Frauen, Wettbewerb und Adrenalin

In einem Artikel mit dem Namen „Die Macht der Hormone“ geht es um Susanne Pinker und ihr Buch „Das Geschlechterparadox“, dass auch schon auf meiner Leseliste steht.

Dort werden interessante Ausführungen zum verschiedenen Umgang mit Wettbewerb zwischen den Geschlechtern gemacht:

Sie stellt zunächst dar, dass Frauen durch Konkurrenzmodelle eher gebremst werden, Männer hingegen eher angespornt.

Pinker fand außerdem Studien, die belegen, dass Mädchen – und in der Folge natürlich auch Frauen – weniger Lust haben, in einem ständigen Kräftemessen mit Konkurrenten welchen Geschlechts auch immer zu stehen. Untersucht wurden elfjährige Mädchen und Buben bei ihrem Laufverhalten. Die Mädchen erzielten die besten Zeiten, wenn sie allein liefen, liefen sie mit Buben um die Wette, ging es schon langsamer. Die niedrigste Laufgeschwindigkeit wurde gemessen, wenn sie im Wettbewerb gegen andere Mädchen antraten. Die Buben liefen am langsamsten allein – kaum gab es einen Wettbewerb, steigerten sie ihre Geschwindigkeit, ob die Konkurrenten nun Buben oder Mädchen waren.

Der biologische Mechanismus dahinter scheint unter anderem das Adrenalin zu sein:

Schuld an diesem unterschiedlichen Verhalten ist das Adrenalin. Jede Art von Wettbewerb überschwemmt den männlichen Organismus mit Adrenalin, während der Adrenalinspiegel bei Frauen auch unter starkem Druck nicht steigt.

Ich habe dazu kurz etwas gegoogelt und das folgende gefunden:

Stress responses in male and female engineering students.

Male and female engineering students were studies under stress induced by a congnitive-conflict task and in a control condition spent in inactivity. The results showed that (a) in the control condition the sexes did not differ in adrenaline, noradrenaline or cortisol excretion, whereas heart rate was significantly higher in the females; (b) adrenaline excretion and heart rate increased significantly in both sexes during stress; (c) the rise in adrenaline excretion was more pronounced in the males, whereas the rise in heart rate was significantly greater in the females; (d) cortisol excretion increased significantly during stress in the male group only; and (e) self-estimates of effort and performance were consistently higher and increased more over time in the males than in the females, bu these sex differences on the subjective level were not reflected in actual performance. The interaction of biological and social factors in the development of sex differences in stress reactions is discussed.

Das würde nahelegen, dass Frauen im Schnitt Wettbewerb weniger anregend finden als Männer und daher auch weniger zu Jobs tendieren, die auf einen Wettbewerb angelegt sind. Natürlich gibt es auch sehr wettbewerbsorientierte Frauen und es wäre interessant zu sehn, ob deren Mechanismus dann eher „männlich“ funktioniert.

Es würde auch erklären, warum Frauen bei den „Big Five“ im Schnitt besser beim Punkt „Agreeableness“, also Verträglichkeit, abschneiden.

Die evolutionäre Erklärung hierfür ist ebenfalls einfach nachzuvollziehen. Männer stehen schon deswegen, weil es bei ihnen mehr auf den Status und ihre Fähigkeit als Versorger angekommen ist, in einem intrasexuellen Wettkampf, während Frauen auf einer anderen Ebene miteinander konkurrieren und wesentlich mehr durch zB körperliche Konflikte zu verlieren haben. Das die Evolution unter diesen Bedingungen dafür sorgt, dass Männer wettbewerbsorientierter sind, wäre zu erwarten.

8 Gedanken zu “Frauen, Wettbewerb und Adrenalin

  1. Männer zeigen ein anderes Stessbewältigungsmuster als Frauen.
    Die Amerikaner mit ihrem Talent zu griffigen Kurzzusammenfassungen benennen das männliche Muster mit „Fight or Flight Reaction“, das weibliche Muster „Tend and Befriend“.

    Männer treiben also Konflikte auf die Spitze, werden dadurch im positiven Sinne aufgepulvert, genießen den Stress und hauen ab, wenn’s ihnen zuviel wird, wenn sie erkennen, dass sie unterliegen werden.

    Frauen weichen Konflikten eher aus, zeigen Vermeidungsverhalten, begütigen eher, versuchen Spannung rauszunehmen, meiden von vorneherein spannungsgeladene Situationen.

    Ist auch sehr gut in Internetforen zu beobachten.

    Manchmal spiele ich damit.

    Gut zu beobachten: Je mehr man den Ton verschärft, die Daumenschrauben anzieht, fast bis zu dem Punkt, an dem mir eine Diskussion Spaß zu machen beginnt, desto weniger Frauen beteiligen sich.

    Am Ende prügeln sich dann meist nur noch Männer, bis kein Gras mehr wächst.

    Der Anteil derer, denen das ganz einfach Spaß macht, die sich dadurch angenehm belebt und erfrischt fühlen, ist ganz einfach höher als unter Frauen.

    Daher das Bestreben von Frauen, überall dort, wo sie mitspielen wollen, Konkurrenz zu moderieren bis zu einem Grad, an dem es Männern zu langweilig und betulich wird.
    Die sich dann oft aus einem solch moderat-moderierten Bereich zurückziehen, in dem kein Blumentopf zu gewinnen ist.

    Denn Status erwirbt man nur durch erfolgreich bestandene Turniersituationen.

    Das Vertrackte: Frauen meiden für sich selbst solche Duell-/Turnierstituationen ganz gerne, erwarten aber nach wie vor, dass Männer, sollen sie attraktiv sein, Status mitbringen.

    Je mehr Bereiche der Gesellschaft feminisiert werden, in denen also kein Status gewinnbar ist, desto unattraktiver werden die Männer dieser Gesellschaft für Frauen, da sie immer weniger Gelegenheit erhalten, Status zu erwerben.

    Aber die Nachfrage der Frauen nach Status lässt nicht nach.

    Es wächst bestenfalls ihre Fähigkeit, das zu verleugnen und abzustreiten.

    Frauen fühlen ja bekanntlich immer richtig und was Männer über ihre Erfahrungen mit Frauen berichten, wird als irrelevant abgetan, als Fehlwahrnehmung.

    Eine Widersprüchlichkeit, die im Endeffekt nur den Leistungsdruck der auf Männern lastet, erhöht, bis diese sich der Überlast ganz entziehen und aussteigen in großer Zahl.

    Ist der Punkt erreicht, bricht die Gesellschaft/Zivilisation, die sich das leistet, zusammen, wird übernommen, erobert, verdrängt, behauptet sich nicht.

  2. @Roslin

    Über „Tend and Befriend“ hatte ich auch im Rahmen der Suche zu obigen Artikel was gelesen und wollte vielleicht noch was eigenes dazu machen.
    Erklärt vielleicht auch, warum Frauen bei Problemen mitunter nur wollen, dass der Mann ihn zuhört („befriend“) und nicht, dass er das Problem löst („Fight“).

    Das ist ja ein klassisches Mißverständnis zwischen Mann und Frau, dass mir auch schon schwer zu schaffen gemacht hat.

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