Susanne Klinger von der Mädchenmannschaft schreibt über ihre Probleme einen nicht gepolstersten Bikini zu finden (gefunden über den Mädchenblog).
Das dies anscheinend nicht möglich ist liegt nicht etwa an den Wünschen der Frauen mit einem gepushten Bikini eine möglichst gute Figur zu machen. Wünsche von Frauen sind im Feminismus selten für etwas verantwortlich, was die jeweilige Autorin nicht gut findet. Der Unterdrückerframe leistet ganze Arbeit:
„Es geht nicht um Schutz, sondern darum, etwas „unsichtbar“ zu machen. (…) Irgendjemand hat ein Problem mit Brüsten, wie die Natur sie wachsen lässt. Weibliche Nippel sollen unsichtbar werden. Und in wattierte Förmchen eingepackt, wird die weibliche Brust normiert. Kleine, große, spitze, hängende, runde, schiefe, lustige oder flache Brüste sieht man immer weniger. Mit Pulli- und T-Shirt-BH sieht jede Brust, die einem auf der Straße entgegenkommt, gleich aus: fest, rund und mittelgroß. So wird Frauen eingeredet, das, was sie schon haben, sei nicht ganz so super wie das, was sie haben können.“
Das es die Frauen selbst sind, die einfach möglichst gut aussehen wollen, klingt nicht an. Die Modeindustrie, so scheint es, ist ebenfalls nicht, wie ich naiv gedacht habe, auf Profitoptimierung aus, sondern möchte Brüste normieren. Das sich ungepolsterte Bikinis einfach nicht mehr verkaufen und es deshalb nicht lohnt sie ins Sortiment zu nehmen? Unwahrscheinlich. Das dieser „Jemand“ die Frauen, die Bikinis kaufen, sind, klingt im Text ebenfalls nicht an. Stattdessen die Überlegung, dass es an der Zeit ist Bikinis zu verbrennen.
Jetzt könnte man sicherlich darüber reden, warum Frauen ihre Nippel nicht zeigen wollen und pushen. Dabei dürfte die Frage nach dem pushen schnell geklärt sein: Weil ein großer wohlgeformter Busen als attraktiv wahrgenommen wird.
Bei den Nippeln würde ich einmal praktische Gründe anführen: Größer machen und Nippel zeigen wäre kompliziert. Und zum anderen auf die größere Aussagekraft der Nippel abstellen.
Stehende Nippel können zum einen ein Merkmal von Erregung sein. Große Brüste sind ein Attraktivitätsmerkmal, stehende Nippel hingegen haben eine weitergehende Aussage, die die Frau vielleicht nicht tätigen möchte.
Zudem zeigt nasser ungepushter Stoff auch sehr viel. Was auch wieder einen sexuellen Beigeschmack hat. Gerade wenn gepushte Bikinis aufgrund ihrer Vorteile beliebt sind würde sich der Effekt der dann nur bei dieser Trägerin sichtbaren Nippel noch erhöhen. Ebenso würden ihre Brüste im Verhältnis kleiner und in der Form unangepasster werden. Im Krieg der Schönheitsideale entscheiden insofern die Frauen wie weit sie sich in ein Wettrüsten zwingen. Gleiches hatte ich schon zu hochhackigen Schuhen geschrieben. Dabei geht es wie so häufig im menschlichen Bereich darum ein Nash-Gleichgewicht zu finden. Nur ungepushte BHs ist ein solches Gleichgewicht, nur gepushte BHs ebenfalls.
Demnach hat der gepushte Bikini viele Vorteile: Er sendet Attraktivitätsmerkmale und spielt im Verhältnis zu anderen Bikinis die sexuellen Signale etwas herunter. Er vereint also in gewisser Weise den Madonna/Whore-Komplex in sich. Da beides gerade in Kombination eine sehr gewünschte Verbindung ist erstaunt nicht, dass sich der gepolsterte Bikini durchgesetzt hat.
Nachtrag: Der besprochene Beitrag ist jetzt auch bei der Mädchenmannschaft selbst als Blogbeitrag erschienen.
2. Nachtrag: Die Autorin hat ihn auch noch auf ihren Blog gesetzt