Feminismus: Philosophie vs Wissenschaft

Ich hatte angeführt, dass man, um einen modernen Feminismus zu erhalten, die dortigen Theorien aus der Philosophie herauslösen müsste und der Medizin/Biologie zurechnen müßte. El Mocho schrieb dazu in einem Kommentar

Wenn man die Gender Studies aus der Philosophie ausgliedert und mehr der Medizin/Biologie unterstellt, sind sie am Ende, denn sie können den naturwissenschaftlichen Erkenntnisstandards nicht genügen. Aus naturwissenschaftlicher Sicht sind Gender Studies schlicht Voodoo

Ich denke auch, dass viele der Denkgerüste des theoretischen Feminismus nur als Philosophie bestehen können. Sie sind letztendlich genau das, was der Feminismus häufig der Biologie vorwirft: Just so Geschichten.

Was würde neu werden, wenn man die Umordnung unter eine naturwissenschaftlichere Betrachtung vornehmen würde?

Ich denke es wären diese wesentlichen Änderungen:

  • Einordnung der medizinischen und biologischen Erkenntnisse wie Wirkung der Hormone etc
  • Überprüfung anhand von Experimenten und Studien
  • Genauere Abgleichungen der Theorien untereinander

Natürlich wäre eines der Hauptprobleme, dass ein Studium dieser Theorien plötzlich mit neuem Stoff aus fachfremden Bereichen konfrontiert wäre. Butler müsste sich fragen lassen, wie ihre Theorie sich mit sexueller Selektion und diversen Erbkrankheiten in Einklang bringen lässt. Bei der Frage, warum mehr Männer als Frauen in Führungsjobs sind müsste man sich nicht mehr nur mit dem philosophischen Konzept der Privilegierung beschäftigen, sondern zunächst über Statistiken und Umfragen darlegen, was Frauen eigentlich wollen, wie die Faktoren Ausbildung, Wunsch zur Kindererziehung, Toleranz der Berufsaufgabe durch den Mann etc mit gewertet werden. Es müsste konkret dargelegt werden, wie die Privilegien sich auswirken und wie sie entstehen und es müssten Studien erdacht werden, mit deren Hilfe man diese Thesen überprüfen könnte. Es müsste für eine Behauptung auch die Gegenthese aufgestellt werden, also zB wenn man von einer Privilegierung des Mannes ausgeht auch die Vorteile der Frau und die Nachteile des Mannes aufgelistet werden um dann aus diesen Unterlagen eine Schlußfolgerung zu ziehen (Beuavoir zB macht sich die Lage des Mannes teilweise überhaupt nicht bewusst).

Teilweise wird dies ja alles schon gemacht. Allerdings findet man solche Auswertungen zB bei Beauvoir und Butler nicht.

Es wäre eine interessante Neubetrachtung. Was meint ihr: Würden sich wesentliche Neuerungen ergeben? In welche Richtung?