Biologisch gesehen entstehen die Geschlechter durch Hormone, insbesondere Testosteron, dass, zur richtigen Zeit ausgeschüttet, für einen veränderten Aufbau des Gehirns sorgt. Dabei sind die Zentren, die für das typische Geschlechterverhalten zuständig sind, andere als das für die sexuelle Orientierung. Ein Mann kann sich daher z.B. sehr weiblich benehmen, aber heterosexuell sein, oder sich sehr männlich benehmen und homosexuell sein. Damit ein Mann homosexuell wird muss aber zum passenden Zeitpunkt im Vergleich zum üblichen Ablauf weniger Testosteron ausgeschüttet werden. Damit eine Frau homosexuell wird müsste der Fötus zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr Testosteron in einer bestimmten Dosis ausgesetzt sein. Die Vorgänge unterscheiden sich insoweit von Mann zu Frau. Das gleiche gilt bei der Verhaltensweise. Diese Unterschiede wirken sich anscheinend auch aus:
Using the nationally representative sample of about 15,000 Add Health respondents in Wave III, the hypothesis is tested that masculinity-femininity in adolescence is correlated with sexual orientation 5 years later and 6 years later: that is, that for adolescent males in 1995 and again in 1996, more feminine males have a higher probability of self-identifying as homosexuals in 2001-02. It is predicted that for adolescent females in 1995 and 1996, more masculine females have a higher probability of self-identifying as homosexuals in 2001-02. Masculinity-femininity is measured by the classical method used by Terman & Miles. For both time periods, the hypothesis was strongly confirmed for males: the more feminine males had several times the probability of being attracted to same-sex partners, several times the probability of having same-sex partners, and several times the probability of self-identifying as homosexuals, compared with more masculine males. For females, no relationship was found at either time period between masculinity and sex of preference. The biological mechanism underlying homosexuality may be different for males and females.
Quelle: „Masculinity-femininity predicts sexual orientation in men but not in women.“ from J Biosoc Sci. 2006 Nov;38(6):797-809. Epub 2006 Apr 18.
Meiner Meinung nach hat das Ergebnis viel damit zu tun, dass die männliche Rolle wesentlich enger ist als die weibliche. Ein Mann, der sich weiblich verhalten will, fällt auch deutlich mehr auf, als eine Frau, die sich männlich verhält. Frauen haben insoweit ein Monopol auf bestimmte Verhaltensweisen.
Eien biologische Erklärung hierfür, die ich einfach mal als nicht abgesicherte These in den Raum stellen möchte, könnte sein, dass eine lesbische Frau immer noch schwanger werden kann und ein Interesse daran haben kann, von einem Mann versorgt zu werden, während ein homosexueller Mann wesentlich weniger bereit gewesen sein dürfte, eine heterosexuelle Frau zu versorgen. Demnach würde es für Frauen wichtiger sein solche Verhalten als Warnzeichen zu sehen, so dass sich hier striktere Rollenbilder bzw. Geschlechterverhalten herausgearbeitet haben. Es könnte vielleicht auch erklären, warum männliche Homosexualität mehr Homophobie unter Männern hervorruft als weibliche Homosexualität unter Frauen. (Disclaimer: Homophobie ist natürlich in jedem Fall unbegründet).
Meine Beobachtung ist, dass schwule Männer in der Reegel ein erträgliches bis gutes Verhältnis zu Frauen haben, während Lesbierinnen männer meist hassen (ist, wie gesagt, mein ganz persönlöicher Eindruck, ohne Anspruch auf Verallgemeineinerung).
Könnte das auch etwas damit zu tun haben?
@El Mocho
Die Lesben, die ich persönlich kenne, sind sehr nette Leute, allerdings kenne ich auch nicht viele und dann war es ein Kennenlernen über gemeinsame Freunde. Ich denke, dass es eher eine subjektive Sache ist, vielleicht weil du sie aus einem Geschlechterkampfkontext kennst?
Aber natürlich verändert sich auch der Umgang mit dem anderen Geschlecht, wenn man keine sexuelle Agenda in irgendeiner Form hat. Ich denke es gibt auch Schwule, die bei Frauen sagen würden, dass sie ihnen nicht mit diesem oder jenen kommen sollten, es zieht bei ihnen nicht.
Ich kenne auch nur ein paar lesbische Kolleginnen, deswegen ja auch der Verallgemeinerungsvorbehalt.
@El Mocho
Das Problem ist sicherlich, dass Lesben mit dem Feminismus eine Ideologie, bei der man in vielen Bereichen auf Männerhass kommen kann, bereit stehen haben. Gerade die Begründungen zur Zwangsheterosexualität bieten ja das Feindbild Mann teilweise geradezu an und die Forderung lesbisch zu werden um sich aus der Unterwerfung unter den Mann zu befreien gibt es im Feminismus ebenfalls.
Eine entsprechende Ideologie in Bezug auf Frauen gibt es denke ich für Männer nicht. Gut, sie könnten radikale Maskulisten werden, weil sie Leistungen für Frauen auf ihre Kosten nicht einsehen, aber der theoretische Unterbau ist da denke ich ein anderer.
Vielleicht haben Frauen vom Rollenbild her auch eher die Möglichkeit so etwas stärker auszuleben. Ein starker Mann sollte ja auch eigentlich eine gewisse Souveränität ausstrahlen.
Pingback: Lesbische Frauen am Gesicht erkennen « Alles Evolution
Pingback: Sexuelle Orientierung und Persönlichkeitsmerkmale « Alles Evolution