Nein heißt Nein: Sicherheit vs Sex

Der folgende Beitrag ist Bestandteil einer Diskussion zwischen Patrick und mir. DieVorgeschichte ist hier. Es geht um „Nein heißt Nein“, wobei Patrick die „Pro“-Position vertreten wird, also ein Nein wörtlich nimmt, während ich die „Contra“-Position vertrete, also davon ausgehe, dass ein Nein ausgelegt werden kann. Wir haben uns auf eine Einführung, dann zwei Tage weitere Beiträge, dann 2 Tage Fragen an den anderen und Beiträge mit 500 Worten geeinigt. Patricks erster Beitrag ist hierzu finden, der zweite hier, der dritte hier, der vierte hier und der fünfte hier

In diesem Beitrag geht es um die Beantwortung einer von Patrick gestellten Frage, die wie folgt lautete:

Was ist wichtiger: Sex zu haben oder sicher zu gehen, nicht zu missbrauchen oder zu vergewaltigen?

Eine Freundin aus einem anderen Land ist die Autobahnen nicht gewohnt. Fährt man über 100 km/h kommt der Ausspruch „Willst du schnell sein, aber tot oder langsam und leben“. Die Frage kommt mir ähnlich dualistisch vor.

Mein Ziel ist nicht, ihr Nein in jedem Fall in ein Ja umzudeuten oder sie in irgendeiner Form zum Sex zu zwingen. Ich plädiere für eine Auslegung nicht unter der Maxime von Sex um jeden Preis, sondern danach, was aufgrund ihrer Gesamtkommunikation ein für sie akzeptables Verhalten ist.

Es ist nicht so, dass ich jedes Nein als Ja verstehe oder ihr bei der kleinsten Auslegungsmöglichkeit die Arme auf den Rücken drehe und ihr dreckig grunzend meinen Penis in alle Körperöffnungen ramme.

Man kann sie nicht festhalten, bedrohen oder einzuschüchtern und dann sagen, dass sie nicht Nein gesagt hat oder hätte weggehen können.

Wenn sie nein sagt oder zeigt, dann muss man überlegen, was man machen darf. Und im Zweifelsfall das Nein ernst nehmen. Und das um so nachdrücklicher um so ernster die Handlung ist, die man durchführen will. Jemanden ein weiteres Mal zu küssen ist etwas anderes als den Penis einzuführen.

Dies vorausgeschickt denke ich allerdings, dass man an Körpersprache, Gesprochenen und Mitmachbereitschaft meist sehr gut ablesen kann, was sie will. Ich glaube nicht, dass man bei einer normalen Vorgehensweise Angst und Lust verwechseln kann oder eine Schockstarre mit Bereitschaft., wie es ja gerne von der anderen Seite behauptet wird.

Wenn Unsicherheiten bestehen reicht es, ihr etwas Raum zu geben. Will sie nicht, dass der BH runterkommt, dann knutscht man eben noch etwas rum und versucht es dann vorsichtig noch einmal. Will sie noch nicht im Schritt berührt werden, dann legt man seine Hand eben wieder zurück auf ihren Hintern und knetet den eine Weile. Man kann  spielerisch vorgehen und die Hand langsam auf zwei Finger über ihren Bauch auf den Busen zugehen lassen, wenn man meint, dass sie in der Hinsicht verletzlich ist (ist etwas albern, baut aber Spannung ab).  Oder, wenn sie nichts körperliches will, dann redet man eben eine Weile, schafft Vertrauen und versucht dann noch einmal einen vorsichtigen Kuss oder nur einer Berührung am Arm. Wenn man an ihrer Bereitschaft zweifelt, dann kann man auch sie einfach etwas machen lassen. Sprich: Nur weil man nicht aufhört etwas zu machen, muss man ihre Grenzen nicht überschreiten. Man kann einfach auf den letzten Status zurückgehen, gegen den sie nichts hat und sich von dort aus wieder hocharbeiten.

Eine Frau, die mit einem Mann rummacht, weiß, dass er immer wieder etwas versuchen will und ihm dieser Part zugewiesen ist. Versuche nach den normalen Spielregeln  werden einem nicht übel genommen.

Wenn sie selbst weiß, dass sie besonders sensibel ist und man es auch an ihren Reaktionen nicht erkennt, dann ist es an ihr, mir das mitzuteilen. Ich muss mich aber nicht jedes Mal für den „worst Case“ wappnen, sondern kann davon ausgehen, dass sie eine normale Reaktion zeigt. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Risiko, innerhalb tolerabler Grenzen zu weit zu gehen und Mißbrauch und Vergewaltigung.

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  5. Nein heißt Nein: Sicherheit vs Sex

Der Verlobungsring als Costly Signal

Verlobungsringe sind in Amerika eine noch ernstere Sache als hier. nach geschickten Marketing der Diamantenverkäufer soll ein Mann dort etwa 3 Monatsgehälter für den Ring ausgeben. Im Durchschnitt kostet der Ring etwa 2100 Dollar.

Der Verlobungsring ist eine relativ neue kulturelle Angelegenheit und doch gut in biologische Begriffe einzuordnen. Er ist ein Zeichen das der Mann es zum einen ernst meint und zum anderen ein guter Versorger ist. Der Preis des Ringes macht ihn zu einem Costly Signal. Er zeigt damit zum einen, dass es dem Mann ernst ist und zum anderen, dass er eine gute Partie ist.

Das der Mann daher die Frau fragen muss und das er einen Ring verschenkt und auch nach diesem bewertet wird ordnet sich damit gut in biologische Theorien ein. Da beim Mann üblicherweise das Interesse an einer langfristigen Bindung zweifelhafter ist und auch bei ihm der soziale Status und der Versorgergedanke eine wichtigere Rolle spielen.

Es erklärt auch, warum der Ring gerne allen Freundinnen gezeigt wird, wenn er schön ist:  Er hat eine gewisse Aussagekraft über den Mann, den die Frau an Land ziehen kann und damit auch über ihren Wert. Der Mann hingegen müsste die Frau selbst vorzeigen, ein Ring hätte eine wesentlich geringe Aussagekraft, da wesentliches Kriterium die Schönheit der Frau ist. An dieser wird seine Fähigkeit auf dem Partnermarkt gemessen.

Das erklärt auch, warum Gerüchte, dass Jessica Simpson sich selbst einen Verlobungsring gekauft hat, Anlass für allerlei Klatsch und Tratsch waren. Der Ring kann in diesem Fall noch so schön sein, sein eigentlicher Wert besteht in seinem Aussagegehalt. Es spielt dabei keine Rolle, dass Jessica Simpson genug Geld hat um keinen Versorger zu brauchen oder das der Ring an sich ihr sehr gut steht.