Geschlechtergerechtigkeit und Jungen in rosa Kleidern

Zwei kurze Hinweise, weil es im Prinzip schon Themen sind, die besprochen wurden:

Bei der Mädchenmannschaft findet sich ein Beitrag über den Global Gender Gap Report, indem Deutschland wohl zurückgefallen ist. Dort wird aber sogar darauf hingewiesen, dass die Kriterien nur die Ungleichheit wiedergeben, unabhängig vom sonstigen Entwicklungsstand und das Nachteile für Männer nicht erfasst werden, sondern als Gleichbehandlung bewertet werden. Ich verweise hierzu auch auf meinen Artikel zum gleichen Thema.

Es findet sich bei der Mädchenmannschaft zudem ein Bericht über einen Jungen, der in der Schule gern rosa Kleider trägt und daher naürlich seine Runde durch die feministischen Blogs macht (Jezebel, Sociological Images) . Die Mutter hat dazu ein Buch mit dem Titel „My Princess Boy“ geschrieben.  Bei der Mädchenmannschaft läuft es unter dem Titel „Es ist rosa, es glitzert und Jungen mögen es auch„. Warum es da auf einmal okay ist, von einem Jungen, der es mag, auf andere Jungen zu schließen, verrät uns der Artikel nicht. Ich vermute nicht wenige werden einfach darauf abstellen, dass er ein Beleg dafür ist, dass es alles die Gesellschaft ist. Das zeigt allerdings dann lediglich, dass man die biologischen Theorien nicht verstanden hat. Natürlich soll „Princess Boy“ tragen was er will, und natürlich wird er durch das Tragen von Frauensachen nicht schwul (könnte es aber natürlich dennoch sein, was auch vollkommen okay wäre). Ich hoffe allerdings für ihn, dass er es tatsächlich selbst will, insbesondere wenn man ihn dann noch damit vor eine Fernsehkamera zieht.

Norah Vincent: Self Made man

Norah Vincent hat sich für 18 Monate als Mann ausgegeben und das – auch wenn man sie für schwul gehalten hat – wohl recht erfolgreich.

Die Erlebnisse hat sie in einem Buch (2006) festgehalten. Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber dieser Bericht enthält einige interessante Stellen:

The team bowled together for nine months and gradually Vincent gained entrance to their inner sanctum. She found that all the cussing and good-natured ribbing is just how men often show affection for one another

Das Sprüche hin und her werfen trifft man bei Frauen in der Tat selten. Ich denke es ist etwas ringen um Status, aber die Nähe wird auch dadurch ausgedrückt, dass man weiß, dass man die Grenzen des anderen verletzen darf, ohne dass dieser dies als Angriff wertet.

To gain an understanding of what some might consider the quintessential male experience, Vincent went to several strip clubs with a male friend. She describes the experience as hellish — demeaning for the strippers and even worse for the men.

„I saw the men there. I saw the looks on their faces. This is not about appreciation of women, of course. It’s not about appreciation of their own sexuality. It’s about an urge and … that’s not always that pleasurable, really,“ she said.

Vincent said strip joints are about pure sex drive — completely empty of any meaningful interaction, even when a woman is gyrating on your lap.

Even though Vincent is attracted to women, she said she was never aroused during her visits to the clubs. „I really ran smack up against the difference between male and female sexuality. It’s that female sexuality is mental. … For a man, it’s an urge,“ she said.

Das denke ich auch. Männer haben ein anderes Verhältnis zu Sex, weil er bei ihnen mehr ein Trieb ist, den sie erfüllen müssen. Es ist eben ein testosterongesteuertes Verhältnis zu Sex, während die weibliche Sexualität im Schnitt eher auf Beziehung und Gefühle ausgerichtet ist und meist eine andere Ebene als die reine Triebbefriedigung hat. Ich finde ihre Beschreibung hier gar nicht so schlecht.

„At its core, it’s a bodily function. It’s a necessity. It’s such a powerful drive and I think because we [women] don’t have testosterone in our systems, we don’t understand how hard it is,“ she said.

Hier bringt sie es noch einmal auf den Punkt. Es ist das Testosteron.  Bezüglich „Männer im Stripclub“ verweise ich auch noch einmal auf dieses Video.

Vincent even dabbled in the art of picking up women and agreed to wear a hidden camera for „20/20“ during her exploits.

She was quickly reminded that in this arena, it’s women who have the power, she said.

Auch eine Einsicht. Und erstaunlich, dass sie als Lesbe dieses Problem nicht kennt. Wie lernen sich den Lesben kennen, wenn nicht eine sich traut die andere anzusprechen? Oder ist die Sache bei Mann und Frau komplizierter?

„In fact, we sit there and we just with one word, ’no,‘ will crush someone,“ she said. „We don’t have to do the part where you cross the room and you go up to a stranger that you’ve never met in the middle of a room full of people and say the first words. And those first words are so hard to say without sounding like a cheeseball or sounding like a jerk.“

Da hat sie „Approach Anxiety“ nett dargestellt. Das Gefühl, dass man nicht akzeptiert wird, sondern einen die Frau einfach nur merkwürdig und unangenehm finden wird. Die Angst vor Zurückweisung und Ablehnung.

Vincent said the dates were rarely fun and that the pressure of „Ned“ having to prove himself was grueling. She was surprised that many women had no interest in a soft, vulnerable man.

„My prejudice was that the ideal man is a woman in a man’s body. And I learned, no, that’s really not. There are a lot of women out there who really want a manly man, and they want his stoicism,“ she said.

Das wäre auch was für „Was Frauen antörnt“ gewesen. Männlich sein ist eben sexy.

„When you mess around with that, you really mess around with something that you need that helps you to function. And I found out that gender lives in your brain and is something much more than costume. And I really learned that the hard way,“ she said.

Es wäre interessant zu sehen, mit welchen sonstigen Voreinstellungen sie hineingegangen ist und inwiefern sie andere Theorien hierzu kannte. Ihre Ausführungen zu Testosteron zeigen ja immerhin grundlegende Kenntnisse biologischer Thesen. Schade, dass man einen solchen „Körpertausch“ nicht so einfach durchführen kann, ich denke es würde viele Einsichten bringen.

Vincent says she’s healed now and glad to be rid of Ned. But her views about men have changed forever.

„Men are suffering. They have different problems than women have, but they don’t have it better,“ she said. „They need our sympathy. They need our love, and maybe they need each other more than anything else. They need to be together.“

Ironically, Vincent said, it took experiencing life as a man for her to appreciate being a woman. „I really like being a woman. … I like it more now because I think it’s more of a privilege.“

Das sie hier gerade das Wort Privileg verwendet ist interessant, mag aber auch nur Zufall sein. Es zeigt, dass man beide Seiten beachten sollte, was in der feministischen Theorie häufig zu kurz kommt.

Das Buch hat jedenfalls etwas Staub aufgewirbelt. Hier ein paar weitere Besprechungen: