Die Äußerungen der Familienministerin, die eine Auseinandersetzung mit dem Feminismus und auch gerade mit Schwarzer enthielten haben Schwarzer zu einem eigenen Blogbeitrag, einem offenen Brief, inspiriert.
Dieser enthält interessante Aussagen zu Problemen von Jungen in der Schule und zum Männerbild:
Ja, es stimmt, dass wir es mit einer rasanten „Feminisierung“ der pädagogischen Berufe zu tun haben. Aber warum? Weil die Männer einfach nicht mehr Kindergärtner oder Lehrer sein wollen! Zu schlecht bezahlt und gesellschaftlich nicht anerkannt. Das ist das Problem.
Das die Bezahlung der Kindergärtner abschreckt würde ich auch vermuten. Lehrer werden nach meiner Ansicht gar nicht so schlecht bezahlt. Die gesellschaftliche Anerkennung des Lehrerberufs scheint mir weit über anderen Männerberufen zu liegen, aber es ist vielleicht auch die falsche Art der Anerkennung. Interessant wäre es, wenn Frau Schwarzer darauf eingegangen wäre, warum Männer Statusberufe und gut bezahlte Berufe wählen. Dann wäre man wohl schnell bei den Frauen und dem Wunsch nach einem männlichen Haupternährer gewesen.
Nein, es stimmt nicht, dass die Überrepräsentanz weiblicher Pädagogen schuld ist an den Problemen der Jungen. Dafür gibt es, wie Sie als Ministerin wissen sollten, null wissenschaftliche Beweise (siehe dazu auch http://www.emma.de/hefte/ausgaben-2010/herbst-2010/arme-jungs/).
Lustiger Weise heißt es dann in eben dem zitierten Bericht in der Emma: „Ein Problem? Ja, sagen ErziehungswissenschaftlerInnen, BildungspolitikerInnen und auch Eltern. Sie reden von einer „Feminisierung“ der Schule und schlagen dabei einen bedrohlichen Unterton an. Sie fürchten, dass zu viele Frauen in den Klassenzimmern schädlich für die Jungen sind. Durch die Übermacht der Frauen in Krippen, Grundschulen und inzwischen sogar an Gymnasien entstehe, so die heute gängige These, ein Umfeld, das die Bedürfnisse der Jungen missachte.“
„Null Beweise“ bedeutet in der Emma also, dass Wissenschaftler es als Problem ansehen. Die Emma zitiert dann 3 Wissenschaftler, die sagen, dass noch nichts bewiesen ist. Daraus zieht Frau Schwarzer dann den Schluss, dass es falsch sein muss. Das ist aber ein Denkfehler, der auch als Gegenargument zur Biologie gerne gebracht wird „Ihr könnt die Gesellschaft nicht ausschalten, also könnt ihr nicht beweisen, dass es Biologie ist, also ist es nicht Biologie, sondern Gesellschaft“. Eine noch nicht bewiesene Theorie kann natürlich trotzdem richtig sein. Das sie richtig ist, kann eben nur noch nicht bewiesen werden.
„Schuld“ ist eher ein verunsichertes Verständnis von „Männlichkeit“, eine Männerrolle, bei der es als uncool gilt, zu lernen, und als cool, zu pöbeln – und Pornos zu konsumieren.
Da haben wir es dank Schwarzer: Die Schüler gucken einfach zu viele Pornos. Hier wird meiner Meinung nach eher deutlich, warum ein fehlendes Verständnis für die Unterschiede der Geschlechter schwerwiegende Folgen hat. Jungs haben einen natürlichen Trieb sich zu beweisen, sich untereinander herauszufordern, in der Gruppenhierarchie aufzusteigen und sich zu messen. Hierfür muss man ihnen die Möglichkeiten bereitstellen und eben auch Themen behandeln, die aus ihrer Sicht „cool“ sind, damit sie dort Interesse haben, in diesen zu glänzen. Oder man muss ihnen andere Möglichkeiten bereit stellen, cool zu sein, so dass sie die Rebellion gegen die Autorität des Lehrers oder der Lehrerin nicht mehr benötigen. Man muss natürlich auch ihren Geschlechtstrieb akzeptieren und nicht zum Übel dieser Welt erklären.
„Schuld“ ist auch der Zuzug von Menschen aus Kulturen nach Deutschland, die eben leider nicht durch den Feminismus gegangen sind, wie die ex-sozialistischen Militärdiktaturen Osteuropas oder die muslimischen Länder. Deren Söhne geraten nun mit ihrem vormodernen, archaischen Männlichkeitsbild in unsere moderne Welt. Da liegt in der Tat reichlich Konfliktstoff und vieles im Argen.
Das Feinbild Schwarzers ist komplett: Die Muslims und die Pornos. Die Frage wäre, wie die Mädchen in der Klasse auf Söhne reagieren, die ein „archaisches Männlichkeitsbild“ herrscht. Aber das passt eben nicht so gut ins Feindbild.