Maskuline Instinkte und Matriarchate

Bad Hair Day hat einen Kommentar abgegeben, in dem viele diskussionswürdige Punkte enthalten sind:

„Wir haben derzeit eine Gesellschafts- und Wirtschaftsform, die sich an den maskulinen Instinkten nicht nur Orientiert, sondern sie regelrecht zelebriert. Allerdings bemerken auch männer zunehmend, dass es auf dauer Pervertiert („The winner takes it all“).“

Inwiefern sind das Instinkte und inwiefern sind diese männlich?Ich denke, dass Kapitalismus auch das System ist, dass von Frauen unterstützt wird. Vielleicht wollen sie weniger mit den Praktiken zu tun haben, aber sie wollen in dem Land mit dem meisten Fortschritt leben und das ist eben ein kapitalistisches System.  Ich hatte das schon einmal in dem Artikel „Zuweisung von Eigenschaften nach Geschlecht bei Feministinnen“ angeführt.

Hier geht aber die Fragestellung noch weiter: Werden tatsächlich „männliche Instinkte“ gefeiert oder wird einfach ein effektives System, hier eben der Kapitalismus, angewendet?

Ich finde es unheimlich spannend, Matriarchate (die ja eben gerade nicht durch Patriarchinnen gekennzeichnet sind) mit Patriarchaten zu vergleichen. Und zu schauen was Matriarchate und eher ausgeglichene Formen (da sind wir schon eher ein wenig mit unserer) zu extremen Patriarchaten werden lässt. Afganistan ist dafür ein Musterland.

Matriarchate sind ein weites Feld. Bei den prähistorischen Matriarchaten dürfte es sich im wesentlichen um Gründungsmythen handeln (via). Aber auch die modernen Matriarchate sind eher rar und weit weg von Idealgesellschaften. Die Strukturen dort sind keineswegs gerechter und es scheint bisher auch nicht möglich zu sein, solche Strukturen in eine moderne Gesellschaft zu übertragen. Insofern handelt es sich für Gesellschaften auf heutigen technischen Stand im wesentlichen um Utopien, meist zudem in idealisierter Form.

Der Patriarchatsbegriff an sich macht in der Geschlechterdebatte mehr kaputt als er an Nutzen bringt. Er verhärtet Fronten und baut einen Feind auf, der so nicht besteht (siehe auch Butler). Zumal wir in einer Demokratie leben.

Was Matriarchien zu Patriarchien werden lässt, ist, dass sich eine friedliche Gesellschaft ohne großen Wettbewerbsdruck die Strukturen einer Matriarchie leisten kann. Steht sie unter Druck kann sie dies nicht mehr, weil sie zuwenig Wettbewerb zulässt.