Butler und Patriarchat

Eine Aussage von Judith Butler zum Patriarchat:

Die politische Annahme, dass der Feminismus eine universale Grundlage haben müsse, die in einer quer durch die Kulturen existierenden Identität zu finden sei, geht häufig mit der Vorstellung einher, dass die Unterdrückung der Frau eine einzigartige Form besitzt, die in der universalen oder hegemonialen Struktur des Patriarchats bzw. der männlichen Herrschaft auszumachen sei. Allerdings ist die Vorstellung von einem universalen Patriarchat in den letzten Jahren auf breite Kritik gestoßen, weil sie unfähig ist, den spezifischen Vorgehensweisen der Geschlechterunterdrückug (gender oppression) in den konkreten kulturellen Zusammenhängen Rechnung zu tragen.(…) Zweifellos verleiht der Feminismus dem Patriarchat einen universalen Status, um den Anschein des eigenen Anspruchs, repräsentativ zu sein, zu stützen. Doch hat diese diese Dringlichkeit bisweilen zu dem Kurzschluß geführt, dass die Herrschaftsstruktur eine kategoriale oder fiktive Universalität aufweist, die die unterworfene Erfahrung, die den Frauen gemeinsam ist, produzieren soll.

Aus: Judith Butler: Das Unbehagen der Geschlechter, S.18

Butler ersetzt dies so wie ich es verstehe, später durch eine Heterosexuelle Matrix und Heteronormativität. Aber anscheinend sieht auch sie den Gedanken des Patriarchats als nicht gut durchdacht und eher als Propagandamittel an. Ihre Ersetzung halte ich allerdings für nicht viel besser, weil sie biologisch keinen Sinn macht. Aber dennoch finde ich den Satz recht interessant. Erstaunlich ist auch, dass in diesem Abschnitt kein einziges Fragezeichen vorkommt, das Lieblingssatzzeichen von Butler, mit dem sie wacklige Aussagen offen läßt, die Frage aber gleichzeitig als rhetorische Frage stellt.