Evolutionary Psychology Bingo

Das der Feminismus keine biologischen Erklärungen mag ist bekannt. Damit man sich gar nicht groß damit abgeben muss gibt es auch gleich das „Evolutionary Psychology Bingo“ auf das man dann einfach nur noch verlinkt. Das ist zwar kein Argument (es sei denn man sieht „ein von uns übertriebener Teil ist falsch, also muss die ganze Fachrichtung falsch sein“ als Argument an), aber das macht ja nichts.

Schauen wir es uns mal an:

Evolutionary Psychology Bingo
Evolutionary Psychology Bingo

gefunden über kiturak (wo man das Wort Biologie noch nicht einmal denken darf), haiwen (Helga von der Mädchenmannschaft), ursprünglich wohl punkassblog

Schauen wir es uns mal an:

  • Reference to Pinker: Ich nehme an, dass es sich um Steve Pinker handelt, dessen Buch „The Blank State“ ich bereits gekauft hatte und der auf meiner Leseliste steht. Pinker geht sehr in die auch von mir vertretene Richtung, da er davon ausgeht, dass unsere geistigen Fähigkeiten insbesondere auch durch sexuelle Selektion entwickelt wurden. Da dies Vererbbarkeit voraussetzt passt es natürlich nicht zur Queer Theorie.
  • Men evolved not to see dirt; they need their sharp eyes for hunting: Habe ich noch nichts drüber geschrieben, aber das Männer und Frauen anders sehen ist durch Test nachgewiesen. Frauen nehmen eher das gesamte Umfeld wahr (gut bei der Betreuung von Kindern und bei Fluchttieren) Männer eher den Teil direkt vor sich. Die gleiche Sichtweise findet sich in der Tat bei Raubtieren, so dass ein Zusammenhang mit der Jagd aus meiner Sicht wahrscheinlich ist. Ob Männer deswegen Dreck weniger sehen oder ob sie einfach eine andere Hemmschwelle gegenüber Dreck haben wäre ein anderes Thema
  • Women “naturally” desire men with high incomes: Es ist weniger hohes Einkommen als Status. In der Steinzeit gab es ja kein Geld. Man kann arm sein und trotzdem Status haben, aber natürlich kann Geld auch Status erzeugen. Das Frauen ein gewisses Mindesteinkommen zumindest ab einem gewissen Alter voraussetzen und grundsätzlich Reichtum bei Männern mögen sieht man schön hier, dass selbst Milliardäre Betas sein können erklärt Roissy hier.
  • “It can all be traced back to our savannah ancestors!”: Alles nicht, aber die Ursprünge vieler Sachen finden sich in der Tat dort. Die Ausgestaltung ist dann Kultur.
  • “Science isn’t PC”: Klar, nur weil es schön wäre, dass etwas so wäre bedeutet nicht, dass es auch so sein muss. Das ist allerdings ein gerne verwendetes Argument in feministischen Diskussionen. Das nicht immer das Gute gewinnt ist überall in der Natur so. Warum dies auf den Menschen nicht zutreffen soll ist mir ein Rätsel.
  • Euro-centrism: Der Vorwurf ist, dass bestimmte Verhalten als biologisch bedingt angesehen werden, obwohl sie nur auf Europäische Kulturen zutreffen. Das kann natürlich auch so sein, da es auch zwischen den Völkern genetische Unterschiede gibt. Häufig aber liegt es auch daran, dass das Grundprinzip durchaus wirkt, es nur in der Kultur anders ausgestaltet ist.
  • The gender dynamics of our savannah ancestors looked curiously like those of 1950s America: Das mag daran liegen, dass da die Geschlechterrollen noch wesentlich klarer waren und man sich heute mehr von ihnen entfernt hat. Allerdings sagt die Biologie ja auch nicht, dass Männer Versorger sind und Frauen zwangsläufig die Kinder erziehen müssen. Sie sagt nur, dass wir vom Körperbau und von vielen geistigen Anlagen eher auf diese Jobs, allerdings in ihrer frühzeitlichen Form ausgerichtet sind. Einige Probleme in der heutigen Zeit sind genau darauf zurückzuführen.
  • Complete misunderstanding of the mechanics of natural selection: Das würde ich eher der anderen Seite vorwerfen. Wenn da jemand eine Aufschlüsselung der Ersteller hat wäre ich dankbar. Häufig wird aber auch einfach vergessen, dass man nicht alles mit natürlicher Selektion erklären muss, sondern auch noch die sexuelle Selektion hinzukommt, die viele Punkte beim Menschen wesentlich besser erklärt.
  • Confusion over whether they’re rationalising polyamory or nuclear-family patriarchy, but whatever they’re rationalising, only men evolved to enjoy it: Es ist etwas verwirrend, aber natürlich haben beide Geschlechter damit zu kämpfen, dass sie Gene für Kurzzeit und Langzeitstrategien gleichzeitig in sich tragen. Aus Sicht des Mannes ist es langfristig gut eine langjährige möglichst hochwertige Partnerin zu haben, die treu ist und mit der er gemeinsam seinem Nachwuchs die besten Chancen auf den Weg gibt. Gleichzeitig schadet es in der Kurzzeitstrategie nicht möglichst viele Frauen zu schwängern, wenn dies die Langzeitpartnerschaft nicht belastet und keinen zusätzlichen Versorgungsaufwand über das leistbare hinaus bedeutet. Für Frauen ist es sinnvoll einen treuen Partner zu haben, der den Nachwuchs versorgt, aber dieser Nachwuchs muss nicht unbedingt von diesem Partner sein, wenn das die Langszeitpartnerschaft nicht gefährdet, sondern kann auch von einem höherwertigen Partner sein, der nicht in die Versorgung eingebunden ist. Zwischen diesen Positionen sind viele Varianten möglich. Warum diese der Frau keinen Spaß machen sollen sehe ich nicht
  • Men “naturally” desire skinny blonde 17-year-olds with symmetrical features: Muss ich hierzu was sagen? Ich würde die Altersspanne so bis 26 ziehen, aber man muss sich nur einmal auf den entsprechenden Seiten umschauen, dann wird man feststellen, dass junge Frauen hoch im Kurs liegen. Das Symmetrie attraktiv ist dürfte auch nicht problematisch sein. Das „All“ ist natürlich falsch. Zum Schönheitsideal habe ich ja bereits was geschrieben.
  • “I need to spread my seed! It’s a biological imperitve!”: Männer haben eine höhere Veranlagung dazu als Frauen. Deswegen haben sie eine höhere Libido entwickelt. Das heißt natürlich nicht, dass Frauen nicht auch fremd gehen (siehe gleicher Artikel) oder dass das jedes Fremdgehen des Mannes entschuldigt. Aber es erklärt immerhin die auf Männer ausgerichtete Sexindustrie.
  • All human behaviour is hardwired into our genes: Vieles an menschlichen Verhalten hat seinen Ursprung in den Genen.
  • FREE SPACE: is a male undergraduate who can’t get laid: Herrlich. In einem Bingo über Evolutionäre Psychology den Mann dadurch beleidigen zu wollen, dass er keinen Status hat (junges Semester) und keine Frauen bekommt (Bedeutung des Fortpflanzungserfolges für den Menschen wird betont) zeigt, dass auch die Erschafferin/der Erschaffer verstanden hat, wie man die evolutionäre Psychologie zu seinem Vorteil anwendet.
  • Breast-fetishism: Da Brüste sich durch sexuelle Selektion entwickelt haben (wie sonst?) sind sie ein Attraktivitätsmerkmal. Das mögen einige feministische Forscher anders sehen, haben dabei aber die falschen Fragen an Naturvölker gestellt, weil sie nicht verstanden haben, wie Attraktivitätsmerkmale funktionieren.
  • Pseudo-scientific justification of the status quo: Pseudo-scientific dürfte eher der Ansatz der Genderstudies sein, ein Fach, dass nicht umsonst den Philosophischen Fakultäten zugeordnet ist, weil man dort keine Beweise braucht.
  • Women like pink things, possibly because of berries in a forest:  Ich würde mich bei der Farbe gar nicht lange aufhalten. Meinetwegen kann rosa und blau Kultur sein. Das Frauen Farben anders wahrnehmen ist allerdings wieder eine andere Sache und ich könnte mir einen Zusammenhang mit den Beeren durchaus vorstellen. Das eine Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau bestand ist schon aufgrund der verschiedenen Körper sehr wahrscheinlich. Eine andere Erklärung ist, dass es das Einschätzen von Gefühlsregungen erleichterte (erröten etc) was für Frauen ebenfalls wichtiger wahr als für Männer.
  • “Natural” is always good, unless the evolutionary psychologist needs glasses, of course: Natürlich ist nicht gut oder schlecht. Es ist einfach. Und man muss sich mit gewissen biologischen Gegebenheiten abfinden. Männer werden zB immer ein anderes Verhältnis zu anonymen Sex ohne Bindung haben als Frauen, solange man nicht in die Körperchemie eingreift. Das bedeutet nicht, dass man alle Ausgestaltungen davon hinnehmen muss. Aber den männlichen Sexualtrieb abzuwerten und den weiblichen Umgang mit Sex als Normalfall anzusehen (hier ist der Mann nach meiner Meinung eher das „andere Geschlecht„) bringt die Menschheit auch nicht weiter.
  • “I can rotate three-dimensional objects in my mind and you can’t”: Wen „I“ ein typischer Mann ist und „you“ eine typische Frau, dann wird er 3D-Drehungen normalerweise besser hinbekommen als sie. Bei einer feminstischen Lesbe und einem sehr weiblichen Schwulen mag dies schon wieder anders aussehen.
  • “It’s a FACT. I don’t need to prove it”: Immer ein schlechtes Argument. Das schöne ist, dass man es in der Biologie weit aus weniger braucht als in den Gender Studies. Dort wird es aber auch ersetzt durch: „Man kann nicht beweisen, das deine Meinung richtig ist, weil man die Gesellschaft nicht ausschalten kann, also ist meine Meinung richtig“. Übersieht natürlich gerne, dass zwar Menschenversuche häufig nicht durchgeführt werden können, aber die Menschheit über Erberkrankungen häufig genug „Studiengruppen“ zur Verfügung stellt.
  • Most geniuses are men: Hab ich! Ist denke ich aber auch nicht wirklich streitig. Allenfalls die Erklärung dazu. Im Gegenzug gibt es auch mehr männliche Idioten.
  • “Fertility fertility peak attractiveness blah blah blah”: Sicher. Es mag hart sein sich das einzugestehen, aber es gibt wenig weibliche Sexsymbole über 40. Noch weniger, wenn man Botoxeffekte abzieht. Was sage ich überhaupt weniger, es gibt gar keine. Die hübschesten Frauen waren in ihrer Zeit immer in einem Alter, in dem sie sehr fruchtbar waren. Natürlich können ältere Frauen „für ihr Alter schön sein“ und eine reizende Persönlichkeit haben. Aber wenn man zwei Frauen mit für ihr Alter gleicher Schönheit nebeneinander stellt und eine ist 21 und die andere 45  und dann fragt, mit welcher wohl mehr Männer schlafen wollen, dann wird die 21jährige weit vorne liegen
  • A fetish for averaging: Mit dieser Formulierung scheint mir etwas Gutes in ein schlechtes Licht gerückt zu werden. Die Biologie sagt nämlich gerade nicht, dass Männer und Frauen immer und in jedem Einzelfall so oder so sind (was ja andererseits oben vorgeworfen wird) sondern immer nur im Schnitt (in average). Fetish ist da etwas hart, es ist eben eine Klarstellung.
  • Believes that women talk more than men, but for some reason won’t let you get a word in edgewise: Frauen reden insbesondere über andere Themen als Männer. Männer reden lieber über Sachthemen (zB Fußballfakten) Frauen über Gefühle und Personen. Ich denke, dass Frauen, sofern der Mann nicht sehr viel Sachthemen zu bereden hat, auch mehr reden. Der Fall, dass zwei Freundinnen zwei Wochen zusammen im Urlaub waren, nach Hause kommen, sich anrufen und erst einmal eine Stunde quatschen ist wahrscheinlicher als der gleiche Fall mit Männern. Auch das zwei Männer miteinander Schweigen wird eher vorkommen. Mir ist bewusst, dass es hier entgegenstehende Forschungen mit Aufzeichnungsgeräten gegeben hat. Allerdings ist auch hier die Auswahl der Kandidaten entscheidend. Männliche Frauen und weibliche Männer hätten eher eine gleiche Wortzahl. Zudem mag der Student ein anderes Gesprächspensum haben als der Durchschnittsmann über sein Leben. Ich finde hier die Forschung über die Abnutzung der Kiefergelenke bei Frau und Mann insoweit aussagekräftiger. Abgesehen von der oben genannten Studie scheint ansonsten dies auch in der Forschung durchaus die vorherrschende Meinung zu sein.
  • Rape is an adaptation: ich nehme an, dass dies auf das Buch „A Natural History of Rape: Biological Bases of Sexual Coercion“ abzielt. Man möchte rufen „Science is not PC“, aber das macht ja nur die Bingokarte voller. Das es den Genen des Mannes erst einmal egal ist, ob sie sich durch einvernehmlichen Sex verbreiten oder durch nicht einvernehmlichen ist für mich logisch. Entstehen aus einer Vergewaltigung regelmäßig Kinder, dann können sich Gene von Menschen, die vergewaltigen und damit auch damit einhergehende Eigenschaften ausbreiten. Gerade bei der Häufigkeit mit der im Feminismus von Vergewaltigungen ausgegangen wird („jede dritte Frau“) ist es eher verwunderlich, dass sie die dann Eintretenden biologischen Effekte, die dann daraus folgen müssen, nicht akzeptieren.
  • Uses the terms “human nature” and “science” in the same sentence yet manages to keep a straight face: Dieser Punkt sagt recht viel über die Qualität dieses Bingos aus. Der Mensch scheint einer Forschung und Wissenschaft nicht unterliegen zu können.