Ausblenden biologischer Unterschiede und Zweigeschlechtlichkeit

Die hier bereits angefangene Diskussion mit dem Piratenweib geht weiter. Ich finde die Argumente werden immer schöner.

Natürlich hat Testosteron Wirkung. Es hat Wirkung auf den Körper, jedoch behaupte ich, dass dieses keine Grundlage für Machtstrukturen sein darf. Möchtest du beherrscht werden, weil du weniger Östrogene hast? Oder nicht gebären kannst? Oder weil du weniger Muskelmasse hast, als der Typ neben dir? Wohl kaum, oder?

Im Kontext lese ich das als Rechtfertigung dafür, dass man körperliche Unterschiede nicht anerkennen darf. Weil sie dann Grundlage für Machtstrukturen sind.  Aber das ein Mann nicht gebären kann ist keine Frage, die für einen Diskurs über Machtstrukturen zur Disposition steht. Er kann es nicht. Diesen Fakt muss man akzeptieren. Dann kann man darauf natürlich weitere Argumente aufbauen und überlegen, wie man eine gerechte Welt ausgestalten kann. Es bringt nicht Männer und Frauen im Schnitt für gleich stark zu erklären, wenn es nicht stimmt. Bei geistigen Fähigkeiten ist dies nicht anders. Wenn Frauen z.B. beim Erlernen von Sprachen Vorteile haben, dann bringt es nichts diese Vorteile einfach auszublenden und Diskussionen darüber zu verbieten.

Zu meinem Argument, dass man ja auch erst einmal die Beherrschung wegen dieser biologischen Unterschiede nachweisen müsste war die Erwiderung übrigens:

Und zweitens sind diese Tatsachen bereits so vielfältig und zahlreich belegt, dass ich das nicht nochmal wiederholen muss.

Und dann weiter zur Zweigeschlechtlichkeit:

Es gibt sie auch nicht. Reine Zweigeschlechtlichkeit diskriminiert alle, die sich in dieses Schema nicht einordnen können und wollen. Und ganz davon abgesehen, hat die äußerliche Ausprägung von “Geschlechtern” keinerlei Aussagekraft über die sexuelle Ausrichtung, die ein Mensch auswählt. (…)

Natürlich gibt es Natur und Evolution. Ich bestreite jedoch, dass Evolution zielgerichtet vorgeht und etwas “erschafft”, um ein Ziel zu erreichen. Das bedeutet: deine behauptete Zweigeschlechtlichkeit muss überhaupt keinen Vorteil bieten oder Sinne machen.

Das Piratenweib zeigt sich hier als Vertreter der Queer Theorie. Keine Geschlechter, alles ist irgendwie fließend und einen Sinn hat die Einteilung in Mann und Frau auch nicht.

Es zeigt meiner Meinung nach auch schön, wie undurchdacht die Queer Theorie ist. Sie setzt sich mit den Theorien zur Entstehung der Geschlechter und dem Problem des „two-fold Costs of Sex“ nicht auseinander und schiebt alle diesbezüglichen Betrachtungen beiseite. Das die Fortpflanzung einen direkten Zusammenhang mit den zwei Geschlechtern hat ist hier nur „Zwangsheterosexualität“ bzw. Patriarchat und Phallozentrismus. Ich würde gerne mal eine Theorie zur Entwicklung der Geschlechter aus Sicht der Queer Theorie lesen, die in der Ursuppe anfängt und sich dann nach oben arbeitet. Wo würde wohl der Umbruch gemacht werden, nach dem der Mensch plötzlich frei wählen kann und wie würde dies begründet werden?

Sie hat – dies nur klarstellend hinzugefügt – recht, wenn sie anführt, dass der Phänotyp keine verlässliche Vorhersage über die sexuelle Identität ermöglicht und das die Evolution kein Ziel kennt.

Allerdings verschweigt sie, dass Phänotyp und sexuelle Ausrichtung bei  90%  bis 95% (je nach Studie und Definition) der Menschen übereinstimmt. Es ist kein Zufall, der durch die Gesellschaft aufrechterhalten wird. Und Heterosexuelle lassen sich genau so wenig umerziehen, wie Homosexuelle.

Und sie verkennt auch, dass Evolution zwar kein Ziel haben kann (da Evolution selbst ja nur auf zufälligen Mutationen beruht und keine eigene Intelligenz hat), aber durchaus Aussiebmechanismen für für die jeweilige Situation nicht angepasste ungünstige Mutationen, eben das „survival of the fittest“ und das es auch Prozesse gibt, die eine gewisse Weiterentwicklung lenken, wie etwa die sexuelle Selektion: Hat sich erst einmal ein Zeichen etabliert, dann wird es sich in der Regel weiterentwickeln bis die Kosten für die Aufrechterhaltung einen Grenzwert im Verhältnis zum höheren Fortpflanzungserfolg erreicht haben.