Ausgehend von dem „Evolutionary Psychology Bingo“ hatte sich in den Kommentaren eine Diskussion zu dem Punkt „Women like pink things, possibly because of berries in a forest“ entwickelt.
Dieser wird gerne angeführt um biologische Erklärungen lächerlich zu machen (zB von Helga). In den Kommentaren hatte ich darauf verwiesen, dass man verschiedene Sachen aus einander halten muss:
- Frauen können Rottöne besser unterscheiden als Männer. Hierzu gibt es ganz normale medizinische Testreihen und auch medizinisch-anatomische Begründungen. Es hat erst einmal nichts mit Evolution zu tun
- Frauen haben eine Vorliebe für Rottöne (alle Menschen haben zudem eine leichte Vorliebe für Blautöne). Diese Forschung hat erst einmal auch nichts mit Evolution zu tun, sondern wurde in normalen Tests ermittelt.
Jetzt kommt Evolution ins Spiel. Die Fähigkeit Rot besser sehen zu können kann sich lediglich durch Evolution entwickelt haben. Es muss also einen Vorteil gegeben haben, damit ein entsprechender Evolutionsdruck auftreten kann. Dies hatte ich in den Kommentaren näher aufgeführt. Denkbar sind folgende Vorteile:
- Frauen waren Sammler und Rottöne geben häufig Auskunft über den Reifegrad der Beeren
- Frauen haben die Kinderbetreuung übernommen (nähere Begründung warum man dies vermuten kann unter den Kommentaren beim obigen Link) und damit auch die Kleinkinder gefüttert. Für Kleinkinder ist es noch entscheidender auf den richtigen Reifegrad der Beeren und Früchte zu achten. Männer brauchten diese Unterscheidung weit weniger, da ihr Spezialgebiet die Jagd war
- Rottöne sagen viel über Stimmungen und Gefühle aus (zB Erröten etc) Frauen brauchten diese Fähigkeiten mehr.
- Krankheiten und Sorge sind häufig an der Hautfarbe erkennbar. Insbesondere die Durchblutung, also Rottöne der Haut, kann hier wichtige Hinweise, zB auf Unterkühlung liefern, was bei anfälligeren Kleinkindern Vorteile bringt.
All dies erklärt zunächst die Fähigkeiten von Frauen Rottöne besser zu erkennen.
Jetzt ist die Frage, ob eine Vorliebe für Rottöne Vorteile bringt.
- Denkbar ist, dass sich dies bei der Partnerwahl auswirkte, in Verbindung mit „rosigen Wangen“ etc
- Denkbar, dass es sich in der Kinderbetreuung auswirkte: Ein gesund, rotes Kind ist besser als ein bleiches Kind
- Denkbar, dass es einfach eine Folge der besseren Wahrnehmung der Rottöne ist, die dazu führt, dass sich alleine dadurch Vorlieben festsetzen.
Bedeutet dies dann wiederum, dass Rosa automatisch eine Frauenfarbe ist?
Dazu hatte ich geschrieben:
Zudem müsste berücksichtigt werden, dass selbst eine Vorliebe von Frauen für Rottonabstufungen, die aus der Sehfähigkeit hergeleitet werden, auch dazu führen kann, dass Männer sich darin kleiden, um dem weiblichen Sehnerven etwas zu bieten (quasi als attraktive Beere zu erscheinen, die gepflückt werden will). Je nachdem, ob eine Kultur weibliche Auswahl oder männliche Auswahl hervorhebt würde damit bei einer Vorliebe das eine oder das andere Geschlecht diese Farbe tragen.
Just finde ich am nächsten Tag bei Chilitierchnübler (schöner Blog, hat nichts mit Evolution zu tun) einen Verweis auf eine Studie, dass Frauen auch Männer in Rot anziehender finden. Also wie vorhergesagt.
Die Attraktivität bei „roten Männern“ stieg um einen Punkt, auch klassische Attraktivitätsmerkmale für Männer wurden besser bewertet:
Frauen glauben, dass Männer in Rot einen höheren Status haben, mehr Geld verdienen und eher die soziale Leiter aufsteigen.
Insgesamt also ein rundes Bild.
Ob, dass auch dann gilt, wenn man ein Buch mit roten Einband mit sich führt.? Jetzt wo du es sagst fällt mir auf, dass ich die letzten Male als ich in der Bahn von Frauen angesprochen wurde, ich ein Buch mit roten Einband gelesen habe.
@Robert Michel
Eine Studie wäre interessant. Allerdings kenne ich einige rote Bücher, die aufgrund ihres Inhalts wieder Abzüge geben könnten 😉
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okay, uralter Thread, aber der Vollständigkeit halber, falls mal einer via google (wie ich soeben) hier reinstolpert:
Es gibt da noch die Theorie, dass rote Schwellungen an strategisch wichtigen Körperstellungen Paarungsbereitschaft und damit sexuelle Attraktivität vermitteln.
Quelle: http://psp.sagepub.com/content/40/10/1260
@kardamon
Ah, danke, klingt interessant:
http://psp.sagepub.com/content/40/10/1260
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