Sarrazin fällt gerade durch zwei Thesen auf. Ich habe diese noch nicht im Original gelesen, inwiefern sie aus dem Kontext gerissen sind oder in dieser Form in seinem Buch auftauchen wäre eine andere Frage.
Einwanderer würden zu einer Verdummung der Deutschen führen
Wir werden auf natürlichem Wege durchschnittlich dümmer“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa Sarrazin am Donnerstag. (…)
Einwanderer bekämen zudem mehr Kinder als Deutsche, sagte Sarrazin. Es gebe „eine unterschiedliche Vermehrung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz“, sagte der frühere Finanzsenator Berlins. Intelligenz werde von Eltern an Kinder weitergegeben, der Erbanteil liege bei fast 80 Prozent.
Die erste Frage ist, ob Intelligenz erblich ist. Das scheint mir nicht ganz fernliegend. Ich kenne die diesbezüglichen Studien aber nicht und verweise zunächst ersteinmal auf den Wikipedia-Beitrag dazu. Wer Studien kennt: Ich freue mich über Hinweise in den Kommentaren.
Die zweite Frage ist, was vorliegen müsste, damit eine Einwanderung, die Vererbbarkeit der Intelligenz vorausgesetzt, zu einer Verdummung führen müsste.
Dies wären zwei Faktoren:
- Die zugewanderte Gruppe müsste weniger Intelligent sein als die vorhandene Gruppe
- die zugewanderte Gruppe müsste sich mehr vermehren als die bisherige Bevölkerung
Natürlich kann es zwischen verschiedenen Nationen biologische Unterschiede geben. Dies zeigen schon verschiedene Hautfarben, Augenformen, Hormonspiegel etc. Forschungen, die wesentliche Intelligenzunterschiede zwischen Deutschen und beispielsweise Türken (oder anderen Nationen) darlegen sind mir allerdings nicht bekannt.
Es bliebe insoweit nur die Erklärung, dass von den gleichintelligenten Türken die weniger intelligenten Türken nach Deutschland auswandern. Das mag sein, aber dann müsste im Gegenzug nach seiner These die Intelligenz der Türken steigen (dort fände dann ja der gegenteilige Effekt statt) was das Problem dann auch bald löst.
Zudem vermischt Sarrazin aber laut Zitat Bildung und Intelligenz. Ein intelligenter Mensch kann ungebildet sein, ein weniger intelligenter Mensch kann gebildet sein. Die Bildung wäre einer vererbten Intelligenz relativ egal. Insbesondere mag sich eine vorhandene Intelligenz aufgrund fehlender Ausbildung, Sprachschwierigkeiten und mangelnder Förderung nicht zeigen.
Ein anderer Punkt ist dabei auch die Vorhersage des weiteren Ablaufs einer Einwanderung. Nehmen wir an, dass die Intelligenz tatsächlich sinken würde. Dann würde Deutschland natürlich auch als Einwanderungsland uninteressanter. Die Einwanderung würde also geringer werden.
Zudem berücksichtigt die These nicht, dass die Deutschen sich unabhängig von der Einwanderung weniger vermehren. Die Zahl schrumpft demnach so oder so. Verhindern kann man dies nur, wenn man die Geburtenrate der Deutschen erhöht.
Mir persönlich ist es allerdings recht egal, ob „die Deutschen“ genetisch erhalten bleiben. Menschen sind schon immer eine Mixtur gewesen und ich sehe keine Anzeichen dafür, dass die Mixtur, die die Deutschen ausmacht, so besonders ist, dass sie zwangsläufig geschützt werden muss (ich sage damit nicht, dass ich sie schlecht finde, ich finde sie schlichtweg normal).
Zudem gibt es auch genug dumme Deutsche und die vermehren sich auch stärker als die schlauen Deutschen – wenn man akademische Abschlüsse als Zeichen der Intelligenz wertet dürften Akademiker im Schnitt weniger Kinder haben als Nichtakademiker. Wir schaffen es also hervorragend auch ohne Zuwanderung dumm zu werden, wenn seine Thesen stimmen. Sarrazin selbst hat immerhin 2 Söhne, er sollte sich zur Stimmigkeit seiner Thesen aber schleunigst an ein weiteres Kind machen.
Die zweite ist, dass kulturelle Eigenarten ihre Grundlage in den Genen haben.
Ein Zitat aus dem Focus:
Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden“ (…)
Zuvor hatte der ehemalige Berliner Finanzsenator gesagt, die kulturelle Eigenart der Völker sei keine Legende, sondern bestimme die Wirklichkeit Europas
Hier ist es zunächst gefährlich das Wort „Alle“ zu verwenden. Auch wenn es deutliche Unterschiede zwischen Kulturen geben kann, die biologischen Ursprung haben, ist natürlich eine Durchmischung eingetreten. Bestimmte Gene werden in einer bestimmten Nation eher verbreitet sein. Das die Gene nicht einheitlich verteilt sind zeigt beispielsweise die Laktoseintoleranz:
Warum die Verbreitung in dieser Form auftritt erklärt die Out of Africa Theorie.
Völkerwanderungen, Kriege, Weltreiche etc. haben zwar zu einer Vermischung geführt, aber häufig fällt es uns leicht einen Menschen einem bestimmten Land zuzuordnen, wenn wir lediglich ein Bild von ihm sehen. Ich denke, dass die Sprachen häufig eine Barriere für eine Durchmischung bilden.
Allerdings ist die Frage, inwieweit die Unterschiede rein optisch sind oder unser Wesen beeinträchtigen. Viele Unterschiede werden letztendlich keine Auswirkung auf die Intelligenz haben, denn auf diese wurde in allen Bereichen der Erde selektiert. Es sind eher Anpassungen an andere Lebensräume wie weiße Haut oder ein verändertes Augenlied vorhanden.
Ich denke es gibt durchaus Veränderungen, die sich auch auf das Verhalten auswirken. ZB der Testosteronspiegel ist hier interessant. Ich wünschte es gäbe eine Karte, die den durchschnittlichen Testosteronspiegel für Männer und Frauen so aufzeigt, wie die obige Lactoseintoleranzkarte. Wenn jemand eine kennt, dann bitte ich um Hinweise.
Ich habe insoweit folgendes gefunden (PDF):
Itis known, for instance, that blood testosterone reaches higher levels in young black men than in young white men, while young East Asian men are intermediate but have less 5α-reductase—an enzyme that converts testosterone into the physiologically more activeDHT (Pettaway, 1999; Ross et al., 1992; Winters et al., 2001)
High testosterone levels are widely attested among populations that descend from sub-Saharan agriculturalists. When Ross et al. (1986) studied white and black American students (mean age = 20 yrs), they found mean testosterone levels to be 19% higher in the blacks than in the whites and free testosterone levels 21% higher. In a later study, Ross et al. (1992) found that young East Asian men had intermediate testosterone levels but less 5α-reductase—an enzyme that converts testosterone into the physiologically more active DHT.
Studien ergeben gleichzeitig, dass Asiaten im Verhältnis weniger Sex haben, Länder mit arabischen Einfluss mehr, und Europäer in der Mitte lagen. Dies macht deutlich, dass Gene die Kultur durchaus beeinflussen können.
Allerdings würde noch nicht einmal ich soweit gehen alle Unterschiede in den Kulturen auf die Gene zurückzuführen. Hier spielt natürlich Kultur und Gesellschaft eine große Rolle. Die Biologie lässt viele verschiedene Ausprägungen zu.
Es mag Unterschiede geben. Ich glaube allerdings nicht, dass diese an den Nationengrenzen verlaufen.
Verwischen werden diese Grenzen immer mehr. Ich kenne recht viele interkulturelle Paare. Das eine solche Vermischung nicht unbedingt schlecht sein muss sieht man auch an Amerika, dass ja selbst ein bunter Mix und damit recht erfolgreich ist.
Weiterführende Links:
Kulturelle und biologische Faktoren treten immer vermischt auf, grade auch was den Islam betrifft. Der Islamwissenschaftler Tilman Nagel schreibt :
„Mohammed und seine Anhänger waren von der Vorstellung besessen, Allah strebe eine Gesellschaft an, deren Glieder ihre Identität aus ihrer patrilinearen Abstammung herleiten (Sure 49, 13). Um dies zu gewährleisten, verkündete Mohammed in Medina neue Ehebestimmungen, die die Frau gänzlich der Bestimmung durch den Mann unterwerfen. Hierzu zählt unter anderen die Wartefrist, die verstreichen muss, bevor eine verstoßene oder verwitwete Frau wieder verheiratet werden darf; die genealogische Zuordnung eines sich möglicherweise in ihrem Leib entwickelnden Kindes muss eindeutig sein.“
(FAZ vom 20.08.2010, S. 29)
Ferner verbietet das islamische Recht Mischehen zwischen muslimischen Frauen und nichtmuslimischen Männern. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland schreibt auf seiner Webseite:
„Wenn man nun Gründe für das Verbot einer Mischehe aufführt, bei der der Mann nicht Muslim, die Frau aber Muslim ist, muss man zunächst damit beginnen, dass Gott es so im Koran vorschreibt: (2:221) „… Und verheiratet nicht (gläubige Frauen) mit Götzendienern, bevor sie glauben …“ Dies bezieht sich auf Mitgötterergebene Männer, also nicht auf Juden oder Christen. (60:10) (über die gläubigen Frauen) „… Wenn ihr sie dann als gläubig erkennt, dann schickt sie nicht zu den Ungläubigen zurück. Weder sind sie ihnen (zur Ehe) erlaubt, noch sind sie ihnen (diesen Frauen) erlaubt. …“ Der muslimischen Frau ist also die Heirat mit einem Mann, der nicht an den Islam glaubt, nicht gestattet. Er hat uns erschaffen und weiß natürlich, was das beste für uns ist. Wer an Allah glaubt, versucht sich an seine Gebote zu halten. Eine muslimische Frau darf keinen Nichtmuslim heiraten. Die einzige Möglichkeit, dass die Ehe dennoch zustande kommt, ist die, dass der Nichtmuslim zum Islam konvertiert.“
http://islam.de/1641.php#juc/mischehe03.html
Das Ganze sieht aus wie eine Strategie, die eigenen Gene möglichst effektiv weiter zu geben. Und es ist mit Sicherheit für die Integration der Muslime in die säkulare, nichtmuslimische Gesellschaft nicht grade förderlich.
@El Mocho
Das hindert aber einen „genetischen Deutschen“ nicht daran zum Islam zu konvertieren und dann zu heiraten. Sicher, es errichtet Barrieren und um so größer die kulturellen Unterschiede, um so größer wird auch die Abgrenzung sein.
Aber ich denke es ist eher eine Frage der Parallelgesellschaft als des Erbgutes. Das einem Kulturen nicht gefallen ist eine ganz andere Sache. Wobei es mir scheint als seien einige Moslems in Deutschland gerade wegen ihres kulturellen Hintergrundes und dem Versuch diesen zu bewahren konservativer als zB ein Moslem, der in Istanbul lebt.
Deine Mühen in allen Ehren, aber ich denke, es ist besser Sarrazin einfach zu verspotten.
P.S.
Hier leidet deutsches Geld und kleistert:
Da sehn sich die Herren Oberfeger
geplündert von den Minderleistern
der genetisch Muslim-Juden-Neger.
Im Bundesvorstand einer Bank
nimmt Geld ihr Revisionenmeister.
Sein Antlitz wirkt wie seelisch krank.
Der Grund: Er sieht vieldutzend Geister
und spricht vom Arsch zum Boden hin
die gülleklarsten Worte.
So sieht es aus in Sarrazin,
dem schrillsten aller Orte.
Thomas Gsella (Lammfromm-Version)
Und wie das schon zu vermuten war, Sarrazin ist noch bei der Bundesbank in Amt und Würden. Was hat die Merkel denn alles vom Stapel gelassen. Heisse Luft und nichts als heisse Luft. Meine These ist und bleibt, dass Sarrazin Vorstand bei der Bundesbank bleibt und in ein paar Wochen kein Hahn mehr nach seinem Buch kräht. Natülich werden die Verkaufszahlen seines Buches steigen (ob das die Kritiker wollten?).
Interessanterweise sind die Juden selber offenbar ganz stolz auf “ihr” Gen, siehe http://www.arlesheimreloaded.ch/article/sarrazin-juedisches-gen-israel … alleine die Deutschen scheinen damit ein Problem zu haben.
@Adrian
Natürlich werden Menschen häufig bestimmten Völkern anhand der Gene zuzuordnen sein.
Die Frage ist eben, ob die Genunterschiede sich im täglichen Leben auswirken.
Wenn die Gene zB die Ohren leicht größer machen oder das Immunsystem auf eine bestimmte Weise gestalten und zu einer geringeren Anfälligkeit gegen Krankheit X führen, die irgendwann mal einen Bottleneg für dieses Volk darstellte, dann wirkt sich das wenig auf das Verhalten aus.
Genetische Unterschiede können die Eigenarten einer Bevölkerungsgruppe bestimmen, müssen dies aber nicht.
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