straight individuals, while lesbians have significantly higher personal incomes than straight women.

Quelle: Science Daily

Da lesbische Frauen im Schnitt mehr pränatalen Testosteron ausgesetzt waren würden sie besser in klassischen „Männerbereichen“ sein, schwule Männer würden hingegen im Schnitt besser in klassischen Frauenbereichen sein als der durchschnittliche Mann.

Dies deutet darauf hin, dass ein relativ großer Teil des Gehaltsunterschiedes nicht auf einer Diskriminierung nach dem Phänotyp beruht, sondern auf anderen Tätigkeiten. Andere Studien zeigen, dass die bereinigten Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern lediglich bei unter 8% liegen.

Wie die Genderwissenschaften es erklären, dass eine doppelt nichtpriviligierte Gruppe (Frau und Homosexuell) besser abschneidet als eine immerhin einfach privilegierte Gruppe (Mann, aber homosexuell) wäre dann wieder eine andere Frage.