Gesellschaftlicher Status in Abgrenzung zu sozialem Status als Attraktivitätsmerkmal

Status / der Platz in der Hierachie ist aus meiner Sicht im Rahmen sexueller Selektion ein wichtiges Attraktivitätsmerkmal für Männer bei der Wahl durch Frauen geworden. Diese These hatte ich hier schon mehrmals ausgeführt.

Aus meiner Sicht ist das heute schwerer zu sehen (und wird vielleicht auch deswegen teilweise nicht akzeptiert), weil wir aufgrund der kulturellen Entwicklung in unserer Spezies teilweise ein erhebliches Auseinanderfallen von ein wichtigen Position im Konkurrenzkampf unter Männern und dem was Frauen als attraktiven Status wahrnehmen haben. Damit meine ich das folgende: Nehmen wir eine Jäger und Sammler Gruppe aus der evolutionär wirksamen prähistorischen Vergangenheit: Wir haben es hier üblicherweise mit Gruppen von maximal 150 Personen zu tun, die sich gut untereinander kennen. Die Hierarchien sind relativ flach und der Mensch ist noch wesentlich mehr Allrounder als heute. Jeder muss grundlegende Fähigkeiten wie Sammeln und Jagen haben (teilweise nach Geschlecht), dazu gegebenenfalls eine Spezialisierung zB auf bestimmte Tätigkeiten, sei es die Herstellung von Kleidung aus Fellen oder das Anfertigen von Waffen. Die Anerkennung für jede Fertigkeit ergab sich direkt aus der Wichtigkeit innerhalb der Gruppe bzw. auch dadurch, dass man die Ware gegen andere Waren mit befreundeten oder jedenfalls nicht befeindeten Gruppen tauschen konnte. Jeder wusste aber, was der andere konnte und welchen Platz er innerhalb der Hierarchie hatte. Wenn jemand jemanden anderem eine Anweisung geben konnte, weil er ein Anführer war, dann war dies keine abstrakte Position, sondern der andere musste sich entschließen, diese Position zu akzeptieren und der, der sich auf sie beruft musste die Fähigkeiten und/oder die soziale Einbindung haben, um diese Position zu halten. Aus der Position heraus folgt damit auch eine gewisse Anerkennung innerhalb der Gemeinschaft und damit tatsächlicher sozialer Status.

Das ist durch die gesteigerte Arbeitsteilung und die immer stärkere Anonymisierung durch immer größere Menschenansammlungen in vielen Fällen nicht mehr gegeben: Nehmen wir den Abteilungsleiter einer größeren Firma: Die Leute, die beruflich trifft, werden größtenteils andere sein als die, die er im Privatleben trifft. Seine „Privatfreunde“ bekommen insofern wenig von seinem Arbeitsleben mit, seine Handlungen wirken sich üblicherweise auf ihr Leben nicht aus. Er kann auch den Mitarbeitern in der Firma nur sehr eingeschränkt Anweisungen geben bzw. muss bei diesen noch nicht einmal einen hohen Status haben. Sie können ihn als nervigen Chef ansehen, der sie dank seiner zugewiesenen Position in bestimmten Fällen herumkommandieren darf, aber eben nur in einem bestimmten Maße und auch nur soweit die Arbeit betroffen ist. Auf einer privaten Ebene ist er ihnen bereits wieder gleichgestellt, er hat dort nur sehr eingeschränkt mehr Rechte. Auch andere Tätigkeiten können sehr abstrakt sein. Wenn jemand beispielsweise ein guter Programmier ist und darüber ein gutes Gehalt bezieht, dann kann er in seinem fachlichen Bereich sehr angesehen sein und sich auch einiges leisten können, zB an Statusobjekten.

Dieser Status überträgt sich aber nicht im gleichen Maße auf seine soziale Gruppe, also seine direkten Freunde. Denn sein Bankkonto bleibt sein Bankkonto, es hat auch keinen Einfluss auf das Leben derjenigen, die in seiner Gruppe sind. Während früher eine Gruppe im ganzen davon profitieren konnte, dass sie einen besonders guten Jäger hatten oder jemanden, der besonders gute Kleidung macht oder der besonders spannende Geschichten erzählen kann, und dieser damit dann auch in der Gruppe ein besonderes Gewicht bekommen hat, findet diese Übertragung in unserer Welt quasi nicht mehr statt. Wir ergänzen uns als Gesellschaft, aber diese ist zu groß geworden als das diese Ergänzungen noch direkt wahrnehmbare Auswirkungen auf den anderen haben.

Demnach muss Status auch immer mehr zusätzlich erarbeitet werden, auf einer persönlichen Ebene, weil diese Übertragung nur noch mittelbar stattfindet. Und das kann ein großer Unterschied sein. Denn anziehend wirkt auf einer direkten Ebene nur der direkte Status in der Interaktion mit anderen Menschen, der aber immer weniger die Begleiterscheinung und auch immer weniger die Notwendigkeit oder die natürliche Folge der hohen Position ist. Es kann reichen ein sehr spezialisierter schlauer Mensch zu sein um eine gute Position zu finden, Charisma und Anerkennung folgen daraus aber nicht, weil die Position zu abstrakt ist. Diese Abweichung kann dann insbesondere in den persönlichen Beziehungen eine Rolle spielen. Beispielsweise wenn jemand, der eine hohe Position erlangt, in gewissen Ebenen eine hohe soziale Position hat, diesen Status aber in seinem Privatleben nicht hinreichend projizieren kann: Er wäre dann quasi nach Außen dem Status nach ein Alpha, nach innen aber quasi ein Beta. Krauser greift etwas ähnliches einem Beitrag bei sich im Blog auf:

It is in the nature of learning that concepts begin muddy and confusing, then gradually refine until you can simply and precisely understand them. So it is with two commonly equivocated concepts: alpha and abundance. Consider a fairly frequently-observed case where a guy is lacking any strong alpha qualities but gets laid a lot and treats girls with the classic IDGAF frame. How can this be so? Aren’t girls supposed to be fucking ALPHAS? (…) There are many situations in which a man can become The Chosen without requiring a fundamental change to his mindset. It’s like the difference between getting rich from building a business versus buying a lottery ticket. The bank balance is the same, no matter how it was obtained. I think this explains the common mis-identification of alphas as “any guy getting laid a lot”. Once a beta is living in abundance he will naturally take on the IDGAF mindset because it’s a result of options rather than internal referencing. He really has more female options than time and motivation to bang them all, so he can aggressively filter, go direct, and walk away at any point. (…)It is not a reason to abandon the quest for alpha (or in my case, sigma). And the reason is:

  1. Betas will always eventually lose abundance
  2. Betas will always get rolled by a predatory female

Da geht es zwar um etwas anderes, aber es steckt teilweise das gleiche Grundprinzip dahinter. Über Reichtum, Geld oder Ruhm nach außen kann man sicherlich Frauen anziehen. Einige davon werden den nach außen dargestellten Status interessant finden, andere werden schlicht „Gold Digger“ (bzw. predatory Females) sein. Jedenfalls kann auch jemand, der einen sehr hohen Status hat, dann unglückliche Beziehungen führen, weil die Frauen einen Star/Alpha erwarten, tatsächlich aber einen Beta bekommen. Weil sie diesen dann deutlich werdenden unterschiedlichen Partnerwert nicht kompensiert bekommen und insofern indirekt mehr zu verlieren haben, hat der Partner dann die Hosen in der Beziehung an, obwohl nach außen der andere als der mächtigere erscheint.

Wenn also der „innere Status“ also der Status im Umgang mit anderen Leuten und auch die innere Wertschätzung dazu nicht passt bzw. der auf diese Weise erlangte Status von dem abweicht, den man innerhalb der Beziehung und im Umgang mit anderen Leuten zeigt, dann entsteht ein inkongurentes Bild:

  • Auf der einen Seite werden positive Eigenschaften signalisiert
  • Diesen stehen aber die negativen Signale aus dem dirketen Kontakt gegenüber.

Damit kann dann intern der Partnerwert des Mannes deutlich sinken, und sei es nur unterbewußt, weil er in dem persönlichen Kontakt keinen Status generieren kann.

Insofern könnte man zwischen äußeren Status und sozialen Status für die Kleingruppe unterscheiden. Ist letzeres nicht da, dann sendet dies starke Signale für eine unterbewußte Abwertung des Partnerwertes der jeweiligen Person. Denn der innere soziale Status ist, da er auf Leuten beruht, die denjenigen kennen, das ehrlichere Signal. Während der äußere Status also „Gute Gene“ sendet, sendet der innere soziale Status in solchen Fällen das Signal „schlechte Gene“. Und weil Eier teuer sind und Sperma billig besteht wohl eher eine Disposition, Signale für schlechte Gene höher zu bewerten.

Ich vermute, dass einige Männer mit guten Jobs in diese Falle fallen, bei denen sie für ihr Game zu hübsche Frauen heiraten, die dann nach einiger Zeit merken, dass die Anziehung weg ist, wodurch es zum Streit kommt und man sich scheiden lässt. Er findet es ungerecht, weil er ihr doch alles geboten und alles für sie gemacht hat. Sie findet es ungerecht, weil sie ja nichts dafür kann, er stellt sich eben auch wie ein kleines Kind an, wie soll sie ihn da attraktiv finden? „Game“ könnte man dann als die Kunst sehen, möglichst viele positive Signale gerade ausgerichtet auf die innere soziale Gruppe zu senden.

Natürlich kann beides auch zusammenfallen. Es fällt aber eben heute weitaus weniger automatisch zusammen als früher.