Arne Hoffmann und Vorurteile über biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Arne Hoffmann verweist auf einen Cracked-Artikel über sich als nach Auffassung der Seite als falsch herausstellende Vorurteile über Frauen.

Dies sind:

  • Frauen sind weniger aggressiv als Männer.
    • In dem Artikel wird die These aufgestellt, dass Frauen dann weniger aggressiv sind, wenn sie als Individuen wahrgenommen werden können, aber aggressiver als Männer werden, wenn sie in der Masse untergehen. Das wurde durch ein Spiel ermittelt, indem virtuelle Gewalt ausgeteilt wird.
    • Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Teil der geringeren Aggressivität der Frauen nicht zu Tage tritt, weil sie im Schnitt schwächer sind als Männer und insoweit ein Kampf meist verlieren würden. Auch schwache Männer werden weniger Schlägereien anfangen.
    • Interessant ist natürlich ein Zusammenhang mit Testosteron. Da gibt es meines Wissens nach Studien mit verschiedenen Ergebnissen. Ich neige der Ansicht zu, dass Testosteron insbesondere Statusbewußtsein und Imponiergehabe erhöht und daraus leicht Aggression entstehen kann, wenn jemand meint, dadurch seinen Status verbessern zu können und jemanden Imponieren zu können. Und dies kann sich natürlich auch in körperlicher Gewalt niederschlagen, die ja eine sehr deutliche Art sich zu beweisen sein kann. In heutigen Zeiten haben allerdings Männer häufig durch körperliche Gewalt wenig an Status zu gewinnen. Sie führen die Revierkämpfe daher anders aus und imponieren lieber durch den Kauf teurer Sachen etc.
  • Frauen sind weniger geil als Männer.
    • Cracked stellt ein Experiment dar, nachdem Frauen mehr Sexualpartner gestanden , wenn sie an einem Lügendetektor angeschlossen waren. Aus dieser dann gleich hohen Zahl von Mann und Frau schließen sie, dass Frauen genauso geil sind.
    • Der Schluß ist aber falsch: Wenn jemand alle 6 Monate einmal Sex haben will und ihn dann auch unproblematisch bekommt macht ihn das nicht geiler als jemanden, der jeden Tag Sex will, ihn aber nur alle 6 Monate bekommt (Ein etwas übertriebenes Beispiel zur Verdeutlichung).
    • Das Männer mehr Sex wollen hatte ich bereits wiederholt, zB hier und hier dargelegt
  • Nur Männer mögen Pornos.
    • Cracked legt dar, dass Frauen auf pornografische Bilder genau so schnell reagieren wie Männer. Das soll der Beleg sein, dass sie sie auch genau so gerne mögen.
    • Das ist ein Fehlschluss. Nur weil Frauen die Bilder genauso schnell und stark wahrnehmen können sie sie natürlich anders verarbeiten. Das sexuelle Bilder bei beiden Geschlechtern den stärksten Reiz auslösen betont lediglich die Bedeutung von Sex in der Evolution: Alles was mit Sex in Verbindung seht ist für die Gene wichtig und unterliegt fast automatisch einem positiven Selektionsdruck.
    • Aber nur weil man die Bilder wahrnimmt und verarbeitet müssen sie die Geschlechter nicht auf dem gleichen sexuellen Level ansprechen. Aufgrund des geringeren Testosteronspiegels ist das Bild weniger stark auf Sex ausgerichtet.
  • Nur Frauen leiden unter von den Medien verursachten Problemen mit ihren Körpern.
  • Frauen sind nicht so gut in Mathe wie Männer.
    • Cracked stellt auf die SAT und „No Child is left behind“-Ergebnisse ab, bei denen sich nach deren Auffassung keine Unterschiede zeigen sollen
    • Meiner Meinung nach wird in den Studien unterschieden: In einfachem Zahlenrechnen können Frauen evt. besser sein, auch im Bereich der „niedrigeren Mathematik“ zeigen sich keine wesentlichen Unterschiede, genauso wie man auch bei der höheren Körperkraft keinen Unterschied feststellt, wenn beide Geschlechter leichte Gewichte anheben sollen. In der „höheren Mathematik“ hingegen zeigen sich gewisse Vorteile für Männer bzw. es sind mehr Männer mit einer besonderen mathematischen Fähigkeit vorhanden um so schwieriger es wird. Die Ausprägung mathematischer Fertigkeiten ist bei Mann und Frau verschieden, es handelt sich um zwei Normalverteilungen mit unterschiedlichen Mittelwert, deren Träger überlappen. Ich hatte auch in diesem Beitrag – insbesondere dann in den Kommentaren – hierzu etwas geschrieben.
  • Die meisten Opfer häuslicher Gewalt sind Frauen.
    • In seinem Fachbereich möchte ich Arne Hoffmann gar nicht widersprechen. Da ist er wesentlich mehr drin als ich. Das Frauen gerade in dem Bereich durchaus brutal werden können glaube ich allerdings sofort.

Arne Hoffmann empfiehlt dann noch ein Buch von Lise Eliot, unter Hinweis darauf, dass es bei der „Alles-biologisch“-Fraktion der Männerbewegung schlecht ankommen wird. Ich hatte es bereits in dem Beitrag „Biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau und Ausgleich durch Erziehung“ besprochen und verweise darauf.

 

Das Fremdgeh Gen und Dopamin

Die Entdeckung eines „Fremdgeh-Gens“ macht gerade die Runde.

Aus dem Abstrakt:

Background

Human sexual behavior is highly variable both within and between populations. While sex-related characteristics and sexual behavior are central to evolutionary theory (sexual selection), little is known about the genetic bases of individual variation in sexual behavior. The variable number tandem repeats (VNTR) polymorphism in exon III of the human dopamine D4 receptor gene (DRD4) has been correlated with an array of behavioral phenotypes and may be predicatively responsible for variation in motivating some sexual behaviors, particularly promiscuity and infidelity.

Methodology/Principal Findings

We administered an anonymous survey on personal history of sexual behavior and intimate relationships to 181 young adults. We also collected buccal wash samples and genotyped the DRD4 VNTR. Here we show that individuals with at least one 7-repeat allele (7R+) report a greater categorical rate of promiscuous sexual behavior (i.e., having ever had a “one-night stand”) and report a more than 50% increase in instances of sexual infidelity.

Conclusions/Significance

DRD4 VNTR genotype varies considerably within and among populations and has been subject to relatively recent, local selective pressures. Individual differences in sexual behavior are likely partially mediated by individual genetic variation in genes coding for motivation and reward in the brain. Conceptualizing these findings in terms of r/K selection theory suggests a mechanism for selective pressure for and against the 7R+ genotype that may explain the considerable global allelic variation for this polymorphism.

Weitere Ausführungen auch bei „Hooking up smart: Your Cheatin‘ DRD4 Gen Mutation

Bedeutet das, dass man mit dieser Genmutation fremdgehen muss? Nein, es macht es nur im Schnitt wahrscheinlicher, das sagt aber nichts darüber aus, ob der Einzelne tatsächlich fremd geht. Die Personen scheinen einen stärkeren Anreiz für das Fremdgehen zu haben.

Dopamin wirkt im Belohnungssystem unseres Gehirns (das wir ein solches haben macht eigentlich auch schon deutlich, dass wir einer gewissen biologischen Beeinflussung ausgesetzt sind, aber gut). Viele Drogen sprechen genau dieses Belohnungssystem an und produzieren dabei die Sucht. Das Gen scheint nach der Darstellung von Susan Walsh von „Hooking up smart“ die Abenteuerlust oder die Lust auf Aufregendes zu erhöhen und mit Dopaminausschüttungen zu belohnen. Und Sex mit einer neuen Person kann eben auch ein Abenteuer sein.

Natürlich muss man dem nicht nachgehen. Aber dann fehlt eben ein bestimmter Kick, sofern man die Lust am Abenteuer nicht anderweitig befriedigt.