In der Diskussion zum Beitrag „Sex und Feminismus“ war auch die Frage aufgetaucht, inwiefern sich die Einstellung von Mann und Frau zum Sex unterscheidet, es also eine „männliche Sexualität“ bzw. eine „weibliche Sexualität“ gibt. Ich meine schon, dass hier bereits erhebliche biologische Unterschiede vorhanden sind, allein wenn man die unterschiedlichen Mengen freies Testosteron berücksichtigt, aber auch weitere Unterschiede im Gehirn. Aufgrund der unterschiedlichen Kosten des Sex (Die Kosten der Produktion von Sperma vs. neun Monate Schwangerschaft) wäre es aus Sicht der Evolution auch erstaunlich, wenn hier keine Unterschiede vorhanden wären, nachdem diese Interessen über mehr als einige Millionen Jahre bestanden (die Steinzeit begann zwar vor 2,5 Millionen Jahren, aber die Abspaltung von den Affen liegt etwa 8 Millionen Jahre zurück, und die ersten Primaten gab es vor etwa 55-90 Millionen Jahren).
Aber abseits aller Theorie finde ich dieses Video zur Darstellung der unterschiedlichen Einstellung sehr anschaulich:
Testorsteron / Libido – Diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Testosteronspiegel und Libido nicht zusammenhängen:
http://jama.ama-assn.org/cgi/content/abstract/294/1/91
Was hälst du davon?
@Nick
Die Studie untersucht eigentlich etwas anderes, nämlich ob man mittels einem geringen Testosternspiegel eine sichere Diagnose auf die „sexuelle Funktion“ (sexual function) der Frauen diagnostiziert werden kann. Dies ist nicht der Fall.
Aus weiteren Angaben der Wissenschaftler zu ihrer Studie:
Es geht hier, wie man dem ersten Absatz entnehmen kann, um „Sonderfälle“ nämlich Frauen mit einem sehr niedrigen Sexualtrieb: Ein Ergebnis von 0 bei den Frauen, die über 45 Jahre alt waren und die niedrigsten 5%, die unter 45 Jahre waren.
Bei dieser Sondergruppe hat man nun festgestellt, dass ein Zusammenhang nicht vorhanden war. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen:
Zum einen kann bei dieser Sondergruppe beispielsweise auch einfach nicht das Testosteron interessant sein, sondern die Erkennbarkeit des Testosterons für den Körper, zB über die Rezeptoren. Wer viel Testosteron hat, aber keine oder wenige Rezeptoren, der hat quasi kein Testosteron aus Sicht des Körpers. Hinzukommt, dass bei Frauen über 45 natürlich auch die Östrogenproduktion heruntergefahren wird und sie daher häufig nicht oder nicht mehr so so starkt feucht werden, was Sex und die Lust darauf auch beeinträchtigen kann. Das zeigt sich auch daran, dass es bei jüngeren Frauen wesentlich wahrscheinlicher war, dass ein Testosteronmangel vorlag.
Zudem hat Sex natürlich mehr als ein Nachfrage- bzw. Belohnungssystem. Testosteron ist die ursprüngliche Lust, das animalische daran. Aber beim Sex werden auch weitere Hormone ausgeschütet. Ich hatte das bei „Testosteron und Libido“ schon mal beschrieben:
Den Effekt von Testosteron auf die Libido bestreiten die Autorinnen der Studie auch nicht:
Die Studie hat damit einen vollkommen anderen Forschungsschwerpunkt als die Widerlegung, dass Testosteron nicht mit der Libido im Zusammenhang steht. Es geht darum, ob man bei Frauen, die eine extrem niedrige Libido haben, immer Testosteron als Ursache angeben kann.
Verstehe. Im Abstract heißt es ja auch:
Das wird dann mit der Überschrift „Studie: Weibliche Libido hängt nicht von Geschlechtshormonen (Testosteron, Androgene) ab“ kommuniziert, was ja falsch ist. Es müsste also heißen: „niedrige weibliche Libodo steht nicht immer im Zusammenhang mit einem niedrigen Testosteronspiegel“ Böse Falle..
http://www.medknowledge.de/abstract/med/med2005/07-2005-45-libido.htm
Ja, die Studie ist eigentlich klar, wird aber gerne falsch zitiert. Insofern war es eine gute Gelegenheit hier einmal etwas dazu zu sagen.
Das Testosteron und Libido in einem Zusammenhang stehen ist eigentlich nicht mehr umstritten. Allerdings ist Sex etwas komplizierter als nur Testosteron und man kann natürlich auch aufgrund anderer Komponenten (natürlich auch sozialer) keine Lust auf Sex haben, selbst wenn eigentlich ein normaler Testosteronlevel vorliegt.
Ja, die Studie kann ich nur bestätigen.
Die Lust auf Sex beim Mann ist sehr individuell.
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