Auf Pervocracy, einem Blog einer sexpositiven Feministin, teilt die Autorin mit, was sie für die Hauptherausforderung des Feminismus hält:
(…) The biggest challenge facing women today, I think, is not PUAs and it’s not Cosmo and it’s not evolutionary psychology. It’s babies. I feel like in our current society, a woman can live almost as well as a man–as long as she never, ever has any children. The instant sperm meets egg, bang, it’s like everything since 1959 never even happened. A woman can sometimes get taken seriously at work and in media and politics, but a mother? She’d better be able to afford some serious nannies and even then it’s an uphill battle to make people believe you have any non-child priorities for the next eighteen years. (…)
Ich denke auch, dass es das große Problem ist und das sich hier auch ein Großteil der Schwierigkeiten in der Debatte fest machen lassen.
- Ein Baby kostet Zeit und braucht recht viel Betreuung. Es erfordert zumindest in den ersten Monaten eine aufwändige Betreuung und die dafür erforderliche Zeit wird auch gerne unterschätzt. „Ich bin in einen halben Jahr wieder Vollzeit tätig“ scheitert meist daran, dass es so nicht umgesetzt werden kann
- Wer für die Kinderbetreuung aussetzt hat einen Karrierenachteil und ich meine, dass es hier durchaus legitime Interessen des Arbeitgebers gibt, die man in der Diskussion eingestehen muss. In der Zeit, in der jemand aussetzt wird von anderen für den Betrieb weitergearbeitet, warum sollte man diese Arbeit für einen selbst nicht mehr anerkennen als eine Arbeit am Baby, die der Firma nur indirekt zugute kommt? Zudem mehr Berufserfahrung, mehr Möglichkeiten sich Verdienste zu erwerben, eine bessere Kenntnis von Kunden und Mitarbeitern. Das Gegenargument ist gerne, dass die Mutter durch ihre Betreuungsarbeit ebenfalls wichtige neue Erfahrungen macht (Krisenmanagment etc) die für die Firma wichtig sind. Ich denke nach wie vor, dass man in dem Beruf am ehesten den Beruf lernt.
- Frauen übernehmen die Kinderbetreuung eher weil sie
- Berufe erlernen und wählen, die weniger Lohn, aber mehr soziale Absicherung und Anerkennung bieten (Nehmen wir ein klassisches Beispiel aus meinem Bekanntenkreis: Sie Lehrerin, er Rechtsanwalt (Selbständig). Die Frage, wer aussetzt ist da schnell geklärt.
- Partner wählen die Älter sind und zumindest den gleichen oder einen höheren Status haben sollen und damit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch mehr verdienen
- ein biologisches Programm diese Wahl unterstützt. Östrogene führen dazu, dass sie Babies niedlicher findet als er, das Kind wird in den ersten Monaten auf den Geruch der Mutter geprägt und schreit bei ihr weniger als bei ihm, nur sie kann stillen, beim Stillen werden noch zusätzliche Bindungshormone (Oxytocin) ausgeschüttet (bei ihm auch, wenn er das Kind betreut)
- Eine feministische Antwort führt schnell zu Grabenkämpfen. Die eine Seite will gegen den gesellschaftlichen Druck auf Frauen ankämpfen, ihren Beruf aufzugeben und die Regelungen so umgestalten, dass Frauen letztendlich nichts anderes übrig bleibt, als schnellstmöglich wieder arbeiten zu gehen, die andere Seite möchte den Mutterschutz möglichst weit gestalten und dann aber die Folgen durch Quotenregelungen oder ähnliches abfangen, also quasi der Freischein 3 Jahre oder länger auszusetzen und dann so behandelt zu werden als wäre man da gewesen. Mischformen sind natürlich ebenfalls vorhanden.
Natürlich ist das Problem nicht nur eine feministische Herausforderung, sondern eine, die sich jeder an Geschlechterfragen interessierte stellen muss.
Ich meine allerdings, dass man bei der Frage die Wünsche der Menschen berücksichtigen muss. Wer viel Zeit mit seinen Kindern verbringt und dies so will, der wird deswegen nicht diskriminiert. Nehmen wir die Lehrerin und den Anwalt: Sie hat den Beruf gewählt, weil sie Kinder mag und ihnen etwas beibringen will und auch weil es ihr die besten Möglichkeiten bietet, Pause zu machen. Ihre Aufstiegschancen sind von vorneherein gering, das macht aber nichts, denn als Lehrerin verdient sie durchaus anständig. Vielleicht verdient er mehr, wenn er gut ist, vielleicht geht er aber auch pleite. Aber auch er hat seinen Beruf gewählt, weil er mit Status behaftet ist und seine Lebensplanung ein Aussetzen für die Kinder nicht vorsieht. Wenn er aussetzt, dann suchen sich seine Mandanten einen neuen Anwalt und keiner fängt ihn auf, seine Beziehungen sind weg und er kann in drei Jahren von vorne anfangen.
Beide sind mit ihrer Lebensplanung zufrieden und haben diese aktiv gestaltet um an diese Stelle zu gelangen. Wer hier privilegiert ist? Ich denke keiner von beiden.
Natürlich gibt es auch die Frau, die tatsächlich Karriere machen möchte. Sie leidet stets unter dem Verdacht, dass sie ja schon irgendwann aussetzen wird und es daher gefährlich ist, eine Stelle mit ihr zu besetzen, selbst wenn sie sich gegen Kinder entschieden hat. Allerdings ist die Gefahr statistisch auch nicht von der Hand zu weisen, was aber dennoch für die Einzelperson unfair ist. Aber das Problem kann man meiner Meinung nach nicht mit dem Hinweis auf Diskriminierung oder Privilegierung bekämpfen, sondern nur damit, dass man es Frauen schwieriger macht Mutter zu sein (wie zB im Unterhaltsrecht, dass dazu führt, dass diejenigen, die Kinder betreuen, schneller wieder arbeiten gehen müssen). Die Widerstände werden hier von den Frauen am größten sein, die dadurch in ihrer Mutterrolle eingeschränkt werden.