Schröder vs. Ortgies: Biologie und Gleichheitsfeminismus

Die SZ hat ein Doppelinterview mit Kristina Schröder und Frau Ortgies durchgeführt.  Frau Schröder scheint sich dabei durchaus mit dem Thema beschäftigt zu haben:

Ich will keine Umerziehung. Weil ich der Überzeugung bin, dass es über die Geschlechtsmerkmale hinaus Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt, die wir nicht leugnen können. Sei es etwa beim Aggressions- und Bindungsverhalten oder auch beim räumlichen Vorstellungsvermögen.

Ortgies hingegen argumentiert klassisch feministisch:

Abgesehen von den Fortpflanzungsorganen gibt es keine gravierenden biologischen Besonderheiten. Alle seriösen Studien belegen, dass es keine hirnphysiologischen Unterschiede gibt. Mathematische, sprachliche, intellektuelle, also alle kognitiven Fähigkeiten sind bei Männern und Frauen gleich verteilt. Auch die Bindung zu einem Kind entsteht über Kontakt, und nicht über Gene. Das heißt, Männer und Frauen starten mehr oder weniger mit den gleichen Voraussetzungen – und haben bis heute trotzdem nicht die gleichen Freiheiten und Chancen. Deshalb kämpfen Frauen um Gleichberechtigung.

Das es natürlich weitere körperliche Unterschiede gibt und auch das Gehirn zahlreiche Unterschiede aufweist, ist ihr entgangen. Und auch die Sprachfertigkeiten unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern. Das Frauen stärker auf das Kindchenschema ansprechen als Männer ist an Ortgies vorbeigegangen.Und das die Bindung nicht nur durch Kontakt, sondern auch durch Bindungshormone erfolgt auch. Der Start unter gleichen Voraussetzungen spricht dafür, dass sie meint, dass das Gehirn ein „Blank Slate“, also ein unbeschriebenes Blatt, ist, was auch nicht Stand der Forschung ist. Wenn Studien etwas zeigen, dann das Gegenteil von dem was Ortgies annimmt. Aber naturwissenschaftliche Studien sind für sie vielleicht einfach nur nicht seriös.

Frauen, Wettbewerb und Adrenalin

In einem Artikel mit dem Namen „Die Macht der Hormone“ geht es um Susanne Pinker und ihr Buch „Das Geschlechterparadox“, dass auch schon auf meiner Leseliste steht.

Dort werden interessante Ausführungen zum verschiedenen Umgang mit Wettbewerb zwischen den Geschlechtern gemacht:

Sie stellt zunächst dar, dass Frauen durch Konkurrenzmodelle eher gebremst werden, Männer hingegen eher angespornt.

Pinker fand außerdem Studien, die belegen, dass Mädchen – und in der Folge natürlich auch Frauen – weniger Lust haben, in einem ständigen Kräftemessen mit Konkurrenten welchen Geschlechts auch immer zu stehen. Untersucht wurden elfjährige Mädchen und Buben bei ihrem Laufverhalten. Die Mädchen erzielten die besten Zeiten, wenn sie allein liefen, liefen sie mit Buben um die Wette, ging es schon langsamer. Die niedrigste Laufgeschwindigkeit wurde gemessen, wenn sie im Wettbewerb gegen andere Mädchen antraten. Die Buben liefen am langsamsten allein – kaum gab es einen Wettbewerb, steigerten sie ihre Geschwindigkeit, ob die Konkurrenten nun Buben oder Mädchen waren.

Der biologische Mechanismus dahinter scheint unter anderem das Adrenalin zu sein:

Schuld an diesem unterschiedlichen Verhalten ist das Adrenalin. Jede Art von Wettbewerb überschwemmt den männlichen Organismus mit Adrenalin, während der Adrenalinspiegel bei Frauen auch unter starkem Druck nicht steigt.

Ich habe dazu kurz etwas gegoogelt und das folgende gefunden:

Stress responses in male and female engineering students.

Male and female engineering students were studies under stress induced by a congnitive-conflict task and in a control condition spent in inactivity. The results showed that (a) in the control condition the sexes did not differ in adrenaline, noradrenaline or cortisol excretion, whereas heart rate was significantly higher in the females; (b) adrenaline excretion and heart rate increased significantly in both sexes during stress; (c) the rise in adrenaline excretion was more pronounced in the males, whereas the rise in heart rate was significantly greater in the females; (d) cortisol excretion increased significantly during stress in the male group only; and (e) self-estimates of effort and performance were consistently higher and increased more over time in the males than in the females, bu these sex differences on the subjective level were not reflected in actual performance. The interaction of biological and social factors in the development of sex differences in stress reactions is discussed.

Das würde nahelegen, dass Frauen im Schnitt Wettbewerb weniger anregend finden als Männer und daher auch weniger zu Jobs tendieren, die auf einen Wettbewerb angelegt sind. Natürlich gibt es auch sehr wettbewerbsorientierte Frauen und es wäre interessant zu sehn, ob deren Mechanismus dann eher „männlich“ funktioniert.

Es würde auch erklären, warum Frauen bei den „Big Five“ im Schnitt besser beim Punkt „Agreeableness“, also Verträglichkeit, abschneiden.

Die evolutionäre Erklärung hierfür ist ebenfalls einfach nachzuvollziehen. Männer stehen schon deswegen, weil es bei ihnen mehr auf den Status und ihre Fähigkeit als Versorger angekommen ist, in einem intrasexuellen Wettkampf, während Frauen auf einer anderen Ebene miteinander konkurrieren und wesentlich mehr durch zB körperliche Konflikte zu verlieren haben. Das die Evolution unter diesen Bedingungen dafür sorgt, dass Männer wettbewerbsorientierter sind, wäre zu erwarten.